Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
»dieser Manfred.«
»Also, er hat immer noch die Mutter«, sagte Glaub.
Arnie fuchtelte aufgeregt mit der Hand. »Es liegt ihnen aber nicht so viel an dem Kind, dass sie es zu Hause haben wollen â sie haben es in dieses Camp abgeschoben. Zum Teufel, ich werde den Jungen loseisen und herbringen lassen. Und Jack, Sie machen sich daran, eine Maschine zu bauen, die Verbindung mit ihm aufnimmt â sind Sie im Bilde?«
Nach einer Weile sagte Jack: »Ich weià nicht, was ich dazu sagen soll.« Er lachte kurz auf.
»Sicher wissen Sie das â verdammt, das dürfte Ihnen doch leichtfallen. Wie Sie sagen, sind Sie doch selbst ein Schizophrener.«
Interessiert wandte sich Glaub an Jack. »Stimmt das?« Er hatte schon unwillkürlich registriert, dass der Mechaniker bis in die Knochen verkrampft dasaÃ, während er an seinem
Drink nippte, die Muskulatur völlig verspannt, ganz zu schweigen vom asthenischen Körperbau. »Sie haben aber anscheinend gewaltige Fortschritte bei der Genesung gemacht.«
Jack hob den Kopf, begegnete seinem Blick und sagte: »Ich bin völlig genesen. Schon seit vielen Jahren.« Seine Miene war affektgeladen.
Niemand genest völlig, dachte Glaub. Aber das sagte er nicht; stattdessen sagte er: »Vielleicht hat Arnie recht. Sie könnten sich in den Autisten hineinfühlen, während das für uns das gröÃte Problem ist. Ein Autist kann nicht in unsere Rolle schlüpfen und die Welt so sehen wie wir, und wir können nicht in seine Rolle schlüpfen. Damit trennt uns ein Abgrund.«
»Ãberbrücken Sie diesen Abgrund, Jack!«, rief Arnie munter. Er schlug dem Mechaniker auf den Rücken. »Das ist Ihr Job, ich setze Sie auf die Lohnliste.«
Neid erfüllte Dr. Glaub. Er starrte in seinen Drink hinein und verbarg seine Reaktion. Aber das Mädchen sah es und lächelte ihm zu. Er erwiderte das Lächeln nicht.
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Während er Dr. Glaub beobachtete, der ihm gegenüber saÃ, spürte Jack Bohlen jene allmähliche Auflösung der Wahrnehmung, die er so sehr fürchtete, dieselbe Bewusstseinsveränderung, die ihn vor Jahren im Büro des Personalchefs der Corona Corporation heimgesucht hatte und die seitdem offenbar immer in ihm gelauert und nur darauf gewartet hatte, wieder hervorbrechen zu können.
Er sah den Psychiater im Lichte absoluter Realität: ein Ding, aus kalten Drähten und Schaltern zusammengesetzt, keinesfalls ein Mensch, nicht aus Fleisch und Blut geschaffen. Die fleischliche Hülle schmolz dahin und wurde durchscheinend, und Jack Bohlen sah das mechanische Gerüst darunter.
Aber er lieà sich seinen furchtbaren Bewusstseinszustand nicht anmerken; er nippte weiter an seinem Drink; er lauschte weiter dem Gespräch und nickte gelegentlich. Weder Dr. Glaub noch Arnie Kott fiel etwas auf.
Aber dem Mädchen. Sie beugte sich vor und flüsterte Jack ins Ohr: »Ist Ihnen nicht gut?«
Er schüttelte den Kopf. Nein, wollte er damit sagen. Mir ist alles andere als gut.
»Setzen wir uns ab«, flüsterte das Mädchen. »Ich ertrage es auch nicht.« Laut sagte sie zu Arnie: »Jack und ich lassen euch beide jetzt allein. Kommen Sie.« Sie tippte Jack auf den Arm und erhob sich; er spürte ihre leichten, kräftigen Finger und erhob sich ebenfalls.
Arnie sagte: »Bleibt nicht zu lange weg«, und nahm sein ernstes Gespräch mit Dr. Glaub wieder auf.
»Danke«, sagte Jack, als sie den Gang entlanggingen, zwischen den Tischen hindurch.
Doreen sagte: »Haben Sie gesehen, wie neidisch er war, als Arnie sagte, dass er Sie einstellt?«
»Nein. â Glaub?« Aber es überraschte ihn nicht. »Das passiert mir immer wieder«, sagte er entschuldigend zu dem Mädchen. »Hat mit meinen Augen zu tun. Vielleicht Astigmatismus. Stressbedingt.«
»Möchten Sie an der Bar sitzen? Oder nach drauÃen gehen?«
»Nach drauÃen.«
Kurz darauf standen sie auf der Regenbogenbrücke, über dem Wasser. Im Wasser glitten Fische dahin, leuchtende und verschwommene, halbwirkliche Wesen, so selten auf dem Mars wie nur irgendwas. Sie waren ein Wunder in dieser Welt, und als Jack und das Mädchen hinabsahen, spürten sie es beide. Und ohne es aussprechen zu müssen, wussten auch beide, dass sie den gleichen Gedanken hatten.
»Schön hier drauÃen«, sagte Doreen endlich.
»Ja.« Er wollte nicht
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