Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
dritte Brustwarze. »Die Straße runter ist ein Kino, The Standard. Sie zeigen unter der Woche französische Filme, aber …«
»Ich liebe ausländische Filme!«
»Natürlich.« Er zog an einer eigensinnigen Strähne meines Haars, die blond in der Sonne leuchtete. »Du bist Schwedin, stimmt’s?«
»Ich bin Finnin. Und Amerikanerin. Und weiß und schwarz. Und das eine schließt das andere nicht aus, ganz egal, was man dir beigebracht hat.«
Er grinste mich an, als wäre ich naiv, als wollte er mich bei Laune halten. »Sag was auf Finnisch.«
Ich sagte ihm, er könne mich mal.
»Und was bedeutet das?«
»Ich habe gesagt, dass du sehr nett bist.«
Er drehte den Kopf auf eine so niedliche Art, dass ich ein ganz schlechtes Gewissen bekam, weil ich ihn hochgenommen hatte. »Wenn du morgen um sechs vorbeikommst, dann koch ich was für dich, bevor wir gehen.«
»Süß.«
Ich gab ihm meine Telefonnummer, und er speicherte sie in seinem Handy. Es war schmal und grün wie ein Kletterfarn.
Das Geräusch quietschender Reifen zerstörte die Stimmung. Weit abseits der mit Fliegengittern geschützten Veranda fuhr der bekannte gelbe Jaguar mit quietschenden Reifen in die Auffahrt.
Wyatt half mir auf. »Ist das Rosalee?« Er drückte sein Gesicht gegen das Fliegengitter und versuchte, um die Ecke des Hauses zu sehen.
»Willst du sie kennenlernen?«
Er sah total nervös und aufgeregt aus, wie ein Mädchen, das zu seinem ersten Boy-Band-Konzert geht. »Ja, verdammt«, sagte er und folgte mir in die Küche.
Wir kamen gerade durch die Hintertür, als Rosalee die Wagentür zuknallte. Der Mann mit der Schlangenzunge stieg auch aus und blickte finster.
Als Rosalee in unsere Richtung stürmte, schrie Schlangenmann ihr nach. »Du gehst nicht einfach so weg! Was glaubst du eigentlich, wer zum Teufel du bist?« Er schnappte ihren Arm, und bevor ich mich regen konnte, drehte sich Rosalee um und stieß ihm ihr Knie in die Weichteile.
»Welchen Teil von ›es ist vorbei‹ verstehst du nicht?«, schrie sie.
Der schmerzverzerrte Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes vermischte sich mit Unglauben, als hätte sein liebster teetassengroßer Chihuahua plötzlich Reißzähne bekommen und ihm in den Arsch gebissen. Er glitt in seinem teuren, schicken Anzug zu Boden wie verschüttetes Öl.
Rosalee riss ihn hoch und schob ihn zu seinem Wagen. »Hau ab!« Sie trat sein rechtes Rücklicht mit ihren hochhackigen Schuhen aus. Doch bevor sie auch noch sein linkes erwischte, legte er den Rückwärtsgang ein und trollte sich.
Sie zog sich ihr winziges Kleid zurecht, sortierte ihr Haar und ignorierte Wyatt und mich, als sie an uns vorbei ins Haus ging.
Ich machte mir Sorgen, was Wyatt wohl über diese kleine Showeinlage denken würde, aber er strahlte und starrte durch die Glastür Rosalee hinterher. »Sie ist so der Hammer.«
Neid überkam mich mit überraschender Wucht. »Vielleicht ist das im Moment nicht so der richtige Zeitpunkt, euch miteinander bekannt zu machen.«
»Na gut«, stimmte er mir enttäuscht zu und stapfte die Stufen runter.
»Aber wir sehen uns morgen, ja?«
»Um sechs«, sagte er und ging zu seinem staubigen grünen Ford, den er am Straßenrand geparkt hatte.
Ich schlang meinen Arm um einen Verandapfosten und bewunderte seine aufrechte Haltung. »Wyatt!«
»Was?«
»Ich bin froh, dass du ein Freak bist.«
»Danke«, sagte er, und dann runzelte er die Stirn, als wunderte er sich darüber, für was er sich gerade bedankt hatte.
Ich blieb auf der Veranda, bis er mit seinem Wagen verschwunden war.
Rosalee war in der Küche und trug eine rüschige rote Schürze. Sie schnitt Kartoffeln klein, während auf dem Herd ein großer Topf mit Wasser zu kochen anfing. Maggie-Kochstudio auf Porno.
»Rosalee?«
Sie sah mich kurz an, runzelte die Stirn und sagte nichts.
»Geht’s dir gut?«
»Offensichtlich.« Auf ihrer Wange war ein weinroter Bluterguss, als hätte der Penner sie geschlagen. Ich fühlte mich schlecht, weil ich mich nach Wyatt sehnte, während Rosalee alleine vor sich hin litt, grün und blau geschlagen.
»Vielleicht sollten wir die Polizei rufen?«
Sie tat den Vorschlag einfach ab. »Ich weiß, wie man mit Männern umgeht. Wer war der Junge?«
»Wyatt Ortiga. Er trainiert mit den Mortmaine.«
»Mir ist das Grün aufgefallen«, sagte sie und war nicht im Mindesten beeindruckt.
Ich stützte meine Ellenbogen neben ihr auf die Theke. »Wusstest du, dass es in dieser Stadt Monster gibt?« Ich sagte es, um zu
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