Bleib doch für immer!
darüber ihr Privatleben vernachlässigte? Sie war die zweithöchste Angestellte in ihrem Unternehmen. Diesen Posten bekam man nur, wenn man sich mehr ins Zeug legte als die anderen.
Er hoffte, bald hinter ihr Geheimnis zu kommen.
„Ich weiß, ich weiß. Ich wirke nicht gerade wie eine glückliche Braut“, begrüßte Becca Gavin am nächsten Morgen. „Ich habe nicht viel geschlafen.“
Gavin sah ihr tief in die Augen. „Es bringt überhaupt nichts, sich darüber Gedanken zu machen.“ Er hielt eine Tüte hoch. „Beschäftigen wir uns lieber mit etwas anderem. Ich habe Bagels mitgebracht. Und Schinken, Orangensaft und Kaffee.“
„Ich glaube, ich kriege keinen Bissen runter.“ Vor lauter Nervosität war ihr Magen wie zugeschnürt. Trotzdem folgte sie ihm in die Küche. Sie war froh, dass er bei ihr war. Rasch bereitete er das Frühstück vor, während sie an der Küchentheke saß und ihren Kaffee trank.
„Wann ist deine Besprechung?“
„Um elf.“
„Bist du vorbereitet?“
„Ja. Das mache ich schließlich ein paarmal im Monat. Für mich ist es schon Routine.“ Sie betrachtete den Teller mit Schinken, den er vor sie hinstellte, und nahm ein Stück. „Lecker“, murmelte sie. „Und was hast du vor?“
Gavin setzte sich neben sie. „Ich werde einkaufen gehen. Mit dem Sortieren deiner Unterlagen warte ich, bis du heute Nachmittag zurückkommst. Ich warne dich – wir werden gnadenlos ausmisten. Wenn wir die Spreu vom Weizen getrennt haben, müssen wir sehen, wie viele Schränke du brauchst.“
Seltsam – Becca hatte sich immer dagegen gesträubt, von ihren Brüdern bevormundet zu werden. Bei Gavin allerdings machte es ihr nichts aus. Vielleicht gestand sie sich allmählich ein, dass es ganz angenehm war, jemandem die Zügel zu übergeben. Außerdem hatte sie nicht das Gefühl, ihn mit ihrer Kompetenz beeindrucken zu müssen. Abgesehen davon war ihr der Gedanke, dass er die Kontrolle in ihrem Leben übernahm, gar nicht so unangenehm.
„Einkaufen kannst du ja. Aber auch kochen?“
„Ich bin Überlebenskünstler. Heute will ich ein Kochbuch besorgen und ein paar Rezepte ausprobieren. Das kann ja nicht so schwer sein.“
„Wir werden sehen. Glücklicherweise besitze ich einen Feuerlöscher.“
Er grinste. „Gut zu wissen.“
„Meine Brüder erwarten auch nicht viel, wenn sie zum Essen zu mir kommen.“
„Das hast du schon gesagt. Aber sie erwarten, dass du glücklich bist, Becca. Sie wollen wissen, ob du gut versorgt bist, auch wenn du bisher sehr gut allein zurechtgekommen bist. Nach allem, was ich über sie gehört habe, sind sie altmodisch und fürsorglich. Du hast mich gebeten, eine Rolle zu spielen. Und ich mache keine halben Sachen.“
Wie gern hätte sie ihn jetzt geküsst. Sie spürte noch immer den Kuss auf den Lippen, den er ihr vor dem Altar gegeben hatte.
„Geht’s dir jetzt besser?“
Sie blinzelte. „Wie bitte?“
Er deutete auf ihren leeren Teller.
„Du hast mich von meinen Sorgen abgelenkt“, erwiderte sie aufrichtig. Der Kloß in ihrem Magen hatte sich aufgelöst. „Ich glaube, ich muss los. Danke für das Frühstück – und deine Gesellschaft.“
Er begleitete sie zur Tür. „Wenn du mich brauchst – ich bin nur einen Telefonanruf weit entfernt.“
Wieder wurde ihr die Kehle eng. „Danke.“ Es fiel ihr schwer, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Sie durfte sich einfach nicht an Gavin gewöhnen.
Chip war allein im Büro, als Becca eintraf. Sie stellte ihre Aktentasche auf den Schreibtisch und wartete, bis er sein Telefongespräch beendet hatte, ehe sie in sein Büro ging.
„Komm rein, Becca. Setz dich.“ Er stützte sich auf seine Ellbogen. „Du siehst aus, als hättest du eine lange Nacht gehabt.“
Seine ernste Miene verriet ihr, dass ihm nicht zum Spaßen zumute war. „Du hast mich nicht zurückgerufen“, warf sie ihm vor.
„Nein.“ Er lehnte sich zurück und legte die Finger ans Kinn.
„Du hast nicht etwa mit Eric gesprochen …?“
„Doch.“
Ihr stockte der Atem. „Was hat …“
„Vor einer Woche, Becca. Dein Bruder hat mir vor einer Woche von deiner heimlichen Hochzeit erzählt. Er dachte, ich wüsste es bereits. Ich habe darauf gewartet, dass du es mir erzählst – dass du es uns allen erzählst. Aber du hast es nicht getan. Und jetzt sieht es so aus, als hättest du erst gestern geheiratet. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Becca, was ist eigentlich los?“
Sie presste die Handflächen gegeneinander
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