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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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Perser zum mächtigsten Volk der Welt zu machen. Er hat ein starkes Heer und den Willen zu herrschen. Nun zieht er durch die ganze damals bekannte Welt, um ein Volk nach dem anderen zu besiegen. Schließlich kommt Kyros nach Assyrien. Im Lande Assyrien gibt es viele große Städte: Die berühmteste und wichtigste aber, wo sich auch die königliche Residenz befand, war Babylon. Babylon liegt in einer großen Ebene und hat eine Größe von hundertzwanzig Stadien auf jeder Seite, also das sind circa viereinhalb Kilometer, vier Mal so groß wie St.   Peter am Anger, auf jeder Seite!, und der Gesamtumfang beträgt vierhundertachtzig Stadien, das sind ungefähr achtzehn Kilometer, stell dir vor, so lang wie das ganze Angertal! Um sie herum läuft ein tiefer, breiter, mit Wasser angefüllter Graben.«
    »Mit Krokodilen?«
    »Mhm, das steht hier nicht, aber ich denke schon. Und nach dem Graben kommt eine Mauer, die fünfzig königliche Ellen breit und zweihundert Ellen hoch ist. Die königliche Elle ist aber um drei Finger größer als die gewöhnliche Elle. Das heißt, sie war in etwa fünfundzwanzig Meter breit und vierundneunzig Meter hoch.«
    »Wie hoch ist unser Haus?«
    »Also euer Haus ist circa acht Meter hoch, das heißt die Mauer war zwölf Mal so hoch wie euer Haus.«
    »Wow«, hauchte Johannes und verkroch sich noch tiefer unter dem Federbett. Er mochte den Geruch von Doktor Opas Bettwäsche, die sauberer roch als jene zu Hause.
    »Auf solche Weise war die Mauer von Babylon gebaut worden; die Stadt besteht aber aus zwei Teilen, die ein Fluß, der mitten hindurchfließt und den Namen Euphrat hat, voneinander trennt. Derselbe kommt aus Armenien, ist groß, tief und reißend; er mündet dann ins Rote Meer …«
    Je schläfriger der kleine Johannes wurde, umso plastischer erwachte Babylon vor seinen Augen. Bald verschwammen Erzählung und Traum, sein Großvater las von den Tempeln und Schätzen, vom geheimnisvollen Grab der Königin mitten im Torbogen der Stadt, und Johannes fühlte sich, als stünde er zwischen den kleinen Babyloniern, die dunkle Haut hatten, das Haar genauso schwarz wie die Augen und die Zähne trotzdem strahlend weiß. Er roch all die exotischen Gewürze, die auf einer Welle von warmer Luft die Stadt durchfluteten. Seine Lider klappten immer wieder nach unten, versuchten, offen zu bleiben, sein Blick klammerte sich an die Umrisse von Doktor Opa, sein weißes Haar, die glatte Haut, die Halbmondbrille auf der Nase, das goldene Kettchen, an dem sie befestigt war. Doch bald siegte die Müdigkeit, und Johannes nahm das Bild von Doktor Opa mit nach Babylon. Er bewegte sich durch die Stadt, sah die Esel und bunten Früchte, während Doktor Opas Stimme seine Reise begleitete, auch noch lange nachdem Johannes Gerlitzen das Buch zugeklappt, dem Kind einen Kuss auf die Stirn gegeben und das Leselicht gelöscht hatte. Johannes Gerlitzen ging noch nicht ins Bett. Die Markerfarbe auf den sezierten Hundespulwurmgliedern war in der Zwischenzeit eingewirkt, und so konnten diese nun eingelegt werden.
    Es war die ehemalige Greißlerglocke, die Johannes A. Irrwein zwei Stunden später aus dem Schlaf hochschnellen ließ. Der Regen klopfte an die Fenster, die Kirchturmglocke schlug drei viertel zwölf. Johannes A. Irrwein war sofort hellwach und tastete nach seiner Brille. Auch wenn es dunkel war, brauchte er das Gefühl der Klemme auf der Nase. Er schob die schwere Bettdecke von seinem Körper und tapste durch das stockfinstere Kabinett.
    »Ich komm sofort mit«, hörte er Johannes Gerlitzen mit gedämpfter Stimme sagen, als er sein Ohr an die Tür legte. Kurz darauf liefen zwei Paar Füße die Treppe hinab, die Klingel heulte nochmals auf und verstummte sogleich wieder. Johannes verließ das Kabinett, als er durch das Schlüsselloch Licht brennen sah. Der Junge wusste, dass Ärzte einen Eid ableisten mussten, zu jeder Tages- und Nachtzeit für ihre Patienten da zu sein. Es konnte zum Beispiel sein, dass ein Baby auf die Welt kommen wollte. Doktor Johannes Gerlitzen war der Meinung, dass Babys besonders gern dann geboren werden wollten, wenn alle schliefen. Johannes war stolz auf seinen Doktor Opa, ging zur Küchenzeile, trank ein Glas Leitungswasser und erinnerte sich, dass Schlammzeit war. Als ihm letztes Jahr einer der schlimmen Buben einen Schlammkugelball in die Haare geworfen hatte, hatte Doktor Opa erzählt, der Bub sei deshalb so blöd, weil er einen tumben Vater habe. Doktor Opa hatte Johannes in der

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