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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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mich.
    Ich zog mich aus, wie ich es immer tat, streifte die Hose an den Beinen entlang hinunter und entledigte mich mit derselben Bewegung meiner Socken, sodass meine kleine Pistole unter dem Kleiderberg verborgen blieb. So musste ich, wenn ich fertig war, zwar wieder dieselben Kleider anziehen und den frischen Schlafanzug, den sie mir bereitgelegt hatten, zurück in mein Zimmer tragen, wo ich ihn unter der Bettdecke wechselte – aber das hatte ich als eine seltsame Art der Schamhaftigkeit verkaufen können … zumindest bisher. In Rekordzeit seifte ich mich ein und brauste mich ab. Dabei half mir, dass meine Desinfektionsdusche nur fünfzehn Sekunden dauerte – in diesem Punkt ließen sie die Regularien etwas schleifen, da ich nie auch nur in die Nähe einer Ansteckung gekommen war, seit ich wie Frankensteins Monster zum Leben erweckt worden war.
    George und die Wärter warteten vor dem Bad, als ich wieder herauskam. »Alles sauber«, verkündete ich und wischte mir die nassen Strähnen aus der Stirn. »Was ist jetzt mit den Schmerztabletten?«
    George nickte und bedeutete den Wachleuten mit einer Geste, dass es wieder zurück in mein Zimmer ging. Er hatte nicht zu viel versprochen: Mein Essen wartete auf einem Tablett auf mich, eine Tomatensuppe von der Farbe verdünnten Blutes und etwas, das wie ein gegrilltes Käsesandwich aussah. Krankenhausessen der Luxusklasse. Tomatensuppe und Käsesandwich schien es zu jeder zweiten Mahlzeit zu geben. Doch es störte mich nicht so sehr, wie ich erwartet hätte. Immerhin waren sie gut zubereitet, was man von den anspruchsvolleren Gerichten, die aus der Küche kamen, nicht immer sagen konnte.
    Auf dem Tablett lagen neben einem Glas Milch auch vier weiße Pillen. »Danke«, sagte ich, als ich mein Zimmer betrat.
    »Ich wünsche eine gute Nacht, Miss Mason«, sagte George. Die Tür ging zu, und er war weg.
    Ich setzte mich an den Tisch, legte mir die Pillen in die Handfläche und ließ sie mir in den Schoß fallen, während ich so tat, als schlucke ich sie. Das viele Weiß der Zimmereinrichtung half mir bei dem Betrug. Wer auch immer gerade die Georgia Mason Show auf den Überwachungsmonitoren mitverfolgte, musste schon äußerst genau hinsehen, um die weißen Pillen auf den Beinen meiner weißen Schlafanzughose zu erkennen, die ich mit einer weißen Serviette bedeckte.
    Die Suppe war offenbar erst Sekunden vor unserer Rückkehr auf den Tisch gestellt worden und noch heiß. Das passte nicht zu Georges Schätzung von zwölf Minuten. Entweder hatte er sich geirrt, oder er wollte mir tatsächlich mitteilen, dass ich bis Mitternacht warten sollte. Das war in Ordnung. Schließlich hatte ich nichts anderes zu tun.
    Als ich fertig war, kam ein Pfleger und räumte das Geschirr weg. Zu diesem Zeitpunkt waren die verschmähten Pillen bereits sicher im Saum meines Kissenüberzugs verstaut. Ich lächelte, er zuckte zusammen, und ich grinste noch breiter. Wenn diese Typen nicht mit den Ergebnissen ihrer verrückten Wissenschaft zurechtkamen, dann sollten sie eben auch keine Toten wiederauferstehen lassen. Der Pfleger hastete wieder hinaus, und ich bekam ein leises schlechtes Gewissen. Es war nicht seine Schuld. Nichts von alledem war seine Schuld. Die Befehle, die mein Dasein kontrollierten, kamen von viel weiter oben.
    Ich ging ein paar Mal im Zimmer auf und ab, um meine übliche Rastlosigkeit zu mimen, bevor ich ins Bett schlüpfte. In letzter Zeit schlief ich immer mehr, und jedes Zeitgefühl entglitt mir zusehends. Wenn die Sirenen sechs Stunden lang geschrillt hatten und erst seit eineinhalb Stunden wieder aus waren, dann war ich weniger als acht Stunden wach. Doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, und ich war erschöpft.
    Vielleicht taten sie mir tatsächlich etwas ins Essen.
    Dem pochenden Schmerz in meinem Kopf hatte ich es zu verdanken, dass ich lediglich döste. Als die Tür aufging, erwachte ich sofort. Blinzelnd setzte ich mich auf.
    »Hallo?«
    »Wir haben sechzehn Minuten«, sagte Gregory. Er blieb in der Tür stehen. Vielleicht war ihm die Gefahr zu groß, dass er in meinem Zimmer festsitzen würde, wenn die sechzehn Minuten um waren. »Es tut mir leid. Mehr konnte ich so kurzfristig nicht herausschlagen.«
    »Macht nichts.« Ich schwang die Beine aus dem Bett. Dabei zuckte ich ein wenig zusammen. »Haben Sie Schmerztabletten dabei, denen ich trauen kann?«
    »Ja, ich habe tatsächlich welche.« Gregory steckte seine Hand in die Tasche. »Ich habe sogar Wasser

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