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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Spott in den warmen braunen Augen des Anwalts sah.
    »Welchen Eindruck hatten Sie denn von ihr?«
    »Sie wirkte einsam und verzweifelt«, antwortete er.
    »Fürchtete sie um ihr Leben? Soweit Sie es beurteilen können?«
    »Soweit ich es beurteilen kann, nein. Sie war völlig am Boden und verängstigt, aber mehr aus Schmerz – körperlichem und emotionalem – als aus Angst, getötet zu werden.«
    Helen lehnte eine zweite Tasse Tee ab, nahm sich aber noch einen Löffelbiskuit und bekam auch die zwei anonymen Briefe, die der Anwalt für sie geholt hatte, sorgfältig in eine Plastikhülle gesteckt.
    »Ich nehme an, Sie brauchen meine Fingerabdrücke wegen des Ausschlussverfahrens«, sagte er. »Bitten Sie Ihre Kollegen, mich zu kontaktieren, um einen Termin zu vereinbaren?«
    »Mach ich«, sagte Helen. »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen«, sagte Allbeury.
    »Wissen Sie, warum dieser anonyme Briefschreiber sich ausgerechnet an Sie gewandt hat?«, fragte Helen, während sie zum Aufzug gingen.
    »Schwer zu sagen, weil ich nicht weiß, um wen es sich handelt«, sagte Allbeury.
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    »Offensichtlich jemand«, sagte Helen, »der von Ihrer Vorliebe weiß, unglücklichen Ehefrauen zu helfen.«
    Allbeury blieb etwa fünf Meter vor dem Aufzug stehen.
    »Sie sind skeptisch.«
    »Ein wenig, ja.«
    »Vielleicht sollte ich Sie beruhigen.«
    »Können Sie das?«
    Sein Lächeln war bedauernd. »Ich kann Ihnen sagen, dass ich tatsächlich nichts weiter getan habe, als mehreren Frauen meinen juristischen Rat zur Verfügung zu stellen, kostenlos und ohne die bürokratischen Hindernisse der öffentlichen Rechtshilfe.«
    »Und das ist wirklich alles, was Sie diesen Frauen anbieten?«, fragte Helen leise.
    Allbeury trat vor und drückte auf einen Knopf neben der Fahrstuhltür. Die Tür glitt nahezu geräuschlos auf.
    »Was sollte da sonst noch sein?«, fragte er mit einem Lächeln.
    Helen hatte Ally King bereits gebeten, sowohl Allbeury als auch Novak durch HOLMES laufen zu lassen, die Datenbank des Innenministeriums, doch es hatte sich nichts ergeben, das einen der beiden Männer mit einem aktenkundigen Verbrechen in Verbindung brachte. Der eine war ein erfolgreicher, auf seinem Gebiet sehr angesehener Mann, der andere weniger auffallend, und keiner der beiden war vorbestraft.
    Helen hielt Mike Novak für ein ebenso offenes Buch, wie wohl jeder Privatdetektiv es war. Er war nur zwei Jahre lang Polizist bei der Metropolitan Police gewesen, und seine Akte war tadellos, wenn auch mit der Bemerkung versehen, dass Novak zwar engagiert und intelligent, aber auch allzu kritisch der Bürokratie gegenüber und manchmal übermäßig sensibel war – was genau mit dem Eindruck übereinstimmte, den Novak Helen bei ihrer kurzen Begegnung vermittelt hatte: offen, 99
    hilfsbereit, entsetzt über Lynne Bolsovers Tod – und glücklich verliebt in seine Frau Clare.
    Robin Allbeury verwirrte sie weit mehr. Seine Ausbildung und Karriere waren ausführlich dokumentiert, doch der Rest lag ziemlich im Dunkeln. Er war zweiundvierzig Jahre alt und nie verheiratet gewesen, aber mit ziemlicher Sicherheit heterosexuell. Anfang der Neunziger war er häufig mit Frauen gesehen worden – zum Teil nachzulesen in der Boulevardpresse, denn er hatte in dieser Zeit diverse High-Society-Scheidungs-fälle vertreten und einige Bekanntheit erlangt. Die Damen an seiner Seite, stellte Helen fest, waren keine dekorativen Püppchen gewesen, sondern Frauen, die attraktiv, erfolgreich und meistens unabhängig waren. Abgesehen davon schien Allbeury sein Leben nicht an die Öffentlichkeit zu tragen. Er legte Wert auf seine Privatsphäre und war in der Lage, dafür tief in die Tasche zu greifen.
    »Allem Anschein nach«, sagte sie am Montag nach ihrem Termin im Shad Tower zu Ally King, »gibt es also nur zwei Männer, die von der schrecklichen Ehe dieser Frau wussten …
    die darauf aufmerksam gemacht wurden und versucht haben, ihr zu helfen, wenn auch vergeblich.« Sie zuckte mit den Achseln.
    »Wahrscheinlich lag es nicht an ihnen. Eine ungewöhnliche, merkwürdige Verbindung, aber sie sind höchstwahrscheinlich unschuldig.«
    »Es gibt noch nichts von der Spurensicherung wegen der Briefe«, sagte King. »Aber ich hake noch mal nach.«
    »Danke.«
    Als Constable King gegangen war, konzentrierte Helen ihre Gedanken wieder auf John Bolsover. Er war drei Jahre älter als seine Frau und sein Haar so kurz geschoren, dass die maus-braune Farbe fast nicht zu erkennen war. Nach seinem

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