Blackout - Kein Entrinnen
darunter einen Funkchip unter die Haut implantieren lassen, als sie noch in den Windeln gelegen hatte. Er verfügte nicht über eine Ortungsfunktion – Maggies turbulente Jahre, die Teenagerzeit, bevor sie Journalistin geworden war, waren der beste Beweis dafür, dass ihre Eltern sie diesbezüglich nicht angelogen hatten. Aber dank des Chips konnten sie nachts ruhig schlafen, da sie wussten, dass ihr einziges Kind noch am Leben war.
»Wir könnten ihn entfernen lassen.«
»Falls dieses Teil durch irgendetwas dazu gebracht wird, nicht nur meine Lebenszeichen zu versenden, sondern auch meinen Aufenthaltsort preiszugeben, wäre ich geliefert.« Maggie setzte sich neben mich. »Das wäre zu riskant.«
Ich sah ihr in die Augen. »Es wäre zu riskant, und du willst auch nicht wirklich untertauchen, stimmt’s?«
»Das ist es nicht! Sondern … es ist …« Sie holte Luft und bremste sich, bevor sie noch mehr herausließ. Schließlich nickte sie widerwillig. »Du hast recht. Ich will nicht untertauchen. Das will ich meinen Eltern nicht antun, und ich vermisse mein Zuhause. Ich vermisse meine Hunde, ich vermisse meine Fiktiven. Sie machen sich bestimmt große Sorgen. So etwas habe ich ihnen noch nie zuvor angetan. Alaric und ich haben darüber geredet. Es ist nicht schön … aber es muss sein.«
Sag ihr, dass du sie verstehst , verlangte George.
»Ich verstehe«, sagte ich, und obwohl George sie mir eingesagt hatte, waren die Worte aufrichtig. Maggie hatte viel aufgegeben, um so lange bei uns zu bleiben, mehr als alle meine Teamkameraden. Außer vielleicht Mahir. Alarics Familie wäre in Florida gewesen, ganz gleich, wo er arbeitete. Becks hatte seit Jahren nicht mehr mit ihren Leuten gesprochen. Darin ähnelte sie George. Wie sie stürzte sie sich auf jede Nachricht und kümmerte sich nicht darum, was sie dabei zurückließ. Maggie aber war anders.
Voller Hoffnung sah Maggie mich an, als könne sie kaum glauben, dass sie mich richtig verstanden hatte. »Ich weiß, dass ich dich enttäusche.«
»Das tust du nicht.« Ich bin nicht so der Typ für Umarmungen. Früher war ich einmal etwas körperlicher in meiner Zuneigung gewesen, zwar nicht sehr ausgeprägt, aber immerhin so, dass ich nicht als abweisend rüberkam. Denn das war Georges Rolle. Deshalb hatte ich die Umarmungen übernommen, die an sie gerichtet waren. Doch seit ihrem Tod war mir nur selten danach, jemanden in den Arm zu nehmen. Dennoch beugte ich mich nun zu Maggie hinüber, legte ihr den Arm um die Schulter und drückte sie kurz an mich. Die Situation schien es zu erfordern.
»Wirklich?«, flüsterte sie.
»Wirklich. Deine Eltern würden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dich wiederzufinden, falls du zu lange wegbleiben solltest. Das ist stark. Und wenn du mal drüber nachdenkst, ist es sogar mächtig beeindruckend. Becks wird von ihrer Familie verachtet. Alarics Familie ist tot. Mahirs Familie lebt in England und hält ihn wahrscheinlich für verrückt. Und die Masons …« Ich stockte.
»Es ist nicht deine Schuld«, sagte Maggie und füllte die entstandene Pause mit Worten, von denen sie glaubte, dass ich sie hören musste. »Sie waren schon zerstört, lange bevor du zu ihnen gekommen bist. Es ist nicht deine Schuld, dass du sie nicht heilen konntest.«
»Die Sicherheitskopie.«
»Was?«
»Die Sicherheitskopie!« Ich wandte mich zu ihr um und packte sie vor Aufregung bei den Schultern. »Wir haben ihnen eine Kopie unserer Dateien geschickt, als wir aus Memphis abgehauen sind. Da wir sterben würden, musste jemand die Informationen bekommen, richtig? Bloß habe ich Alaric gesagt, dass er die Dateien so krass verschlüsseln durfte, wie er nur wollte. Und die Masons haben nicht urplötzlich angefangen, Korruptionsfälle innerhalb der Seuchenschutzbehörde ›aufzudecken‹, also hat er die Teile vermutlich verdammt gut verschlüsselt.«
»Das ergibt für mich jetzt keinen Sinn«, sagte Maggie mit weit aufgerissenen Augen.
»Nein, versteh doch, das ist perfekt ! Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie Becks und ich in die Gefahrenzone gelangen könnten, ohne geschnappt zu werden, aber die Masons haben das Eindringen in Gefahrenzonen ja praktisch erfunden! Sie sind Vorreiter auf diesem Gebiet!« Ich lachte vor Erleichterung. »Wir müssen bloß an ihre Tür klopfen und ihnen anbieten, dass wir ihnen im Tausch gegen einen risikoarmen Trip nach Florida die Dateien knacken, und schon werden sie darauf anspringen. Sie müssen.«
»Und was, wenn
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