Blackout - Kein Entrinnen
Kathleen und die Techniker klebten mir Sensoren auf die Stirn.
»Da ist noch etwas, was Ihnen nicht besonders gefallen wird. Ich entschuldige mich dafür, aber ich versichere Ihnen, dass es notwendig ist, um exakte Ergebnisse zu gewinnen.«
Ich biss die Zähne zusammen und machte mich auf etwas Unangenehmes gefasst. »Und was ist das?«, fragte ich. »Muss ich Weihnachtslieder singen, während Sie meine Gehirnströme messen?«
»Das könnte unterhaltsam sein, und wenn es Ihnen beim Entspannen hilft, dann tun Sie sich keinen Zwang an. Aber nein.« Dr. Shaw zog eine Schere hervor und hielt sie mir vors Gesicht. »Das Haar hindert uns daran, die Sensoren an Ihrem Kopf anzubringen. Ich fürchte, ich muss das meiste wegschneiden, wenn wir eindeutige Ergebnisse haben wollen.«
Kurz starrte ich sie einfach nur an. Dann lachte ich. Und ich lachte immer noch, als sie anfing, mir die Haare abzuschneiden. Nur mit Mühe fand ich die Beherrschung wieder, als der Test beginnen sollte. Der wahre Test – der Test, ob ich den Seuchenschutz überlebte oder nicht – stand mir noch bevor. Aber allmählich hatte ich das Gefühl, dass die Chancen gar nicht so schlecht standen.
Probandin 7c reagiert weiterhin auf Anreize und fängt an, die Umstände ihrer Isolation zu hinterfragen. Sie – und es ist völlig unmöglich, eine geschlechtliche Spezifizierung wie auch eine Identifizierung zu vermeiden bei einer Testperson, die bereits so lange wach ist und interagiert – hält sich noch immer sehr an das vorgesehene Muster. Ihre Reaktionen bewegen sich eindeutig innerhalb der zulässigen Parameter. Vielleicht ein wenig zu sehr innerhalb der zulässigen Parameter; frühere Bedenken bezüglich Kooperationsbereitschaft und Fügsamkeit waren nicht unbegründet.
Womöglich ist es erforderlich, bald die 8er-Reihe herauszubringen. Ich werde 7c weiterhin beobachten und erforschen, aber ich glaube nicht, dass 7d wesentliche Verbesserungen in den problematischen Punkten bringen wird.
Aus einer E-Mail von Matthew Thomas,
23. Juli 2041.
Die Vorbereitungen für die Teilung unserer Gruppe sind nahezu abgeschlossen. Maggie betont nach wie vor, dass sie die Gruppe lieber nicht aufteilen würde. Insgeheim stimme ich ihr zu. Das ist der reine Wahnsinn. Wir werden uns verstreuen, und jeder von uns wird für sich alleine sterben. Und doch …
Es muss etwas geschehen. Sollte an Shauns paranoidem Geschwätz etwas dran sein und die Moskitos wurden tatsächlich genau zu der Zeit freigesetzt, als ein Nachrichtenzirkel zerschlagen werden musste – ein Zirkel wie jener, den wir starten wollten, als wir Memphis verließen –, dann ist es unsere Pflicht, einen Weg zu finden, um die Welt vor ihnen zu retten. Wie arrogant sich das anhört! »Um die Welt zu retten.« Ich arbeite nicht im Weltrettungsgewerbe. Ich bin Journalist.
Doch anscheinend hat die Welt andere Dinge vor. Morgen brechen Maggie und ich nach Seattle auf. Ich habe panische Angst, dass ich London und meine Frau vielleicht nie wiedersehen werde. Aber ein kleiner, verräterischer Anteil in mir jubelt. Denn ich hatte gedacht, wir würden nicht mehr in einem Heldenzeitalter leben.
Da habe ich mich wohl getäuscht.
Aus Fisch und Clips , dem Blog von Mahir Gowda,
23. Juli 2041. Unveröffentlicht.
6
Für die Entscheidung zum Losfahren waren nur wenige Sekunden nötig – gerade so lange, wie ein Gedanke braucht, um es von meinem Gehirn zu meiner großen Klappe zu schaffen. Die Abfahrt selbst dauerte dann aber länger. Dr. Abbey schickte uns nicht in den Tod. Im Gegenteil schickte sie uns mit dem ausdrücklichen Wunsch los, nicht zu sterben, wie sie mir nachdrücklich einbläute.
»Hier geht es nicht nur um Moskitos, Shaun«, hatte sie gesagt, während sie einen weiteren Bluttest gemacht und wieder mal ein negatives Ergebnis erhalten hatte. »Ich habe zwar nicht übertrieben, als ich euch die Ausbreitungsgebiete auf der Karte gezeigt oder als ich über die Anzahl der Menschen gesprochen habe, die ihr retten könnt, wenn ihr mir ein paar lebende Exemplare beschafft. Aber es ging nicht nur um die Moskitos.«
George hatte in meinem Innern einen Seufzer ausgestoßen und dabei so erschöpft geklungen, dass mir die Brust davon wehtat. Sie war tot. Eigentlich hätte sie nicht mehr erschöpft sein sollen. Aber sie war es, und ich war daran schuld, weil ich mich weigerte, sie gehen zu lassen. Sie will, dass du dich erneut infizierst.
»Willst du mich verarschen?«, fragte ich, zu entsetzt, um daran zu
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