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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Vorfahren, auch wenn sein Akzent hawaiianisch war. Er trug eine knielange Kakihose und Sandalen, die ihm rein gar nichts helfen würden, wenn er um sein Leben laufen musste. Er hatte ein rundes Gesicht und sah mich so freundlich an, dass ich sofort mit den Zähnen knirschte. Ich hatte schnell gelernt, dass Leute, die mich freundlich ansahen, selten etwas mit mir vorhatten, was mir Spaß machte. Es war so etwas wie der natürliche Verfolgungswahn von Menschen, die nach ihrem Tod wieder ins Leben zurückgeholt worden waren.
    Shauns Hand krallte sich in meine Schulter. »He, Mann«, sagte er mit unverhohlenem Argwohn. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Der Fremde lächelte unbeirrt weiter. »Ich bin Dr. Joseph Shoji. Sie müssen Shaun sein. Wissen Sie, es hätte nicht besser laufen können, wenn wir alles so geplant hätten. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie wir euch beide zusammenbringen sollten, und dann starten Sie plötzlich diese Befreiungsaktion …«
    Der Rest des Satzes wurde abgeschnitten, als Shaun meine Schulter losließ, mich von sich wegstieß und sich auf Dr Shoji stürzte. Becks und Dr. Abbey sahen ungerührt zu, wie Shaun ihn gegen die Wand schleuderte. Sie kamen erst zum Halt, als Dr. Shojis Rücken gegen die Wand stieß. Ich gab einen erschreckten Laut von mir, der sich peinlicherweise wie ein Quieken anhörte.
    »Du Seuchenschutzarsch!«, knurrte Shaun.
    »Er gehört nicht zum Seuchenschutz«, sagte Dr. Abbey, doch Shaun hörte sie anscheinend nicht.
    »Ich setze auf den Verrückten«, sagte Becks.
    »Joey kann ganz schön gefährlich werden, wenn man ihn reizt«, wandte Dr. Abbey ein.
    Ich starrte sie an. »Was macht ihr beiden da? Bringt sie dazu aufzuhören!«
    »Püppchen, es gab nur einen Menschen auf der Welt, der diesen Kerl zu irgendetwas bringen konnte, was er nicht tun will, und dieser Mensch ist in Rauch aufgegangen.« Dr. Abbey sah mich abschätzend an. »Du kommst ihr recht nahe, aber du bist dir nicht sicher, ob es reicht, was? Jetzt lass mich schon dein Blut testen.«
    »Du bist wahnsinnig«, sagte ich und ging auf Shaun und Dr. Shoji zu.
    »Ich dachte immer, der Namenszusatz ›verrückte Wissenschaftlerin‹ besagt genau das«, meinte Dr. Abbey. Dann seufzte sie. »Sieh mal. Entweder du tust das, worum ich dich bitte, was wahrlich nicht viel verlangt ist. Oder du versuchst, Shaun davon abzuhalten, meinen Kollegen zu erdrosseln – als könnte Joey sich nicht selber wehren –, dann lasse ich dich auf der Stelle abknallen. Du kannst es dir aussuchen.«
    Mit brennenden Wangen murmelte ich: »Ich habe die Schnauze voll von Wissenschaftlern.« Dann klappte ich den Deckel der Bluttesteinheit auf. Ich drückte den Daumen auf das Testfeld und spürte, wie sich die Nadeln in meine Haut bohrten.
    Dr. Abbey nickte. »Gut. Immerhin kannst du Anweisungen befolgen. Das ist schon mal wichtig.« Sie steckte sich zwei Finger in den Mund und pfiff. Auf das Signal hin kam eine unglaubliche Schreckensgestalt den Korridor entlang getrampelt. Ihre Kiefer flatterten, und ihre Augen waren voller Bosheit.
    Unwillkürlich schrie ich auf. Kaum war der schrille Laut meiner Kehle entschlüpft, schämte ich mich dafür. Immerhin hatte er den unerwarteten Nebeneffekt, dass die Gestalt abrupt stehen blieb. Der riesige schwarze Hund hielt den Kopf schief und sah mich an. Shaun ließ Dr. Shoji los, wirbelte herum und blickte mich erschrocken an.
    »George? Was ist?«
    Stumm deutete ich auf den Hund.
    »Oh.« Blinzelnd ließ Shaun Dr. Shojis Kehle los. Der hawaiianische Virologe entfernte sich hastig einen Schritt von ihm. »Das ist doch nur Joe. Der tut dir nichts.«
    »Nur wenn ich es ihm befehle«, sagte Dr. Abbey und beugte sich vor, um mir die Testeinheit aus der Hand zu nehmen. Sie verzichtete darauf, sie einzutüten, sondern klappte lediglich den Deckel zu und steckte das Gerät in die Tasche ihres Kittels. »Joe, Platz!«
    Der Hund setzte sich, den Blick starr auf mich gerichtet. Etwas in seiner Haltung sagte mir, dass es zwar nicht sein oberstes Anliegen war, mir dir Kehle aufzureißen, dass er es aber tun würde, wenn Dr. Abbey es ihm befahl. Mich zu bewegen schien plötzlich eine aberwitzige Idee, etwas, was nur Geistesgestörte tun würden.
    »Sie sind ein wenig nervös, kann das sein?«, fragte Dr. Shoji, rieb sich den Hals und sah Shaun von der Seite an. »Haben Sie schon einmal die segensreiche Wirkung von Marihuana in Erwägung gezogen? Oder wenigstens daran gedacht, Ihren Koffeinkonsum zu

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