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Bleischwer

Bleischwer

Titel: Bleischwer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Wünsche
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ungestüm aus. »Ich hätte es ihr
glatt zugetraut, Stefan die Krankheit nur vorzugaukeln, damit er ihr das
Versteck der Beute verrät!«
    Die
Heftigkeit seiner Reaktion erschreckte sie. »Vielleicht hat er herausgefunden«,
traute sie sich zu erwidern, »dass sie kerngesund ist und hat sie deshalb
getötet.«
    »Er hat
sie nicht umgebracht!« Michael schrie fast. Gleichzeitig krachte seine rechte
Faust auf den Tisch.
    Jule
fuhr zusammen. Dann sah sie die Furcht im Gesicht des anderen.
    »Woher
weißt du das?«, fragte sie leise nach.
    Michael
seufzte, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und fuhr sich erneut in seiner
typischen Art mit den Fingern durchs Haar.
    »Ich
hab mit ihm gesprochen. Stell dir vor, ich hab ihn im Wald aufgegabelt, als ich
mit dem Lieferwagen Kaminholz aus dem Unterstand am Hang holen wollte. Keine
Bullen weit und breit.« Er grinste schwach. »Stefan hatte sich hinter den
Holzstößen versteckt. Er war total am Ende und halb erfroren.« Jetzt fixierte
er Jule vorsichtig von der Seite. »Das heute Nachmittag war aktive Fluchthilfe.
Dafür können die mich verknacken. Aber ich glaube Stefan, wenn er sagt, dass er
der Schlampe kein Haar gekrümmt hat. Er sagt, dass sie schon tot war, als er
bei ihr aufkreuzte.«
    Jule
schürzte missbilligend die Lippen. Micha kam ihr allzu leichtgläubig vor, wenn
es um seinen Jugendfreund ging. Andererseits hatte sie vorhin selbst mit
angehört, wie Stefan Winter seine Unschuld beteuerte. Und auch für sie hatte es
aufrichtig geklungen.
    »Aber
wer war es dann?«, wollte sie von Michael wissen.
    »Das
wüsste ich auch gerne. Ich denke, dass es der war, der das Versteck ausgeräumt
hat.« Michael nahm einen Schluck von seinem Grog und blickte an ihr vorbei ins
Leere. »Mit Sonjas Hilfe. Und dann hat er die Schlampe abgestochen, um die
Sache zu vertuschen und gleichzeitig Stefan die Schuld in die Schuhe zu
schieben. Jule, hier läuft noch ein Mörder herum, allerdings einer, der viel
gefährlicher als mein alter Kumpel ist.«
    Sie
nickte langsam. Ja, Michaels Argumente waren von bestechender Logik.
    »Im
Übrigen ist Stefan kein Mörder.« Michael sprach deutlich und überlegt. Sein
nachdenklicher Blick ruhte auf Jule. »Was ich dir jetzt erzähle, muss unter uns
bleiben. Absolut. Denn allein ich als Mittäter kann es bezeugen.«
    Jule
nickte verwirrt. »Okay.«
    »Es war
Notwehr. Wenn überhaupt.«
    »Wie?
Das verstehe ich nicht.«
    Michael
holte tief Luft. »Der Bulle hat zuerst geschossen und Stefan in die Schulter
getroffen. Erst danach hat Stefan abgedrückt. Halb bewusstlos, wahrscheinlich
im Reflex. Er ist kein eiskalter Killer. Die Bullen haben zusammengehalten wie
Pech und Schwefel und eine kollektive Falschaussage gemacht. Nur darum, und nur
weil ich feige Sau mich nicht gestellt und damit die Wahrheit verschwiegen habe,
hat Stefan LL und SV kassiert.«
    »Moment
mal.« Sie musste sich vergewissern, dass sie alles richtig verstanden hatte.
»Der Polizist hat den ersten Schuss abgegeben?«
    Michael
nickte. »Genau.«
    »Aber,
dann … «
    »… saß
Stefan zu Unrecht wegen Mord ein. Zumindest die besondere Schwere der Schuld
war nicht gegeben.«
    Jule
runzelte die Stirn und starrte Michael fassungslos an. »Aber warum hätten die
Polizisten eine solche Falschaussage machen sollen? Was hatten sie denn davon?
Der Kollege, der geschossen hatte, war doch tot.«
    Ihr
Gegenüber zuckte mit den Achseln. »Sonst wären wahrscheinlich die Methoden der
Polizei bei dem Einsatz auf den Prüfstand gekommen. Man hätte den ganzen Trupp
für die Eskalation verantwortlich gemacht. Die haben damals allesamt die Nerven
verloren. Waren hoffnungslos überfordert. Ein komplett chaotischer Haufen.«
Michael schwieg kurz und fuhr dann fort: »Außerdem hassten die Stefan, weil der
ihren Kollegen auf dem Gewissen hatte. Es bereitete ihnen wohl Genugtuung, dass
er die härteste alle Strafen kriegte.«
    »Hättest
du verhindern können, dass die Polizisten mit der Lüge durchkamen?«, bohrte
Jule nach. »Ohne dich selbst in Gefahr zu bringen?«
    Daraufhin
schaute Michael sie dermaßen gequält an, dass ihr die Frage direkt leid tat.
    »Zum
Zeitpunkt des Prozesses war ich längst in Süddeutschland und hab mir die Birne
weggeknallt. Als ich von dem Urteil mit der Begründung der ›besonderen Schwere
der Schuld‹ erfuhr, habe ich sofort bei Stefans Anwalt angerufen. Anonym
natürlich. Aber der Typ am Telefon … «,
Michael atmete tief durch, bevor er weitersprach, »der wollte Geld

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