Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
nichts spüren, aber ich habe auch seinen Tod nicht gespürt. Er ist klug, Blair, und weiß sich zu helfen. Denk bloß an die Autoreifen.«
»Ja, er lässt sich nicht leicht reinlegen.«
»Ich weiß, wie es ist, sich um jemanden zu sorgen und Angst um sein Leben zu haben.« Aufmerksam beobachtete Hoyt die Umgebung, während sie zum Haus zurückgingen. »Wir können einander verteidigen, aber nicht beschützen. Glenna hat mich den Unterschied gelehrt.«
»Es gab noch nie jemanden, um den ich mir Sorgen machen konnte. Ich glaube nicht, dass ich besonders gut darin bin.«
»Ich kann dir versichern, dass du es sehr schnell lernen wirst.«
Als sie aus dem Wald traten, kam Moira ihnen entgegengerannt. Ihr Gesicht leuchtete vor Freude, und alle Angst fiel von Blair ab.
»Er kommt zurück!«, schrie sie. »Larkin kommt nach Hause.«
»Siehst du.« Hoyt legte Blair erleichtert den Arm um die Schultern. »Heute brauchst du dich nicht mehr zu sorgen.«
Es kostete ihn all seine Kraft, als Falke in der Luft zu bleiben. Schmerz und Erschöpfung wüteten in ihm und drohten ihm den letzten Rest seiner Kraft zu nehmen. Er hatte viel Blut verloren, und der Biss an seinem Nacken brannte wie Feuer.
Als er im Morgengrauen wieder seine eigentliche Gestalt angenommen hatte, war niemand – weder Mensch noch Vampir – zu sehen gewesen. Auf dem Felsen hatte sich Blut befunden, aber zu wenig, als dass alle, die er befreit hatte, tot hätten sein können.
Bestimmt hatten einige es geschafft. Und wenn es nur einer war …
Er taumelte, spürte, wie seine Flügel sich wieder in Arme zurückverwandeln wollten. Während er an Höhe verlor, flehte er den Falken an, ihn zu halten.
Dort ist der Fluss, dachte er. Der Shannon. Bald war er zu Hause.
Er rief sich Blairs Gesicht vor Augen, ihr Lächeln, ihre blauen Augen, die rasche Melodie ihrer Stimme. Er würde es schaffen, er würde auch den Rest der Strecke noch hinter sich bringen.
Sein Herz – das des Falken – schlug viel zu schnell. Jeder Atemzug war eine Qual, und alles verschwamm ihm vor den Augen. Das Gift, das der Kindervampir ihm eingeflößt hatte, begann zu wirken. Eine dunkle Schwäche wisperte in ihm.
Aber dann hörte er etwas anderes, etwas Stärkeres.
Du bist fast zu Hause, mein Falke. Halt durch, du hast es fast geschafft. Wir warten auf dich. Du bekommst ein Weltmeisterfrühstück – so viel, wie du essen kannst. Komm nach Hause, Larkin, komm nach Hause!
Blair. Er ließ sich vom Klang ihrer Stimme tragen.
Dort unten der Wald, der hübsche Bach, das Steinhaus
und die Ställe. Und dahinter lag der Friedhof, auf dem er noch nicht enden wollte.
Da! Da stand Blair, vor dem Haus, und blickte zum Himmel. Dort war Moira, seine Süße, und alle anderen au ßer Cian. Er schickte ein kurzes, inniges Dankgebet an alle Götter.
Und dann verließ ihn alle Kraft, und die letzten drei Meter stürzte er als Mann zu Boden.
»O Gott, o Gott!« Blair rannte zu ihm. »Wartet, seid vorsichtig«, rief sie den anderen zu. »Wir müssen sehen, ob er sich etwas gebrochen hat.«
Zusammen mit Glenna tastete sie ihn ab. Als ihre Finger über die offene Wunde hinten an seinem Nacken glitten, schob sie langsam seine Haare zur Seite.
Sie blickte in Moiras Augen, die in Tränen schwammen. »Er ist gebissen worden.«
»O Gott, o mein Gott. Aber er ist nicht verwandelt.« Moira schlug sich die Hand vor den Mund. »Er könnte ja nicht hier draußen in der Sonne sein, wenn sie ihn verwandelt hätten.«
»Nein, er ist nicht verwandelt. Und er hat nichts gebrochen. Allerdings ist er übel zugerichtet. Sein Puls ist ganz flach, Glenna.«
»Wir sollten ihn ins Haus bringen.«
»Er braucht etwas zu essen.« Moira eilte Hoyt und Blair, die Larkin vorsichtig hochhoben, voraus. »Etwas zu essen und zu trinken. Ich hole es ihm.«
»Legt ihn auf das Sofa im Wohnzimmer«, befahl Glenna. »Ich hole alles, was ich brauche.«
Sie legten ihn auf das Sofa, und Blair hockte sich neben ihn. Er war leichenblass. »Es ist alles okay, du bist zu Hause. Das ist das Einzige, was zählt. Du bist zu Hause.«
»Cian hat gesagt, er solle hiermit anfangen.« Moira kam
mit einem Glas Orangensaft. »Er braucht zunächst Flüssigkeit und Zucker.«
»Ja, gut. Halt ihm den Kopf. Na, komm, Falke, trink einen Schluck.«
»Wartet, ich versuche es hiermit.« Glenna kniete sich neben das Sofa. Sie nahm etwas Salbe auf die Fingerspitze und verrieb sie mitten auf seiner Stirn. »Auf die Chakras«, erklärte sie. »Damit
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