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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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Aussicht aus dem Hotelzimmer ist einfach perfekt.
    »Nicht so verkrampft, Xander«, sage ich irgendwann.
    »Was? Ich bin nicht verkrampft.«
    »Du siehst viel zu förmlich aus. Sollst du auf diesen Fotos nicht gerade Urlaub machen? Dann zeig das auch.«
    »Ich stecke in einem Anzug. Ich bin wahrscheinlich gerade auf einer Geschäftsreise oder so.«
    »Eine Geschäftsreise für zugeknöpfte Angestellte?«
    »Jetzt reicht’s aber!« Er lacht, und sowohl der echte Fotograf als auch ich machen noch ein paar Schnappschüsse.
    Gerade als ich denke, dass der Fotograf alle erdenklichen Fotos (und mehr als er brauchen kann) gemacht haben muss, öffnet sich die Tür zum Hotelzimmer und ein gut aussehender Mann mittleren Alters kommt herein. Xanders unterdrücktes Fluchen brauche ich gar nicht, um zu erkennen, dass es sein Vater ist. Die Ähnlichkeit ist offenkundig. Sie haben beide die braunen Augen und hellbraunen Haare, die hohen Wangenknochen und vollen Lippen. Und beide haben haargenau dieselbe Körperhaltung: als würde ihnen die ganze Welt gehören. Xanders Vater schaut sich im Raum um, dann bleibt sein Blick an mir hängen.

15.
    M r Spence nimmt mich volle dreißig Sekunden ins Visier, mustert mich kritisch von meiner sechs Monate alten und zu Hause geschnittenen Frisur bis zu meinen schäbigen Converse. Dann nickt er mir kurz zu, als Zeichen, dass er mich zur Kenntnis genommen hat. Ich ahne, dass er mich für die Assistentin des Fotografen hält, und wenn Xander es dabei belassen will, kann ich das bestens verstehen.
    Xanders Blick wandert zwischen seinem Vater und mir hin und her. Wenn ich mich schon so anstelle, ihn meiner Mom vorzustellen, was muss das für ihn wohl für ein Gefühl sein, mich seinem Vater vorzustellen? Ich halte meinen Mund und die Kamera fest umklammert.
    Mr Spence' Blick fällt auf den geöffneten Laptop in der Ecke. Der Fotograf, der höchstwahrscheinlich weiß, was gleich kommt, sagt: »Das sind erst die groben, unbearbeiteten Aufnahmen, aber Sie können sich gerne die Bilder anschauen, die ich bis jetzt gemacht habe.«
    Xander steht auf. »Tja, wir sind aber sowieso fertig.« Er geht in Richtung Schlafzimmer, und kurz bevor er die Tür erreicht, dreht er sich nach mir um und sagt »Caymen«, fast als würde er von mir erwarten, dass ich ihm wie selbstverständlich folge. Ich werfe ihm einen Bist-du-dir-sicher?- Blick zu und er streckt seine Hand aus. Mein Herz macht einen Satz und ich hole tief Luft und gehe auf ihn zu, bin allerdings nicht so dumm, nach seiner Hand zu greifen, als ich bei ihm bin. Ich gehe einfach an ihm vorbei ins Schlafzimmer. Er folgt mir und schließt die Tür hinter uns.
    Aus irgendeinem Grund bin ich außer Atem.
    Die Klamotten, die er vorhin anhatte, hängen ordentlich über einem Stuhl in der Ecke und er steuert darauf zu, wobei er leise Flüche ausstößt, die ich nicht verstehen kann. Als er aus seiner Anzugjacke schlüpft und anfängt, das Hemd darunter aufzuknöpfen, wird mir plötzlich einiges klar. Was, wenn er mich nur dazu benutzt, um seinem Vater die Wahrheit klarzumachen: ein weiterer Hinweis für seinen Dad, dass er nicht Teil seiner Welt sein will? Eine bloße Schachfigur in seiner Rebellion? Ist das der Grund, warum er sich mit mir abgibt? Sich mit dem Aschenputtel trifft? Das würde seinen Vater mit Sicherheit treffen.
    Ich drehe mich zur Wand, während Xander sich umzieht.
    Die Kamera hängt noch um meinen Hals, ich streife sie ab und fahre mit meinem Zeigefinger über den silberfarbenen Auslöser.
    »Keine Sorge«, sagt Xander, »ich ziehe mich nicht hier um. Ich gehe ins Badezimmer.«
    Aber als ich mich umdrehe, überzeugt davon, dass er schon weg ist, ist sein Hemd bereits komplett aufgeknöpft. Obwohl seine Klamotten über seinem Arm hängen und er auf dem Weg ins Badezimmer ist, werde ich knallrot, als mein Blick auf seinen nackten, gut gebauten Oberkörper fällt.
    Selbst nachdem die Badzimmertür bereits ins Schloss gefallen ist, schlägt mein Herz noch immer schneller. Ich wandere langsam im Zimmer auf und ab und versuche, mich zu beruhigen. Xander darf einfach nicht diese Wirkung auf mich haben. Ich werde es nicht zulassen.
    Die Möbel und das Bettzeug sind schöner als alles bei uns zu Hause. Ich streiche mit meiner Hand über den teuren Stoff. Als er angezogen wieder aus dem Badezimmer kommt, frage ich: »Xander, gehört dir die Kamera oder gehört sie dem Fotografen?«
    »Die gehört mir.«
    »Glaubst du, ich könnte sie mir für ein paar

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