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Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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bellissima.»
    «Tschüs», röchelte ich - und zog los, mir einen Mann für eine Nacht zu suchen.
    Nach zwei Stunden und zwanzig Minuten war ich noch kein einziges Mal angesprochen worden. Na ja, doch, gegen halb eins hatte mich ein Typ gefragt, wo die Toiletten sind, aber ich fand, das zählte irgendwie nicht. Tina hingegen flirtete, was das Zeug hielt, und wurde ständig zum Tanzen aufgefordert. Ein Typ fragte sie, was sie trinken wolle. Sie erwies sich als sehr loyal, deutete auf mich und sagte, sie sei mit einer Freundin unterwegs. Daraufhin wurde ich mit eingeladen. Der Typ drückte mir einen Cuba Libre in die Hand, drehte mir den Rücken zu und sagte zu Tina, sie sei eine der faszinierendsten Frauen, die er jemals gesehen hätte. Ich stand da wie Doof vom Dorf und war den Tränen nahe.
    Mir war ja sowieso von Anfang an nicht nach einem One-Night- Stand zumute gewesen, versuchte ich mich selbst zu trösten. Aber es gelang mir nicht. Mir war nur allzu bewusst, was für eine Schmach es bedeutete, noch nicht einmal das bekommen zu können, was man gar nicht haben will. Ich sah, wie Tina ihren Typen anstrahlte, ihn wie zufällig am Unterarm berührte, während sie mit der anderen Hand unsittlich ihren Strohhalm streichelte.
    Bei ihr sah das alles total natürlich aus, und ich konnte dem Mann sogar von hinten ansehen, dass er den Geschlechtsakt am liebsten sofort auf dem Bartresen vollzogen hätte. Ich trank meinen Cuba Libre aus und beschloss, das Feld zu räumen. Geschlagen, erfolglos, allein.
    «Elli, komm, lass uns tanzen!»
    Tina griff nach meinem Arm, gerade als ich mich unauffällig verdrücken wollte. Sie zog mich auf die Tanzfläche, verdrehte die Augen und schrie mir ins Ohr: «Oh, Mann, war das ein Langweiler! Ich habe die ganze Zeit flehentlich zu dir rübergeblinzelt, damit du mich rettest.»
    «Aber du hast doch wie wild mit ihm geflirtet?»
    «Ja, das mache ich immer. Weißt du, ich kann Ablehnung nur schlecht vertragen, und da gehe ich lieber auf Nummer sicher und sorge dafür, dass ich auch dem letzten Deppen gefalle. Ich weiß, das ist nicht gerade ein cooler Zug von mir. Du bist cool, Elli, das bewundere ich an dir. Du stehst da lässig allein rum, und man sieht dir genau an, dass du ein gewisses Niveau hast und das auch von anderen erwartest. Mich sprechen die ganzen Blödiane an, die sich an dich nicht rantrauen.»
    So hatte ich den Sachverhalt noch nicht gesehen. Mir ging es schlagartig viel, viel besser. Meine hochwertige Ausstrahlung schreckte also all jene ab, die sowieso nicht in Frage kamen. Und dass mich heute Nacht noch niemand angesprochen hatte, bewies nur, dass sich in diesem Club ganz offensichtlich ein durchweg niveauloses Männerpublikum befand.
    «Du tanzt total toll!», schrie Tina. Ich fühlte mich unglaublich sexy und verführerisch und erwog sogar einmal kurz, wie in der «Cosmo- politan» vorgeschlagen, mir lasziv über den Busen zu streichen. Habe ich dann aber doch gelassen, denn in diesem Moment geschah etwas, was zu einer weiteren Katastrophe meines sowieso schon ramponierten Lebens führen sollte.
    Ich schaukelte gerade freizügig meinen Hintern hin und her - ich wog ihn sozusagen in der Sicherheit, dass er auf jeden Fall dick genug war -, als sich zwei Hände von hinten auf meine Hüften legten, mich jemand an sich heranzog und sich im Takt mit mir bewegte. «Endlich», dachte ich, «es ist so weit! Endlich einer, der sich traut! Endlich ein Mann mit meinem Niveau! Diese Nacht gehört dir, Fremder!»
    Ich drehte mich um und sah in die wässrigen Augen von Bert. Ich starrte ihn an wie einen Untoten, der gerade überraschend dem Erdreich entstiegen war.
    «Na, Elli, du machst aber gar keinen so kranken Eindruck», sagte er zweideutig.
    «Es war wohl nur ein kurzer allergischer Anfall», erwiderte ich und hielt verzweifelt nach Tina Ausschau. Sie musste mich hier al- lerschnellstens rausholen, denn offensichtlich hatte sich Blöd-Bert durch mein fahrlässiges Hinterngewackel ganz persönlich angesprochen gefühlt.
    Er tätschelte meine Schultern und sagte, ich sei wirklich die faszinierendste Frau, die ihm jemals begegnet sei. Dieser Satz schien heute Abend hier sehr beliebt zu sein. Ob sie am Eingang kleine Zettel an die männlichen Gäste verteilten mit dem Anmachspruch des Tages?
    «Bert, also weißt du, ich bin.», stammelte ich und sah erschrocken, wie sich sein Gesicht meinem langsam näherte.
    «Was bist du, Elli Dückers?»
    Er war mir jetzt so nah, dass ich

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