Bleib fuer immer - Darling
gefahren, nur um ihm das mitzuteilen? Das hätte man doch auch mit einem Anruf erledigen können. Wahrscheinlich hatte Jack mehr auf dem Herzen.
Nichts überstürzen, ermahnte Ian sich, strich sich über das staubbedeckte Kinn und blickte zum Horizont, wobei er die Augen wegen der grellen Sonne zusammenkniff.
"Ich dachte, deine Jessie soll australische Meisterin im Schafehüten werden."
"Das haben wir auf nächstes Jahr verschoben. Maddy und ich haben alles besprochen. Sie meint, Welpen seien besser als Pokale."
Vielleicht hört sie dann auf, einmal pro Minute nach Bryony zu fragen, dachte Jack.
"Na ja, mein Ben ist immer gern zu Diensten." Ian streichelte seinen Collie, der Jessie sehr ähnlich sah.
"Er ist als Hütehund fast so gut wie Jessie." Jack lehnte sich neben Ian an den Traktor und blickte ebenfalls zum Horizont.
"Das gibt großartige Welpen. Möchtest du einen?"
"Vielleicht. Myrna bekommt einen Anfall, wenn ich mir noch einen Hund zulege, aber was soll's?" Ian verscheuchte eine Fliege. "Voriges Mal wollte Jessie von Ben allerdings nichts wissen. Glaubst du, sie hat inzwischen die Meinung geändert?"
Jack zuckte die Schultern. "Keine der anderen Hündinnen hat Ben abgewiesen. Ich hoffe einfach, sie läßt sich diesmal mit ihm ein."
"Manche Frauen sind einfach zu wählerisch." Ian kraulte seinen Hund hinter den Ohren. "Ben ist allerdings nicht schnell beleidigt und versuc ht es gern noch mal." Er lächelte. "Und immer wieder. Ich hätte ihn Casanova nennen sollen. Wann möchtest du ihn denn?"
"Jessie ist jetzt paarungsbereit. Übermorgen vielleicht? Ich hole ihn ab und bringe ihn dir zurück, wenn er fertig ist."
"Okay. Ich will nämlich noch die Zäune reparieren, bevor ich das Heu einbringe."
"In Ordnung."
Ian blickte verstohlen zu seinem Freund, der angespannt und müde aussah. Es war - wie Ian annahm - ein Schock für Jack gewesen, als seine Tochter plötzlich bei ihm aufgetaucht war, allerdings hatte es ihm fast das Herz gebrochen, als Georgia ihm die Kleine vor Jahren weggenommen hatte.
Nein, es lag bestimmt nicht an Maddy, daß Jack so gestreßt wirkte.
"Kommst du mit zum Haus und trinkst ein Bier? Ich bin hier fast fertig. Die restliche Arbeit kann bis morgen warten."
"Nein, danke." Jack schüttelte den Kopf. "Ich muß nach Hause." Er machte allerdings keine Anstalten zu gehen, sondern blickte zu den fernen Hügeln, als würde es dort etwas wirklich Interessantes zu sehen geben.
Ian biß sich auf die Lippe. Irgend jemand mußte ja die Dinge in Gang bringen.
"Mir scheint, nicht nur Jessie sucht einen Partner", meinte er ruhig und blickte dann auf seine Stiefelspitzen.
"Wer hat dir das gesagt, Ian?"
"Myrna. Wer denn sonst? Sie hat mir erzä hlt, daß du mit Bryony nach Melbourne gefahren bist."
Sie hatte auch behauptet, Bryony hätte sich in Jack verliebt -
und Ian glaubte seiner Frau.
"Ja", murmelte Jack. "Das sind wir."
"Bryony ist wirklich ein tolles Mädchen."
Plötzlich gab Jack die Zurückha ltung auf. "Ja, Bryony ist umwerfend", sagte er heftig. "Wenn man wirrköpfige, dekorative Flittchen mag, die von einem Mann zum nächsten ..."
"Moment mal", unterbrach Ian ihn verblüfft. "Reden wir von derselben Frau?"
"Bryony Lester. Es gibt nur eine Bryony. Dem Himmel sei Dank."
"Ich kenne sie fast schon so lange wie Myrna." Ian lächelte nachsichtig. "Zugegeben, Bryony ist wirrköpfig und sehr dekorativ, ein Flittchen ist sie aber nicht."
"Sie ist verlobt. Trotzdem hat sie mich geküßt."
"Ach ja? Hast du den Kuß erwidert?"
"Ian..."
"Na, siehst du! Warum hast du sie geküßt, obwohl sie verlobt ist?" fragte Ian gelassen.
"Weil ich es wollte. Sie ist die begehrenswerteste Frau ... man muß sie nur ansehen, um sich nach ihr zu sehnen..." Jack stöhnte.
"Aha. Du wolltest sie küssen und sie dich. Ihr seid beide erwachsen. Wo also liegt das Problem?"
"Ich sag' dir doch - sie ist verlobt."
"Bryony hat Roger kennengelernt, als sie zehn Jahre alt war."
Nachdenklich verzog Ian die Lippen. "Sie ist noch nicht mit ihm verheiratet. Wenn ich du wäre, würde ich es bei ihr versuchen."
"Ian ..."
"Du weißt ja, Myrna und ich waren vier Wochen, nachdem wir uns kennengelernt hatten, ein Ehepaar. Ich hätte nicht mal so lange gewartet, wenn das gesetzlich möglich gewesen wäre.
Bryony und Roger haben siebzehn, achtzehn Jahre gebraucht, um sich zu verloben."
"Willst du damit sagen, sie möchte ihn gar nicht heiraten?"
"Wenn sie andere Männer küßt, gibt das zumindest Anlaß
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