Bleib doch für immer!
gearbeitet?“
„Zuletzt im Krankenhaus.“
„Wirklich?“ Das war ja besser, als sie zu hoffen gewagt hatte. „Sie könnten also ein paar medizinische Fachbegriffe in die Unterhaltung werfen und so klingen, als wüssten Sie, wovon Sie reden? Man könnte Sie für einen Arzt halten?“
„Solange es nicht um Gehirnchirurgie geht.“
„Wann können Sie anfangen?“ Fast hätte sie vor Erleichterung gestrahlt.
„Wann gehen Sie morgens zur Arbeit?“
„Um halb acht.“
„Dann bin ich um sieben hier. Ich bringe Frühstück mit.“
„Ich esse morgens nichts …“
„Ich bringe Frühstück mit. Schließlich habe ich gesehen, was in Ihrem Kühlschrank los ist. Jedenfalls nicht sehr viel.“ Er machte Anstalten zu gehen. An der Tür blieb er noch einmal stehen. „Am Wochenende muss ich zu Hause sein. Morgen mache ich erst einmal eine Liste von den Dingen, die erledigt werden müssen. Am Montag komme ich wieder. Ich werde Julia anrufen und ihr Bescheid sagen.“
„Warten Sie.“
An der Tür blieb er stehen. „Wie kann ich Sie erreichen?“
„Ich gebe Ihnen morgen meine Handynummer. Schlafen Sie gut.“ Er legte die Hand auf ihre Schulter. „Es wird schon schiefgehen, Becca.“
Mit diesen tröstenden Worten ließ er sie allein.
Mit offenem Mund sah Becca ihm hinterher. Tränen traten ihr in die Augen, und sie spürte einen Kloß in der Kehle. Nach einer Weile schloss sie die Tür und kroch ins Bett. Eine Minute später war sie eingeschlafen.
Das Leben meinte es gut mit ihr.
„Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal Müsli gegessen habe.“ Becca kratzte ihre Schale leer. „Aber ich bin mir sicher, dass es nicht so gut geschmeckt hat.“
Gavin hatte überlegt, was sie gern zum Frühstück aß, und ein Müsli mit Rosinen, Walnüssen und braunem Zucker ausgewählt, das er aus dem Restaurant des Hotels besorgt hatte, in dem er die Nacht verbracht hatte.
Sie wirkte ausgeschlafen, und ihre Augen blitzten fröhlich. Vielleicht ein bisschen zu fröhlich. Dabei konnte sie kaum ruhig sitzen, redete wie ein Wasserfall und wippte beim Sprechen mit dem Fuß. Nichts von all dem hatte er am Abend zuvor bei ihr bemerkt. Jetzt war sie jedenfalls total aufgedreht.
„Geht es Ihnen gut?“ Er räumte ihre leere Schale zusammen mit seiner in den Spülstein.
Mit einem Satz sprang sie vom Küchenhocker. „Ausgezeichnet. Hoffnungsfroh.“
Hoffnungsfroh. Ein interessantes Wort. „Was haben Sie mit dem zweiten Zimmer vor? Soll es ein Büro oder ein Gästezimmer werden?“
„Sowohl als auch. Suki hat ein paarmal auf der Couch geschlafen, aber ein richtiges Gästezimmer wäre natürlich besser.“
„Wie oft arbeiten Sie zu Hause?“
Sie beugte sich über die Couch, um nach ihrer Aktentasche zu greifen, und prüfte den Inhalt. „Oft. Aber normalerweise sitze ich mit dem Laptop auf dem Sofa. Ich brauche nicht so viel Platz.“
Er ertappte sich dabei, wie er ihren knackigen Po betrachtete. Die Jeans passten ihr wie eine zweite Haut. Sie war schlank, aber durchtrainiert, und ihre Brüste waren klein und vermutlich fest. „Brauchen Sie all diese Wirtschaftsmagazine?“
„Wohl nicht.“ Sie richtete sich auf und drehte sich zu ihm um.
Er fühlte sich wie ein Teenager, der ertappt worden war, wie er Stielaugen machte. Es lag schon zu lange zurück, dass er mit einer Frau ausgegangen war. Während des Gerichtsverfahrens hatte ihm der Sinn nicht danach gestanden. Vermutlich konnte er es als emotionalen Fortschritt verbuchen, dass er wieder an Sex dachte. Aber in diesem Fall fand er es eher irritierend. Immerhin war diese Frau seine Auftraggeberin.
Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass sie in Sacramento lebte und er in San Francisco. Die Distanz war zu groß, um sich häufiger zu treffen. Trotzdem würden sie in einer Woche den Eindruck machen müssen, ein Ehepaar zu sein – mit der ganzen Intimität, die dieser Zustand mit sich brachte. Das ist wirklich eine Herausforderung, überlegte er.
„Meine Handynummer.“ Er reichte ihr einen Zettel.
„Und hier ist ein Schlüssel für Sie. Wir sehen uns also erst am Montag wieder?“
„Genau.“ Er hätte seine Pläne ändern können, hielt es aber für besser, nicht die ganze Zeit in ihrer Nähe zu sein. Zu viel Nähe war schädlich. Nur zu gut erinnerte er sich noch an seine letzte Beziehung. „Bei Ihrer Arbeit muss es ja ziemlich lässig zugehen“, meinte er. „Wenn Sie als stellvertretende Geschäftsführerin in Jeans erscheinen können
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