Bleib doch für immer!
und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Eric hatte recht. Im Grunde konnte sie nichts Überzeugendes zu ihrer Verteidigung vorbringen.
„Wir sind schon so lange befreundet – wir alle sechs, die wir diese Firma gegründet haben. Bis jetzt habe ich nie an dir gezweifelt.“
„Ich habe meine Gründe“, erwiderte sie lahm.
„Bist du jetzt verheiratet oder nicht?“, bohrte er nach, als sie nicht weitersprach.
„Bald kann ich alles erklären, Chip, aber noch nicht. Ich weiß, dass ich dich in eine Zwickmühle bringe, weil du auch mit Eric befreundet und gerade mit ihm ins Geschäft gekommen bist. Tut mir leid, aber mehr kann ich im Moment nicht sagen.“
Sie musste unbedingt mit Gavin sprechen. Sie brauchte einen vernünftigen Rat. Vielleicht sollte sie ihren Brüdern reinen Wein einschenken und diese Komödie beenden. Natürlich würden sie an ihrem Verstand zweifeln. Dieses Risiko musste sie eingehen. „Bitte vertrau mir. Das Ganze hat nichts mit der Firma zu tun.“
Er schwieg lange. Schließlich stieß er einen frustrierten Seufzer aus. „Was bleibt mir anderes übrig? Ich vertraue dir. Wenigstens fürs Erste.“ Er deutete zur Tür. „Du hast gleich eine Konferenz. Bereite dich lieber darauf vor.“
Becca ging in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich. Am liebsten hätte sie Gavin sofort angerufen, ließ es aber bleiben. Sie hatte sich selbst in diesen Schlamassel gebracht. Jetzt musste sie auch allein wieder herauskommen.
Ich hätte das Kochbuch zuerst kaufen sollen. Das wurde Gavin klar, als er die Rezepte studierte. Es wäre viel praktischer gewesen.
Er hörte, wie Becca den Schlüssel ins Schloss steckte und die Tür öffnete. Sie sah schlechter aus als am Morgen.
„Schlimmer Tag?“, fragte er, als sie die Aktentasche neben der Tür abstellte.
„Das kann man wohl sagen.“ Sie ließ sich aufs Sofa fallen.
„Ist die Konferenz nicht so gut gelaufen?“
Sie fuhr sich durchs Gesicht. „Doch, doch. Ich denke schon, dass wir den Auftrag bekommen. Aber das wird sich erst in ein paar Tagen entscheiden.“
Er setzte sich neben sie aufs Sofa. „Was ist passiert?“
„Chip weiß seit einer Woche, dass ich heimlich geheiratet habe. Eric hat es ihm erzählt, und Chip hat darauf gewartet, dass ich es ihm beichte.“
„Und jetzt glaubt er, wir hätten gestern geheiratet“, mutmaßte Gavin.
„Ich muss meinen Brüdern die Wahrheit sagen. Wenn Chip mir nicht mehr vertraut, was müssen sie dann von mir halten?“ Sie rappelte sich auf. „Es war eine blöde Idee.“
„Du wolltest nur die folgsame Schwester sein. Sie sollten sich keine Sorgen mehr um dich machen. Das ist nicht blöd.“
„Das habe ich mir auch eingeredet. Aber schau dich nur mal um.“ Sie machte eine ausladende Handbewegung, die das ganze Zimmer einbezog. „Neben all diesen Kisten und Kartons gibt es gar nichts. Ich habe mir nicht einmal die Mühe gemacht, das Apartment zu möblieren – von einer gemütlichen Bleibe ganz zu schweigen. Außer Suki habe ich noch niemanden hierhin eingeladen. Na ja, meine Brüder waren mal hier, kurz nach meinem Einzug. Aber da hatte ich noch eine Entschuldigung für die Kartons. Meine Mutter wäre entsetzt, wenn sie sehen könnte, wie ich hier lebe. Es ist ein Chaos. Ich bin chaotisch.“
„Es ist unordentlich, aber nicht schmutzig“, beruhigte er sie und rückte ein wenig näher.
„Nur weil ich einmal im Monat eine Putzfrau habe! Außerdem bin ich mehr woanders als zu Hause. Was sagt dir das?“ Sie hielt sich die Hand vor den Mund. „Entschuldige bitte.“ Sie sprang auf und wollte aus dem Zimmer stürzen.
„Becca bleib.“ Er hielt sie fest und zog sie in seine Arme. „Lass es raus. Ist schon in Ordnung. Lass es einfach raus.“
Erst wollte sie sich wehren, aber dann sank sie an seine Brust, schlang die Arme um ihn und schluchzte so hemmungslos, als hätte sie ihre Gefühle jahrelang zurückgehalten. Vielleicht war das ja tatsächlich der Fall. Er versuchte nicht, sie zu beschwichtigen, obwohl ihm ihr Schluchzen das Herz zerriss.
Sie fühlte sich gut an in seinen Armen. Irgendwie richtig. Und wenn er ehrlich war – es fühlte sich gut an, von ihr umarmt zu werden. Schon lange war er einer Frau nicht mehr so nahe gewesen. Becca passte ideal zu ihm. So ideal, dass er sie auch dann nicht losließ, als das Schluchzen verebbt war und sie den Kopf an seinen Hals schmiegte. Ihr Atem war warm und unregelmäßig.
„Ich habe dich ganz nass gemacht“, flüsterte sie,
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