Blackout
meines Verlegers anging.
Richard Collins. Professioneller Isolierband-Arbeiter. In der Tat, meinen Brotjob sollte ich so schnell lieber nicht kündigen.
Ich beschloss, dass ich mich nur noch für den Rest der Heimfahrt entmutigt fühlen durfte. Aber dann hielt ich meine Frist doch nicht ein. Für eine Zigarre auf der Veranda war ich zu fertig, also plumpste ich in meinen Lesesessel und ließ mir meine Missgriffe durch den Kopf gehen. Nach einer Weile wurde ich meiner selbst überdrüssig und machte den Fernseher an.
Geringfügige Niederschlagsmengen, übermäßiges Terroristengefasel. Wieder mal ein typisch amerikanischer Tag. Und möchte irgendjemand raten, was auf TNT wiederholt wurde?
Der betende Jäger.
Johnny Ordean trug wieder seinen schlecht sitzenden Priesterkragen und hielt den triefenden Kopf eines Schurken über eine versiffte Toilettenschüssel.
»Na los, spuck’s schon aus, oder wir spielen noch ein bisschen Taufe.«
Lieber Gott.
Das folgende Gegurgel setzte meinen Daumen auf der Fernbedienung in Bewegung. Ein Hurrikan mit einem verführerischen Namen wütete gerade an der Küste Georgias. Die Nachrichtensprecher ermutigten die Terroristen. Ein Teenager-Sänger hatte einen kleinen Blechschaden gehabt und ein Nachrichtenteam war vor Ort, um nur ja jeden zerbrochenen Scheinwerfer und jedes Schimpfwort aufzunehmen.
Während ich beschäftigt gewesen war, hatte sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit schon wieder neuen Zielen zugewandt.
Ich drückte den Aus-Knopf und saß mehr oder weniger im Dunkeln. Keine Stille ist so schwermütig wie die in einem leeren Haus, wenn der Fernseher ausgeht. Jetzt, wo die Medien mich nicht länger quälten, fühlte ich mich ausgeschlossen.
Die Rückenpolster meines Sofas, die Preston abgenommen hatte, hatten eine Erinnerung an Geneviève wachgerüttelt. Bevor wir einen Film oder eine Oper auf PBS ansahen, nahm sie oft die ganze verdammte Couch auseinander und arrangierte sämtliche Polster nach ihrem Geschmack, wie ein Kind, das sich eine Festung baut. Das führte meist dazu, dass wir am Schluss in einem Nest aus Wildlederimitat saßen, und sie saß erhöht mittendrin wie Cleopatra in ihrer Barke. Aus dieser königlichen Position musterte sie mich mit ihren flehenden französischen Augen.
»Ich arbeite dran«, rechtfertigte ich mich. »Jeder erleidet mal einen Rückschlag. Du erinnerst dich doch an Waterloo, oder?«
Sie löste sich in Luft auf, als mein Handy klingelte.
»Wer ist der Größte?«
»Barry Bonds?«, riet ich.
Ein angewidertes Geräusch. »Chic Bales heißt die richtige Lösung.«
Ich erzählte ihm von Richard Collins, dem unschuldigen, Marihuana rauchenden Home-Depot-Verbrecher.
»Nicht verzweifeln, kleiner Spatz. Ich habe einen Graffitikünstler für uns an Land gezogen. Bei Tagesanbruch reiten wir los.«
Nach dem Anruf starrte ich wieder aufs Sofa, aber Geneviève wollte nicht noch einmal erscheinen. Ich konnte es ihr kaum verübeln. Meine Gesellschaft gab wirklich nicht viel her, und es war immerhin nicht auszuschließen, dass ich ihr tatsächlich ein Filetiermesser zwischen die Rippen gestoßen hatte.
Im Obergeschoss döste ich ein, wachte zwischendurch aber immer wieder auf, und um ein Uhr morgens war ich plötzlich hellwach. Jedes Mal, wenn ich den Wind pfeifen hörte, dachte ich an eine Fliegengittertür, die aufgeschlitzt wird. Bei jedem Knarren im Haus stellte ich mir sofort einen Fuß vor, der vorsichtig auf den Boden gesetzt wird.
Ich stand auf, machte Licht an und holte ein paar übriggebliebene Sperrholzbretter aus der Garage, die ich kreuz und quer über die zerbrochenen Scheiben in meiner Haustür nagelte.
Als ich wieder im Schlafzimmer war, lag ich in der Dunkelheit und war umgeben von den vertrauten Schatten.
Du musst alles so annehmen, wie es kommt. Das einzig Wichtige dabei ist, dass du dich den Dingen mutig stellst und immer dein Bestes gibst.
Ich hatte ganz schön dumm dagestanden. Und das nicht zum ersten Mal. Ich hatte den ganzen Abend über Wasser getreten. Nicht, dass ich irgendetwas Besseres zu tun gehabt hätte. Ich hatte bei Cal eine Karte ausgespielt, die ich mir vielleicht besser für eine spätere Gelegenheit hätte aufsparen sollen. Aber was sollte ich mich jetzt darüber ärgern? Ich hatte noch mehr Asse im Ärmel. Der morgige Tag konnte uns vielleicht diesen Graffitikünstler bringen, der Augenzeuge gewesen war, oder auch eine weitere Leiche, oder auch einen Anstieg des Meeresspiegels, so dass wir alle
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