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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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nahe. Es gab nichts Eindeutiges, weißt du. Ihre Geschichte hätte tatsächlich wahr sein können – die Verletzungen passten zu dem, was die beiden behaupteten. Und Gott weiß, dass Kinder ständig hinfallen.«
    »Aber du hast ihnen nicht geglaubt.«
    »Nicht so recht«, sagte Maureen. »Aber es war irgendwie seltsam. Normalerweise interessieren mich nur die Kinder – die Mutter, die so etwas zulässt, kümmert mich kein bisschen.«
    »Aber in diesem Fall war es anders?« Clares sanfte braune Augen blickten sie forschend an.
    »Ja. Sie schien zu leiden.«
    »Das schlechte Gewissen.«
    »Ja.«
    »Dann war sie es wohl nicht?«
    »Auf keinen Fall.« Maureen schüttelte den Kopf. »Himmel, diese Kleine ist mir ehrlich an die Nieren gegangen, Clare.« Sie hielt inne. »Und ihre Mutter ebenfalls.«
    »Glaubst du«, fragte Clare an diesem Abend beim Zubettgehen ihren Mann, »du könntest dir diese Leute mal ansehen?«
    »Was sollte das bringen?« Novak berührte den Bezug seiner Decke. »Der ist sehr hübsch.«
    »Ich habe ihn im Ausverkauf bei John Lewis bekommen.« Clare schaltete ihre Nachttischlampe aus. »Mike, glaubst du, du könntest das tun?«
    »Warum?« Er kroch unter die Decke, legte den rechten Arm um sie und zog sie an sich.
    »Falls du der Meinung bist, es könnte ein Fall für Robin sein.«
    »Du hasst Robin doch.« Novak war überrascht.
    »Ich habe nie gesagt, dass ich ihn hasse. Ich hab nur gesagt, dass ich ihm nicht recht traue.« Clare hielt inne. »Zumindest seinen Motiven nicht.« Sie rückte ein kleines Stück von Novak ab und stützte sich auf den linken Ellbogen. »Ich möchte, dass du mich bei dieser Sache ernst nimmst, Mike.«
    »Ich nehme dich immer ernst.«
    Sie legte sich wieder hin und versuchte, sich zu entspannen. »Also?«
    »Hat Maureen nicht gesagt, es gibt keinen Beweis, dass es nicht wirklich ein Sturz war?«
    »Dieses Mal nicht. Und das ist genau der Grund, weshalb jemand versuchen sollte, zu helfen.«
    »Bevor es ein nächstes Mal gibt.«
    »Ganz genau.«
    Novak starrte in die Dunkelheit und stellte sich ein kleines Mädchen mit dunklen, gepeinigten Augen und blauen Flecken auf dem Körper vor. »Ich liebe dich.«
    Clare tastete nach seiner Hand. »Ich liebe dich auch.« Sie hielt inne. »Also, tust du’s?«
    »Ich weiß nicht.« Novak hasste es, sie zu enttäuschen. »Sie hat nicht um Hilfe gebeten.«
    »Die Mutter, meinst du«, sagte seine Frau. »Das Kind auch nicht.«
    »Das Kind kann ja auch nicht, oder?«
    »Ganz genau«, sagte Clare noch einmal.
    Dann schliefen sie ein, doch Novak erwachte, als er Clare in einem Albtraum stöhnen hörte. Als er die Nachttischlampe anknipste, sah er Tränen auf ihren Wangen, und der Anblick schockierte ihn.
    »Geht es dir gut?«, fragte er sie am nächsten Morgen, als sie sich anzogen.
    »Bestens. Jetzt, wo ich weiß, dass du diesem kleinen Mädchen zu helfen versuchst.«
    »Ich sagte, ich weiß es noch nicht.« Novak zog den Reißverschluss seiner Hose hoch.
    »Ich wüsste nicht, was es schaden könnte«, Clare trug ein wenig grauen Lidschatten auf, »die Patstons ein bisschen unter die Lupe zu nehmen.«
    Er sah sie an. »Wolltest du nicht genau solchen Dingen entkommen, als du in der Notaufnahme gekündigt hast?«
    Clare setzte sich auf den Bettrand. »Ich mache mir Gedanken um die Frau, Mike. Wenn wir nicht versuchen, ihr zu helfen, mache ich mir nur noch mehr Sorgen.«
    »Und wenn ich herausfinde, dass es sehr schlimm ist, und wir trotzdem nichts tun können?«
    »Darum geht es Robin aber doch, oder?«
    Novak setzte sich neben sie und blickte ihr in die Augen.
    »Ist es nicht so?«, beharrte sie. »Kümmert er sich nicht um Frauen, die anders keine Hilfe finden?«
    »Auch Robin kann nicht jedem helfen«, sagte Novak.
    »Aber er kann es zumindest versuchen.« Clare hielt inne. »Sieh sie dir nur mal an, Mike. Bitte.«
    Novak betrachtete Clare. In diesem Augenblick war nichts Zerbrechliches an ihr.
    »Bitte«, sagte sie.
    Er lächelte. »Gib mir die Adresse.«

20.
    Die gesamte Lizzie Piper Roadshow versammelte sich zum ersten Mal am Sonntag, dem achtundzwanzigsten Juli in Vienne, südlich von Lyon. Lizzie und Susan waren von London hergeflogen und in einem Miet-Peugeot zu dem Haus am Stadtrand gefahren, das der Essen-und-Trinken -Kanal angemietet hatte. Richard Arden, der Produzent, Bill Wilson, der Regisseur und Gina Baum, die Regieassistentin, waren zwei Tage vorher im Eurostar nach Frankreich gereist und trafen am selben Tag wie Lizzie

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