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Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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Mensch, der mit abstehenden Ohren geboren wurde, wird mich verstehen.
    Besorgt beobachte ich, wie meine Haut in dem warmen Wasser langsam aufweicht. Meine Finger sehen schon so schrumpelig aus, dass ich gar nicht mehr hinschauen mag. Mist, wenn Super-Nucki nicht bald aus seinem Becken steigt, dann löse ich mich hier in meine Bestandteile auf.
    Endlich, er geht! Ich warte sicherheitshalber noch ein paar Minuten, springe aus meinem Whirlpool, schlittere auf mein Handtuch zu und wickele mich so fest hinein wie eine Leiche in einen Orientteppich. Das wäre schon mal geschafft. Jetzt muss ich nur noch die zwanzig Meter bis zu den Damenumkleiden hinter mich bringen, dann bin ich in Sicherheit.
    Ich senke den Blick und marschiere los. Ich habe mal in einem Interview mit Til Schweiger gelesen, dass der immer, wenn er auf keinen Fall erkannt werden will, beim Gehen auf den Boden guckt. «Du musst Blickkontakt vermeiden», hat er gesagt, «sobald die Leute dir in die Augen schauen können, trauen sie sich auch, dich anzusprechen.»
    Boing!
    Ich bin schon fast bei den Kabinen angelangt, als ich frontal mit jemandem zusammenstoße. Na toll, davon hat der werte Herr Schweiger nichts erzählt, wie man Unfälle vermeidet, wenn man nicht geradeaus guckt. Ehrlich gesagt, bei meinem derzeitigen Pech hätte ich mich fast gewundert, wenn der Typ, gegen den ich gerannt bin, kein Bekannter wäre. «Hallo, Super-Nucki!»
    Ich weiß, ich weiß, genauso steht es auch in allen Büchern: Dann, wenn du nicht mehr hoffst, dann, wenn es dir langsam wieder besser geht und du an etwas ganz anderes denkst, dann geschieht das Wunder, auf das du gewartet hast. Ich starre auf mein Handy, und im ersten Moment kapiere ich gar nicht, was los ist. Was bedeutet das? Mein Traum ist wahr geworden. Welcher Traum nochmal? Der, an den ich in den vergangenen anderthalb Stunden zum ersten Mal seit Tagen nicht mehr gedacht habe. Ich muss mich hinsetzen und tief durchatmen.
    Beim Nachhausekommen hatte ich mein Fenster geöffnet, und das blaue Kleid hatte sich im Durchzug bewegt, als würde es bereits ohne mich die ersten Tanzschritte für den Wolkenball üben. Ich hatte es lächelnd angeschaut und noch eine Weile das Gefühl genossen, keine Herzschmerzen zu haben. Ich wusste, es würde nicht lange dauern, bis sie zurückkehrten.
    «Ach, hallo, Elli», hatte Nucki gesagt und sich die Schulter gerieben, gegen die ich, Til Schweigers Rat folgend, geradewegs gerannt war. «Bist du schon länger hier? Ich hab meine Linsen nicht drin, und dann erkenne ich die Leute immer erst, wenn ich einen Meter vor ihnen stehe.»
    «Klar, ich beobachte dich schon seit einer halben Stunde», sagte ich, erleichtert über seine Sehschwäche. Jetzt fühlte ich mich irgendwie im Vorteil.
    «Oh, wie unangenehm. Ich begegne, ehrlich gesagt, nur sehr ungern Bekannten in der Sauna.»
    «Das geht mir genauso. Vielleicht sollten wir einfach so tun, als würden wir uns nicht kennen, und diesen Zusammenstoß vergessen.»
    «Gute Idee. Lass uns sofort hier verschwinden und für alle Zeiten so tun, als sei nichts gewesen. Ich habe einen Wahnsinnshunger. Hast du Lust, noch was essen zu gehen? Gleich hier um die Ecke ist ein McDonald’s.»
    «McDonald’s?»
    «Oh, klar, verstehe, das ist nicht fein genug. Dann vielleicht in ein Sterne-Restaurant deiner Wahl?»
    «Quatsch, ich liebe McDonald’s!»
    Ich muss meinen Royal TS angestrahlt haben wie ein Hungernder am zwölften Fastentag seine erste Möhre. Ich hatte das volle Programm geordert. Mein Tablett quoll über, und Super-Nucki verbrachte die meiste Zeit seines Essens damit, mir erstaunt bei meinem Essen zuzuschauen.
    «So glücklich habe ich dich noch nie gesehen.» «So glücklich bin ich auch schon lange nicht mehr gewesen.» Und das stimmte. Und das, obwohl ich ungeschminkt war und meine Haare unbeaufsichtigt vor sich hin trockneten.
    Na ja gut, als Martin mich gegen Ende unserer ohnehin eher kurzen Beziehung in ein ungeheuer feines italienisches Restaurant ausgeführt hatte, war ich auch sehr, sehr glücklich gewesen. Wobei, wenn ich ehrlich bin, von wohl fühlen da keine Rede gewesen sein konnte. Martin hatte für mich Trüffel-Pasta bestellt, weil es die besten in ganz Hamburg seien. Nun, dazu hatte ich mich nicht geäußert, weil ich auch lieber gar nicht zugeben wollte, dass ich noch nie was mit Trüffeln gegessen hatte und statt Pasta eigentlich den Begriff Nudeln benutzte.
    Zunächst hatten die Spaghetti in meinen Augen noch völlig

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