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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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hatte sie erwarten können, daß er sie respektierte, wenn sie es selbst nicht tat? Ihrer Meinung nach traf sie mehr als ein Prozent Schuld an der Situation, aus der sie davongelaufen war, und das sagte sie auch laut.
    Er zuckte mit den Schultern. »Im Grunde ist es mir ziemlich egal, wer unsere Schwierigkeiten verursacht hat.« Mit seinem Daumen fuhr er über den spröden Rand ihrer Fingernägel, ehe er über ihren Ehering strich. Ohne sie anzusehen, sprach er sanft und zugleich rauh: »Meine Frau ist ein untrennbarer Teil von mir – wie die Luft, die mit jedem Atemzug in meine Lungen dringt. Ich liebe sie.«
    Diese schlichte Bekenntnis schockierte sie derart, daß sie kaum einen Ton herausbekam. »Dann ist sie ein Glückskind.«
    Er hob den Kopf, schaute sie an, und sie entdeckte in seinen Augenwinkeln Anzeichen aufwallender Tränen. In den siebenunddreißig Jahren ihrer Ehe hatte sie ihren Mann nicht ein einziges Mal weinen sehen, nicht einmal am Tag von Cherrys und Jamies Beerdigung.
    »Jim…« Alsbald fand sie sich in den von Gott allein für sie geschaffenen, starken Armen wieder. Gefühle, die sie nicht zum Ausdruck bringen konnte, schnürten ihr die Kehle zu und machten sie so schwindlig, daß etwas völlig Unbeabsichtigtes aus ihr herauskam: »Du solltest vielleicht wissen, daß ich bei meiner ersten Verabredung mit einem Mann nicht bis zum Äußersten gehe.«
    »Ach nein?« Seine Stimme hatte einen heiseren Unterton.
    »Das liegt daran, daß ich als zu junges Mädchen mit Sex angefangen habe.« Sie löste sich von ihm und blickte in ihren Schoß. »Ich wollte das nämlich gar nicht, aber ich habe ihn so geliebt, daß ich nicht nein zu sagen wagte.«
    Sie blickte auf, um seine Reaktion zu prüfen. Noch mehr Schuldgefühle wollte sie ihm keinesfalls verursachen, aber er mußte Bescheid wissen.
    Sein Lächeln enthielt eine Spur von Traurigkeit, während er ihr mit dem Daumen über die Lippen strich. »Und, habe ich dir Sex für den Rest deines Lebens vergällt?«
    »Oh, nein! Ich hatte Glück, mit einem wunderbaren Liebhaber gesegnet zu sein. Zu Anfang war er vielleicht noch ein wenig unbeholfen, aber es hat nicht lange gedauert, bis er mich wundervoll umarmen konnte.« Sie lächelte.
    »Das freut mich zu hören.« Sein Daumen fuhr die Konturen ihrer Unterlippe nach. »Und dir darf ich vielleicht gestehen, daß ich keine großen Erfahrungen besitze auf diesem Gebiet. Bisher war ich nur mit einer einzigen Frau intim.«
    »Das beruhigt mich.«
    Er schob ihr das Haar aus dem Gesicht. »Hat dir schon mal jemand gesagt, wie schön du bist? Wesentlich ungepflegter als meine Frau, aber trotzdem ein Anblick, der den Verkehr zum Stillstand bringt.«
    Sie lachte vergnügt. »Nach mir würde sich nicht einmal jemand umdrehen, wenn ich eine rote Ampel auf dem Kopf hätte.«
    »Was nur wieder einmal beweist, wie wenig Ahnung du von manchen Dingen hast.« Er nahm ihre Hand, zog sie hoch, und als er den Kopf neigte, wurde ihr klar, daß er sie zu küssen beabsichtigte.
    Die Berührung seiner Lippen war unendlich sanft. Er hielt seinen Körper von ihr fern, so daß es einzig zu einer Berührung ihrer Münder und ihrer seitlich verschränkten Hände kam. Nach kurzer Zeit jedoch wich die Sanftheit ihres Kusses aufkommender Leidenschaft. Schon so lange waren sie nicht mehr zusammengewesen, und es gab so viel Vertrautheit zwischen ihnen. Aber sie liebte es, von ihm hofiert zu werden, und brauchte noch ein wenig Zeit.
    Er zog sich zurück, als verstünde er, und sah sie mit glänzenden Augen an. »Ich – ich muß wieder in meine Praxis.
    Die Patienten warten sicher bereits auf mich. Und wenn wir uns lieben, will ich, daß uns keine Eile treibt.«
    Sie fühlte sich schwergliedrig und schwach zugleich; also schob sie ihre Finger in seine Hand, während er sie zurück auf den Waldweg zog.
    »Wenn du zum Essen kommst, haben wir ja vielleicht ein bißchen Zeit zum Reden, dann kannst du von deiner Arbeit erzählen.«
    Ein glückliches Lächeln erhellte sein Gesicht. »Sehr gerne!«
    Sie merkte, daß sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, ihn in letzter Zeit etwas anderes gefragt zu haben als »Wie war dein Tag?« Doch in einer Ehe war gegenseitiger Gedankenaustausch von größter Notwendigkeit.
    Sein Lächeln schwand, und er runzelte die Stirn. »Vermutlich darf ich meinen Sohn nicht zum Essen mitbringen?«
    Nach kurzem Zögern schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid. Das würde meine Mutter nicht erlauben.«
    »Bist du nicht

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