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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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nicht alles kaputtmacht. Aber die Stimmen waren leiser geworden, und jetzt döste sie wieder friedlich vor sich hin.
    Er ist wirklich ein feiner alter Herr, dachte sie. Ähnlich wie Jack, nur entschiedener in seiner Haltung.
    In letzter Zeit, seit er für Arnie Kott tätig war, hatte ihr Mann sich verändert. Das lag zweifellos an dem grausigen Auftrag, den er bekommen hatte; der stumme, autistische Steiner brachte sie ganz durcheinander, und sie hatte es von
Anfang an bedauert, dass er aufgetaucht war. Das Leben war auch ohne ihn schon kompliziert genug. Der Junge ging im Haus aus und ein, huschte immer auf Zehenspitzen umher, und seine Blicke schossen durch die Gegend, als ob er Dinge sähe, die gar nicht vorhanden waren, Töne vernahm, die außerhalb des normalen Hörbereichs lagen. Wenn man nur die Zeit zurückdrehen und irgendwie Norbert Steiner wieder zum Leben erwecken könnte! Wenn …
    In ihrem drogenumnebelten Verstand sah sie blitzartig diesen untauglichen kleinen Mann vor sich auftauchen, der morgens mit seinen Koffern voller Waren aufbrach, ein Handelsreisender, der seine Runde machte, mit Yoghurt und Portweinsirup.
    Ob er noch irgendwo am Leben ist? Vielleicht konnte Manfred ihn sehen, und er war genau wie der Junge – Jacks Meinung nach – in einer verzerrten Zeit gefangen. Das gäbe eine schöne Überraschung, wenn sie mit dem Jungen Kontakt aufnähmen und herausfänden, dass sie das traurige kleine Gespenst wiedererweckt hatten … Aber wahrscheinlicher ist wohl, dass sie mit ihrer Theorie recht haben und es das Bevorstehende ist, er sieht das Bevorstehende. Sie werden bekommen, was sie wollen. Warum Jack? Warum liegt dir so viel daran, Jack? Gibt es ein Einvernehmen zwischen dir und diesem kranken Kind. Ist es das? Oh … Ihre Gedanken verloren sich im Dunkel.
    Und was dann? Wirst du mich wieder mögen?
    Kein Einvernehmen zwischen Gesunden und Kranken. Du bist anders; das erdrückt mich. Leo weiß es, ich weiß es. Wirst du? Mich wieder mögen? Sie schlief ein.
    Â 
    Hoch am Himmel kreisten fleischfressende Vögel. Am Fuß des Gebäudes mit den vielen Fenstern lagen ihre Exkremente.
Er hob die Haufen auf, bis er mehrere davon in der Hand hielt. Sie gingen auf wie Teig, blähten sich, und er wusste, dass sich Lebewesen darin befanden; behutsam trug er sie in den leeren Flur des Gebäudes. Ein Haufen öffnete sich, bildete einen Spalt in der geflochtenen, haarknäuelartigen Flanke; er wurde zu groß, um ihn weiter halten zu können, und jetzt sah er es in der Wand. Eine Nische, in der es auf der Seite lag, der Spalt gerade breit genug, dass er das Wesen darin erkennen konnte.
    Kwatsch! Ein eingerollter Wurm aus nassen, knochenweißen Falten, der Kwatsch-Wurm im Innern des Menschen. Wenn doch nur die weit oben fliegenden Vögel ihn erspähen könnten und auffräßen, einfach so. Er lief die Stufen hinunter, die unter seinen Füßen nachgaben. Einige Dielen fehlten. Er sah durch das Sieb aus Holz den Boden darunter, die Höhle, dunkel, kalt und voll modrigem Holz, nur noch feuchter Puder, zersetzt von Kwatsch-Fäulnis.
    Hochgereckte Arme warfen ihn den kreisenden Vögeln entgegen; er schwebte nach oben und fiel doch zugleich. Sie fraßen ihm den Kopf ab. Und dann stand er auf einer Brücke über dem Meer. Haie zerteilten das Wasser mit spitzen, zerpflügenden Flossen. Er fing einen an der Leine, und mit weit aufgerissenem Rachen glitt er aus dem Wasser, um ihn zu verschlingen. Er wich einen Schritt zurück, doch die Brücke gab nach und sackte durch, sodass ihm das Wasser bis zur Taille stand.
    Jetzt regnete es Kwatsch; alles war Kwatsch, wohin er auch sah. Eine Gruppe derer, die ihn nicht mochten, tauchte am Ende der Brücke auf und hielt eine Schlinge aus Haifischzähnen in die Höhe. Er war der Kaiser. Sie krönten ihn mit der Schlinge, und er wollte ihnen danken. Aber sie zwängten ihm die Schlinge über den Schädel bis zum Hals und machten sich daran, ihn zu erdrosseln. Sie verknoteten die Schlinge,
und die Haifischzähne bissen ihm den Kopf ab. Erneut saß er in dem dunklen, feuchten Keller inmitten der puderigen Fäulnis und lauschte dem Schwappen der Gezeiten ringsum. Eine Welt, regiert von Kwatsch, und er hatte keine Stimme; die Haifischzähne hatten ihm die Stimme herausgebissen. Ich bin Manfred, sagte er.
    Â 
    Â»Glaub mir«, sagte Arnie Kott zu dem

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