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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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ungenau und noch ganz subjektiv war, bereitete sie ihm Unbehagen; sie war bereits allzu wirklich geworden. »Oberleitungsbusse«, sagte er laut. »Trolley Dodgers.« Einhundert Jahre alt, mindestens. Das Wort blieb hartnäckig in seinem Bewusstsein hängen, er konnte es nicht vergessen.
    Â»Wie? Das ist doch der alte Name für die Brooklyn Dodgers.« Der Werkstattleiter warf Hammond einen misstrauischen Blick zu.
    Â»Lassen Sie uns nach oben gehen, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist – bevor wir nach Des Moines starten«, schlug Chip vor.
    Â»Wenn wir uns nicht bald auf den Weg machen, kann die Reise einen ganzen Tag, wenn nicht zwei Tage lang dauern«, sagte Hammond und dachte: Die Transportmöglichkeiten entwickeln sich ja zurück. Vom Raketenantrieb zum Düsenantrieb, vom Düsenantrieb zum Kolbenmotor, dann Dampflokomotiven, Pferdefuhrwerke … Nein, so weit kann es nicht
gehen. Aber ein vierzig Jahre altes Tonbandgerät haben wir bereits. Vielleicht also doch.
    Sie gingen zum Aufzug, Chip drückte auf den Knopf und sie warteten, beide nervös und schweigsam, beide mit den jeweils eigenen Gedanken beschäftigt.
    Als der Aufzug stoppte, machte er ein klapperndes Geräusch, das Hammond aus seiner Versunkenheit riss. Reflexartig schob er das Sicherheitsgitter zur Seite.
    Und sah eine Art Käfig vor sich, der mit poliertem Messing verkleidet war und an einem dicken Drahtseil hing. Neben dem Bedienungsgriff saß ein dunkeläugiger Fahrstuhlführer in Uniform und starrte sie gleichgültig an. »Gehen Sie nicht hinein«, sagte Hammond zu Chip. »Sehen Sie sich das an, was halten Sie davon? Können Sie sich an den Aufzug erinnern, mit dem wir sonst gefahren sind, mit hydraulischem Antrieb, automatisch arbeitend, absolut geräuschlos …«
    Er verstummte. Die Manifestation begann sich aufzulösen und der vertraute Aufzug kam wieder zum Vorschein. Aber er spürte immer noch die Präsenz des anderen, alten – der sich in die Randbereiche seiner Wahrnehmung zurückgezogen hatte und nun darauf wartete, dass seine und Chips Aufmerksamkeit wieder nachließ. Er will unbedingt wieder erscheinen, dachte er. Und wir können das lediglich verzögern, ein paar Stunden vielleicht. Der Prozess der Rückbildung wird stärker, Archaisches gewinnt schneller die Oberhand, als wir vermutet haben. Der Aufzug, den wir eben gesehen haben, muss an die hundert Jahre alt gewesen sein.
    Und doch hatte er den Eindruck, dass es möglich war, den Prozess unter Kontrolle zu halten. Zumindest ist es uns gelungen, den Aufzug wieder erscheinen zu lassen, dachte er. Wenn wir alle zusammenwirken, wenn wir als Einheit fungieren, nicht nur zu zweit sind, sondern zu zwölft …

    Â»Was haben Sie da eben gesehen?«, fragte Chip. »Weshalb sollte ich nicht in den Aufzug gehen?«
    Â»Haben Sie es denn nicht gesehen? Diesen antiquierten Käfig aus Messing, frühes 20. Jahrhundert? Mit dem Fahrstuhlführer auf seinem Hocker?« »Nein.«
    Â»Haben Sie überhaupt nichts gesehen?«
    Â»Doch, das hier.« Chip zeigte auf den Aufzug. »Den Aufzug, den ich jeden Tag sehe, wenn ich zur Arbeit gehe.« Er trat in die Kabine, drehte sich um und sah Hammond an.
    Also beginnen unsere Wahrnehmungen in verschiedene Richtungen zu laufen, dachte Hammond und fragte sich, welche Auswirkungen das haben mag. Von allen bisherigen Vorkommnissen seit Runciters Tod war dies das undurchsichtigste und Furcht einflössendste: Für jeden von ihnen verliefen die Rückbildungen in unterschiedlicher Geschwindigkeit – und er hatte das sichere Gefühl, dass Wendy Wright das unmittelbar vor ihrem Tod erkannt haben musste.
    Wie viel Zeit würde ihm noch bleiben?
    Plötzlich bemerkte er, dass sich eine unheimliche Kälte in ihm ausbreitete, eine Kälte, die ihn, wie er sich erinnerte, schon früher einmal befallen hatte – er musste an ihre letzten Minuten auf dem Mond denken. Es dauerte nicht lang, da griff die Kälte die Oberfläche sämtlicher Gegenstände um ihn herum an, breitete sich in Schwaden aus, bildete Blasen, die mit einem Seufzer zerplatzten. In die offenen Wunden wühlte sich die Kälte bis in das Herz aller Dinge. Vor seinen Augen wuchs eine Wüste aus Eis und ein Wind pfiff über die weite Ebene, in die die Realität sich verwandelt hatte; und Dunkelheit breitete sich aus, so weit seine Vision reichte;

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