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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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auffällt.«
    Ich blinzelte sie verwirrt an, als Dr. Shaw mit einem Nicken sagte: »Gut.« Dann riss sie die widerspenstige Elektrode von meiner Stirn. Ich heulte auf und presste die Hand auf die schmerzhafte Stelle. Dr. Shaw sah mich ruhig und abschätzend an. »Hören Sie mir zu?«
    »Ja!«, keuchte ich und funkelte sie ein wenig an. »Ich habe Ihnen auch schon zugehört, bevor Sie mir die Kopfhaut abgerissen haben!«
    »Heute Nacht wird es eine Störung im EMP-Schild geben, sechs Minuten nach Mitternacht. Der Schichtwechsel findet eine Stunde früher statt, und Sie haben dreißig Minuten Zeit, bevor irgendjemand bemerken wird, dass die optische Observierung Ihrer Zelle ausgefallen ist.« Die Bestimmtheit, mit der sie das sagte, machte deutlich, dass sie diese kleine Rede nicht zum ersten Mal hielt. »Ihr Kontaktmann wird Sie abholen kommen. Es gibt da etwas, was Sie unserer Meinung nach sehen sollten.«
    »Elf Sekunden«, verkündete Kathleen.
    »Verstehen Sie das?«, fragte Dr. Shaw.
    Offensichtlich hatte sie das Zeitfenster für unser ungestörtes Gespräch so bemessen, dass ich keine Fragen stellen konnte. Das verstand ich jedenfalls. »Ja«, sagte ich, »ich verstehe.«
    »Gut.«
    »Vier Sekunden.«
    Dr. Shaw bückte sich, um die letzte Elektrode auf der Kinnunterseite abzulösen. Diesmal ging sie sanft vor, und der Schleim widersetzte sich nicht. Als sie zurücktrat, war die professionelle Kühle in ihren Blick zurückgekehrt. »Sie können sich wieder anziehen. Wir danken für Ihre Kooperationsbereitschaft.«
    »Klar, gern geschehen«, sagte ich und stand auf. Ich war erstaunlich wacklig auf den Beinen. Entweder hatte ich länger still gesessen, als ich geglaubt hatte, oder sie hatten dem Haftschleim irgendein Muskelrelaxans beigemischt. Womöglich beides. Kathleen reichte mir das Hemd, und gegen den Stuhl gelehnt zog ich es mir über. Mit Kleidern fühlte ich mich auch nicht besser. Wie die Untersuchungen von Dr. Shaw und ihrem Team zeigten, war ich hier immer nackt. Was machten Kleider schon für einen Unterschied, wenn die Leute hier in meinen Körper schauen konnten und ihn besser verstanden als ich selbst?
    Kathleen und Dr. Shaw warteten, bis ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. »Besser?«, fragte Dr. Shaw.
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Ziehen Sie sich fertig an. Ich werde die Tür entriegeln, bevor Dr. Thomas auf die Idee kommt, sie einzutreten.« Fast lächelte sie, als sie sich abwandte und mit knallenden Absätzen davonging.
    »Hier entlang«, sagte Kathleen und winkte mir, dass ich ihr folgen sollte – vermutlich für den Fall, dass ich vergessen haben sollte, wo der Schirm abgeblieben war, hinter dem sich mein dünner Seuchenschutzschlafanzug verbarg … und die Pistole, die Gregory mir hereingeschmuggelt hatte. Die wäre das Letzte, was ich vergessen würde.
    Um eine akkreditierte Journalistin zu werden, muss man Prüfungen im grundlegenden Umgang mit Schusswaffen und im Zielschießen absolvieren. Selbst wenn man nichts anderes vorhat, als zu Hause zu sitzen und für ein anonymes Publikum Artikel zu tippen, bedeutet die Bezeichnung »akkreditierte Journalistin« hinter deinem Namen, dass du einen Waffenschein hast. Und wenn man investigative Journalistin im Feld werden möchte, so wie ich eine bin – wie ich eine war –, muss man noch viel mehr solcher Prüfungen ablegen und den Umgang mit unterschiedlichen Waffenarten lernen. Shauns Interesse für die eher exotischen Schusswaffen ging mir stets ab, da ich mit den herkömmlichen Waffen gut klarkam, und seit ich meinen Schein bekommen hatte – in jenem Sommer war ich zwölf gewesen –, trug ich nahezu ständig mindestens ein Schießeisen mit mir herum. Zu wissen, dass ich wieder eine Pistole hatte, dass ich mich verteidigen konnte, falls es nötig wäre, veränderte eine Menge. Mit dem Hemd fühlte ich mich kein bisschen weniger nackt. Mit der Pistole aber durchaus.
    Kathleen wartete auf der anderen Seite des Schirms, während ich dahinter verschwand und meinen Schlafanzug anzog. Die kleine Kunststoffwaffe passte bestens unter den Saum meiner rechten Socke, und als ich erst einmal die Hose übergestreift hatte, sah man nicht einmal mehr die Ausbeulung. Solange ich mich natürlich verhielt, würde Dr. Thomas die Waffe nie bemerken. Wahrscheinlich hatte Gregory genau darauf gezählt.
    Gregory und der EIS. Es stand außer Frage, dass Dr. Shaw für den EIS arbeitete, und wenn sie für ihn arbeitete, dann taten es ihre Assistenten

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