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Blaulicht

Blaulicht

Titel: Blaulicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacke
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Schönsee und starrt durch die Windschutzscheibe. Von Böhmen quillt eine Wolkenmasse in den vor einer Stunde noch strahlenden Himmel. Knapp über ihnen kreuzt ein Schwarzstorch ihren Weg und schwebt mit langsamen Flügelschlägen dem Waldrand entgegen.
    »Ja, gibt’s das? Das ist ja ein ganz seltener Vogel! Hoppla!«
    Sie weicht einem grünen Monstrum von Traktor aus, der fast die gesamte Straßenbreite okkupiert.
    »Und ob du dein Gutachten«, insistiert Gloßner, »einen Tag früher oder später ablieferst, darauf kommt’s auch nicht mehr an. Ich weiß, auch das hab ich gestern schon gesagt.«
    Sie biegen in die Hauptstraße ein.
    »Gloßner, ich verstehe deine Botschaft sehr gut. Ich hab mich selber auf ein paar ruhige Tage mit dir gefreut. Aber da geht’s um mehr als um ein Gutachten und um Mattuschs Wochenende. Der klang, als mache er sich um ganz andere Dinge Sorgen. Wenn man dieses offenbar sowieso schon schwer gestörte Mädchen bis Montag womöglich sediert oder ans Bett fesselt, bricht sie völlig zusammen. Und damit auch die Ermittlungen, die mit ihr in Zusammenhang stehen. Muss ich hier abbiegen?«
    Gloßner brummt irgendwas Unverständliches und deutet mit ein paar Handkantenschlägen in die Luft »geradeaus« an.
    »Jetzt essen wir noch ein Paar von deinen Rosswürsten, spazieren ein Viertelstündchen durch dein geliebtes Schönsee, und wenn die Sache erledigt ist, schau ich wieder bei dir vorbei.«
    Zu spät merkt sie, dass sie mit Gloßner wie mit einem trotzigen Jungen spricht.
    »Erstens sind das nicht meine Rosswürste, und zweitens heißt der Ort nicht   Schön see, sondern Schön see .«
    Nach einem Knick verbreitert sich die Straße, und Kascha lässt den Wagen langsam an Geschäften, Cafés und Gaststätten entlangrollen.
    »Wo soll ich parken?«
    »Fahr vor bis zur Kreuzung, wo links die Straße nach Weiding abgeht. Rechts siehst du schon den Würstlstand.«
    Plötzlich ertönt von ganz nah ein Martinshorn. Vor ihnen knattert ein Halbwüchsiger auf seinem Moped von links in die Hauptstraße, gefolgt von einem Streifenwagen.
    »Was haben die denn vor?« In Gloßners Augen blitzt die Neugier. »Fahr denen mal hinterher, Kascha.«
    »Bitte, Gloßner! Ich mach doch jetzt keine Verfolgungsjagd quer durchs Schönseer Land!«
    »Maximal fünfhundert Meter«, prophezeit Gloßner, »dann ist sie zu Ende.«
    Die Hauptstraße schwingt sich in einer Kurve zum Ortsausgang. Kurz vor der Brücke über den Fluss sehen sie den Streifenwagen scharf links in eine enge Seitenstraße abbiegen. Kascha bremst.
    »Soll ich da wirklich hineinfahren?«
    Gloßners Lausbubenmiene lässt keinen Zweifel daran. Als sie am Ende der Gasse ankommen, ist alles schon geschehen. Der jugendliche Mopedfahrer braust über den Fußgängersteg, der hier die Ascha quert, biegt am anderen Ufer um die Ecke, und weg ist er. Die Streifenpolizisten haben ihren Wagen in einem hektischen Wendemanöver mit dem Heck gegen eine Hauswand gesetzt.
    Der stämmige schnauzbärtige Fahrer steigt aus und schreit »Di d’wisch ma schaa nu, Bürscherl! Himmelarsch!« Dann besieht er sich den Schaden und schnauft, als hätte er eben eine Verfolgungsjagd zu Fuß hinter sich. Im ersten Stock geht ein Fenster auf und ein wutroter Kopf erscheint.
    »Vor drei Doch hod d’Maler des ganze Haus nei gstricha!«
    Gloßner tritt näher und zeigt seinen Ausweis.
    »Grüß’ euch, Kollegen! Was war denn mit dem?«
    »Dou frougst nu?« erwidert der junge Beifahrer. »Ohne Helm af an frisiertn Moped mit oglofan Vusicherungskennzeichn!«
    Sein Kollege ist unterdessen in einen hitzigen Disput mit dem Hausbesitzer verstrickt. Gloßner stellt sich dumm.
    »Ja, dann müsst ihr doch unbedingt weiter hinterher!«
    Der Streifenpolizist winkt ab.
    »Öitz möin ma doubleim, bis Kollegen vu Schwandoaf do san und den Unfall afnehma. Scheiße!«
    Drei Minuten später spazieren Kommissar Gloßner und Psychologin Dr. Halbritter zum Bootssteg an der Ascha, jeder eine Rosswurstsemmel in der Hand.
    »Seit fünf Jahren ist die hiesige Polizeiwache zu«, doziert Gloßner, »alle paar Tage kommt einmal eine Funkstreife von Schwandorf rüber und dann glauben sie, sie müssen Präsenz zeigen, indem sie die Bauern auf dem Weg zum Feld anhalten und Führerschein und Fahrzeugpapiere kontrollieren. G’scheit recht geschieht’s denen.«
    Dabei macht er eine Miene, als wäre er mit Vergnügen selber der Mopedheld gewesen.
    »Falls du den Burschen in einer deiner hiesigen Stammkneipen

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