Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Noch eine Stunde, überlegte er, dann habe ich Sebastian Davenport in den Ruin getrieben.
    »Sebastian, du sitzt nun schon den ganzen Abend beim Kartenspiel.« Harry Middleton schlenderte auf den Tisch zu und versuchte, seine Besorgnis zu verbergen, als er die Schuldscheine und Jetons neben Gracemeres Platz sah. »Laß es jetzt sein, Kumpel, und komm mit zu den anderen.«
    Bernard gelang es nicht, seine Wut über diese Einmischung zu verbergen. »Lassen Sie den Mann in Ruhe, Middleton«, zischte er durch die Zähne. »Sehen Sie nicht, daß wir mitten in einem Spiel sind?«
    Sebastian blickte auf und lächelte seinem Freund ziemlich benommen zu. »Der Teufel soll mich holen, Harry, aber ich habe völlig die Zeit vergessen.« Sein Blick konzentrierte sich wieder auf die Karten. »Letztes Spiel, Gracemere. Ich bin für heute abend fix und fertig.« Er lachte sorglos und deckte den Herzbuben auf.
    Bernard blieb keine andere Wahl, als das Ende des Spiels zu akzeptieren, als Sebastian nach Beendigung der Runde seine Karten auf den Tisch warf und herzhaft gähnte. »Wie hoch beläuft sich der Schaden, Gracemere?«
    Bernard zählte die Punkte zusammen. »Achtundneuzig.«
    »Der Rubikon ist überschritten, bei Gott!« Sebastian gähnte noch einmal. »Rechnen Sie die Summen auf meinen Schuldscheinen zusammen, und ich schicke Ihnen dann morgen früh einen Wechsel auf meine Bank.«
    Die atemberaubende Summe, die Gracemere ihm anschließend nannte, zeigte ihre Wirkung. Der Earl beobachtete Sebastian verstohlen, sah, wie seine Hände plötzlich zu zittern begannen und seine Lippen zu einem schmalen
    Strich wurden. Dann blickte Sebastian auf, hob die Brauen in einer Geste der Sorglosigkeit und pfiff durch die Zähne. »Sie werden mir doch eine Chance zur Revanche geben, nicht wahr, Mylord?«
    »Aber selbstverständlich... wie wär's mit morgen, im Devonshire House?« Bernard leckte sich erwartungsvoll die fleischigen Lippen.
    Sebastian nickte und versuchte zu lachen, aber sein Lachen hatte einen hohlen Klang. »Warum nicht? Sonst wird der Abend unerträglich langweilig, darauf wette ich.« Dann legte er freundschaftlich einen Arm um Harrys Schulter und schlenderte mit ihm hinaus.
    »Es sieht aus, als hättest du ein Vermögen verloren«, bemerkte Harry mit einem ängstlichen Blick in das Gesicht seines Freundes.
    Sebastian zuckte die Achseln. »Ich werde es mir zurückholen, Harry. Gleich morgen.«
    »Ich habe dich gewarnt, es ist riskant, mit Gracemere zu spielen. Er ist gefährlich.«
    Sebastian schaute seinen Freund an, und Harry sah, wie plötzlich ein seltsames Licht in Sebastians Augen aufglomm. »Das bin ich auch, Harry, wie Gracemere morgen erfahren wird. Wart's nur ab.«
    Harry lief eine Gänsehaut über den Rücken. Noch niemals hatte er diesen Ausdruck in Sebastians Augen gesehen, nie diesen Unterton in seiner Stimme gehört. Er sah Sebastian Davenport auf einmal als einen äußerst gefährlichen Mann, ohne zu wissen, wie oder warum er diesen Eindruck bekommen haben sollte.

29. Kapitel
    »Gregson, wenn mein Bruder kommt, schicken Sie ihn bitte sofort ins gelbe Wohnzimmer. Aber ansonsten bin ich für niemanden zu Hause.« Judith eilte am darauffolgenden Morgen durch die Eingangshalle und blieb dann einen Moment stehen, um einen Strauß bronzefarbener Chrysanthemen in einer Kupferschale auf einem kleinen Marmortisch neu zu arrangieren.
    »Sehr wohl, Mylady.«
    »Sie haben ihre beste Zeit bereits hinter sich«, meinte sie und wandte sich von dem Blumenarrangement ab. »Lassen Sie sie bitte durch frische ersetzen.«
    »Ja, Mylady.« Gregson verbeugte sich. In der Stimme Ihrer Ladyschaft schwang an diesem Morgen eine ungewohnte Schärfe mit, und sie hatte etwas leicht Gereiztes an sich.
    Judith lief die Treppe hinauf in ihr Allerheiligstes, wo sie sich sofort vor dem Schachbrett niederließ. Die Anordnung auf dem Brett war ausreichend komplex und schwierig, um ihre Gedanken für die nächste Stunde zu beschäftigen, während sie auf ihren Bruder wartete. Den größeren Teil des Tages wollten sie damit verbringen, für das Spiel am Abend zu trainieren, um sich dann am Spätnachmittag wieder zu trennen, damit ihnen noch genügend Zeit zum Ausruhen und zur inneren Sammlung vor Beginn des Spiels blieb.
    Es war ein Schema, das sie schon vor langer Zeit auf ihren Reisen entwickelt hatten, aber es war viele Monate her, seit sie es zum letzten Mal benutzt hatten. Trotz ihrer
    Angst, trotz der immensen Höhe der Einsätze spürte

Weitere Kostenlose Bücher