Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
Ärgerlich zupfte Moira eine Blüte von einem Strauch. »Ja, jetzt hast du Recht. Aber ich habe das Gefühl, ich habe mich seit unserer Ankunft hier um nichts anderes als um Regierungsgeschäfte gekümmert.«
»Das tut mir leid, aber diese Dinge sind eben auch wichtig. Du hast bereits die notwendigen Schritte eingeleitet, um die Leute aus dem Kampfgebiet zu evakuieren, und damit rettest du Menschenleben, Moira.«
»Ja, ich weiß. Aber …«
»Ich fange einen Vampir für dich – zwei, wenn ich es schaffe. Und du besorgst mir Leute, denen ich beibringen kann, wie man sie tötet. Aber jetzt muss ich mich erst einmal waschen. Ein Vampir würde mich aus zehn Kilometern Entfernung riechen.«
»Ich habe in deinen Gemächern ein Bad für dich vorbereiten lassen.«
»Ich habe gedacht, ich gehe schnell in den Fluss.«
»Bist du verrückt?« Moira lächelte sie an. »Um diese Jahreszeit ist das Wasser eiskalt.«
Moira war es immer unbehaglich, mit Cian zu sprechen. Nicht nur, weil er ein Vampir war; damit hatte sie sich abgefunden. Wenn sie darüber nachdachte, empfand sie es eher wie eine Art Krankheit.
Bei ihrer ersten Begegnung hatte er ihr das Leben gerettet, und seitdem hatte er ihnen immer wieder hilfreich zur Seite gestanden.
Seine Art hatte ihre Mutter ermordet, und doch hatte er
mit ihnen gekämpft und sein Leben – oder besser gesagt seine Existenz – riskiert.
Nein, dass er ein Vampir war, bereitete ihr eigentlich keine Probleme.
Und doch fühlte sie sich in seiner Gegenwart immer ein wenig unbehaglich. Sie war sich sicher, dass er es wusste oder zumindest spürte, denn er war ihr gegenüber stets kühler als zu den anderen. Ganz selten lächelte er sie an oder scherzte mit ihr. Nach dem Angriff vor ihrer Ankunft in Geall hatte er sie vom Boden aufgehoben. Seine Arme waren die eines Mannes. Fleisch und Blut, stark und real.
»Halt dich fest«, hatte er gesagt. Mehr nicht.
Sie war mit ihm zum Schloss geritten, und auch sein Körper war der eines Mannes. Schlank und hart. Das Herz hatte ihr bis zum Hals geschlagen, und sie hatte Angst gehabt, ihn zu berühren.
Was hatte er doch gleich in diesem scharfen, ungeduldigen Tonfall zu ihr gesagt?
»Jetzt halt dich schon endlich an mir fest, ehe du wieder auf deinen Hintern fällst. Ich habe dich schließlich noch nicht gebissen, oder?«
Sie war knallrot geworden vor Scham, was er in der Dunkelheit zum Glück jedoch nicht hatte sehen können. Sonst hätte er wahrscheinlich auch darüber noch eine Bemerkung gemacht.
Und jetzt musste sie zu ihm gehen und ihn um Hilfe bitten. Sie wollte es nicht Blair oder Larkin überlassen und schon gar nicht einem Dienstboten. Es war ihre Pflicht, mit ihm zu sprechen.
Sie musste ihn bitten, die Sicherheit und den Komfort des Schlosses zu verlassen und in dem fremden Land einen seiner Artgenossen zu jagen.
Und sie wusste schon jetzt, dass er es tun würde. Natürlich nicht für sie, nicht auf das Geheiß einer Prinzessin hin oder um einer Freundin einen Gefallen zu erweisen. Er würde es für die anderen tun. Für sie alle.
Sie ging alleine zu ihm. Ihre Hofdamen würden das sicher nicht billigen. Die Vorstellung, dass ihre Prinzessin sich alleine im Schlafzimmer eines Mannes aufhielt, würde ihnen unziemlich, ja schockierend vorkommen.
Aber solche Gedankengänge waren Moira mittlerweile gleichgültig. Was würden ihre Damen sagen, wenn sie wüssten, dass sie ihn einmal sogar mit Blut gefüttert hatte, als er verwundet war?
Wahrscheinlich würden sie kreischend die Hände vors Gesicht schlagen – zumindest die, die nicht sofort in Ohnmacht fallen würden. Aber schon bald würden sie sich mit solchen Dingen auseinandersetzen müssen und mit noch viel Schlimmerem.
Sie straffte die Schultern, als sie an der Tür zu seinem Zimmer angelangt war. Dann klopfte sie rasch und blieb wartend stehen.
Als er die Tür öffnete, sah sie Überraschung in seinen Augen aufblitzen, aber gleich darauf hatte er sich wieder in der Gewalt.
»Na, so was, ich habe dich ja kaum wiedererkannt. Euer Hoheit.«
Moira fiel ein, dass sie ja immer noch das Kleid und den Goldreif im Haar trug, und sie kam sich albern vor.
»Ich musste mich um Staatsangelegenheiten kümmern, und es wird von mir erwartet, dass ich korrekt gekleidet bin.«
»Und attraktiv noch außerdem.« Lässig lehnte er sich an den Türrahmen. »Ist meine Anwesenheit erforderlich?«
»Ja. Nein.« Warum nur kam sie sich bei ihm immer so
unbeholfen vor? »Darf ich
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