Blaubeertage (German Edition)
Ahnung, was er damit reguliert, aber er weiß offensichtlich, was er tut. Skye steht auf und holt sich eine Cola aus dem Kühlschrank. »Möchtest du auch eine?«, fragt sie.
»Nein danke.«
Sie setzt sich wieder zu mir aufs Sofa. »Wie geht’s dir?«
»Gut.«
»Ich kann’s übrigens verstehen.«
»Was kannst du verstehen?«
»Das mit ihm. Ich kapiere, warum du ihn so magst. Er hat was.« Sie zeigt auf Xanders Rücken. Obwohl wir nicht besonders laut reden und Xander Kopfhörer aufhat, würde ich sie am liebsten zum Schweigen bringen.
»Ich hab’s dir doch schon gesagt. Es ist vorbei. Seine Freundin ist Schauspielerin, Skye.«
Sie verdreht die Augen. »Schauspielerinnen sind überbewertet. Du musst um ihn kämpfen.«
Ich stehe abrupt auf, um mich ein bisschen abzureagieren. »Das ist kein Wettkampf, in dem einer bereits gewonnen hat.«
Xanders Handy klingelt auf dem Tisch neben der Tür. Offenbar kann er es nicht hören, denn er zeigt überhaupt keine Reaktion. Ich stehe weniger als zwei Meter von seinem Handy entfernt. Ich bin neugierig und werfe einen Blick auf den leuchtenden Bildschirm. Das Bild fällt mir zuerst ins Auge: ein dunkelhaariges Mädchen, das lacht. Ich brauche gar nicht erst den Namen darunter zu lesen, um zu wissen, was da steht, aber ich tue es trotzdem. Sadie. »Siehst du?«, sage ich und schaue Skye mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Im Ernst?«
Ich nicke und dann, während ich einen Blick auf Xanders Rücken werfe und die Band hinter der Glasscheibe immer noch alles gibt, folge ich dem verrücktesten Impuls, den ich je hatte, schnappe mir das Handy und nehme den Anruf entgegen. »Hallo?«
Skye reißt ihren Mund dermaßen weit auf, dass ich befürchte, sie verrenkt sich ihren Kiefer.
»Hallo? … Xander? … Ich kann dich nicht besonders gut hören. Ich sitze im Auto.« Ihre Stimme klingt so normal. Ich kenne Sadie Newel aus ein paar Filmen und ihre Stimme klingt ganz anders als die Version aus dem Kino.
Plötzlich weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll. »Hier ist nicht Xander. Ich hole ihn.«
»Ich kann dich nicht verstehen. Was? Mist. Hör mal, die Verbindung ist schlecht, aber ich brauche dich, du musst deinen Zauber wirken lassen. Ich ruf dich an, sobald ich im Hotel bin.« Die Leitung ist tot und ich lege das Handy auf den Tisch zurück, als würde es gleich explodieren.
Skye kichert. »Du bist echt verrückt.«
»Sie wusste nicht, dass ich dran war. Sie ruft später zurück.«
Xander dreht sich in seinem Stuhl um und ich schnappe erschrocken nach Luft. »Möchte einer von euch mal hören?«, fragt er, nimmt den Kopfhörer ab und streckt ihn uns entgegen.
»Ja.« Skye springt auf und geht nach vorne. Nachdem sie es sich auf dem Drehstuhl neben Xander bequem gemacht hat und der Band zuhört, schwingt er herum und sieht mich an.
»Warum nicht das hier?«, frage ich und setze mich wieder auf das Sofa.
»Was?«
»Warum wirst du nicht Musikproduzent? Das macht dir wirklich Spaß, oder?«
Er rollt auf dem Stuhl vor, bis sich unsere Knie berühren. »Mein Dad würde für so etwas nie mit Geld rausrücken.«
Ich starre auf unsere Knie und frage mich, ob ich ihn mithilfe der Rollen des Drehstuhls wegschubsen soll. Ich verkneife es mir. »Aber das Studio hier hat er gebaut?«
»Mein großer Bruder spielt klassische Gitarre. Um seine Kreativität auszuleben. Als Hobby. Ich habe eine Menge Zeit mit ihm hier drin verbracht und den ganzen Kram gelernt. Aber in den Augen meines Vaters ist das keine Berufslaufbahn.«
»Ich dachte, es sei dir egal, was dein Vater denkt«, sage ich.
Er kneift die Augen zusammen, als würde er über die Frage nachdenken. »Vermutlich macht es mir etwas aus, was sein Geld denkt.« Er massiert sich den Nacken. »Ohne sein Geld komme ich nicht von ihm los. Das ist ein zweischneidiges Schwert.«
Ich verstehe, was er meint: Dass er Geld braucht, um aufs College zu gehen und seine eigene Berufslaufbahn einzuschlagen. Nur dann kann er selbst Geld verdienen. Aber ich frage mich, ob Xander wirklich nur ans Geld denkt. Er scheint sich gewaltig anzustrengen, seinen Vater auf die Palme zu treiben. Vermutlich liegt ihm durchaus daran, was sein Vater denkt.
Auf der anderen Seite der Glasscheibe singt Mason mit geschlossenen Augen. Es sieht lächerlich aus.
Xander klopft mit seiner zur Faust geballten Hand auf mein Knie und lenkt meine Aufmerksamkeit wieder zurück auf sich. »Ich freu mich, dass du hier bist. Ich hab nicht damit gerechnet …«
Ich
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