Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
mich wieder zurück über die Terrasse. Durch weit geöffnete Glas -Schiebetüren gelangten wir in den großen, hohen Wohnraum. Alles war sehr geschmackvoll und edel eingerichtet, wenn auch ein wenig spießig, wie ich fand. Der Marmorboden, die Wände und die lederne Couchgarnitur waren sehr hell, im Kontrast zu den dunklen Mahagoni-Möbeln. Der Raum war nicht gerade üppig bestückt, sondern gerade ausreichend, um noch als gemütlich durchzugehen. Er wirkte schlicht und elegant, so wie die Franklin-Zwillinge. Das Haus passte zu ihnen.
Nur Noah konnte ich mir in diesen vier Wänden äußerst schwer vorstellen. Ob er sich hier wohlfühlte? Andererseits, wie konnte man sich hier nicht wohlfühlen?
„Es riecht noch etwas nach Farbe”, bemerkte Adrian und rümpfte die Nase. „Meine Mutter hat vor unserer Rückkehr neu streichen lassen.“
„Wann seid ihr eigentlich zurückgekommen?“
„In die Staaten schon vor zwei Wochen, aber wir waren vorher noch bei unserer Granny in Santa Barbara . Hier sind wir erst am letzten Freitag angekommen. Dad und ich sind fast wahnsinnig geworden, weil Lucy sich in den Kopf gesetzt hatte, unsere Freunde am ersten Schultag zu überraschen und vorher niemandem etwas von unserer Rückkehr zu erzählen. Bei unserer Anmeldung hat sie sogar die Direktorin geimpft und uns verboten, das Haus vor Montag zu verlassen.“
Adrian prustete los, als er meinen ungläubigen Blick einfing. „Doch, doch, glaub es ruhig! Ich lasse mich von meiner kleinen Schwester drangsalieren. Du musst sie erst einmal richtig kennenlernen, dann wirst auch du feststellen, dass Lucy ihre kleinen fiesen Methoden hat, um ihren Dickkopf durchzusetzen. Und zwar immer.“ Er lachte. Sämtliche seiner Anschuldigungen klangen ausschließlich liebevoll.
„Deine kleine Schwester?“, fragte ich mit schief geneigtem Kopf.
„Hm? Oh, das meinte ich auf die Größe bezogen. Aber sie ist auch wirklich die Jüngere. Neun Minuten nach mir geboren, wenn du es genau wissen willst.“ Adrian zeigte seine Grübchen, bevor sein Grinsen zu einem Lächeln schrumpfte und sich seine Stirn in Falten legte. „Sogar Noah hat mitgespielt”, murmelte er. Das klang fast ein wenig verwundert. So, als wäre ihm das erst in diesem Moment aufgefallen.
Allein Noahs Erwähnung löste eine Gänsehaut auf meinen Unterarmen aus – der herrschenden Hitze zum Trotz. Ich hätte mich selbst belogen, hätte ich mir weiterhin eingeredet, ihn nicht attraktiv und absolut faszinierend zu finden. Ich wusste, ich würde mich unweigerlich in seinen türkisfarbenen Augen verlieren, sollte ich es jemals wagen,seinen Blick länger als den Bruchteil einer Sekunde festzuhalten .
Adrians Augen waren auch sehr schön, doch in diesem Moment war ich wirklich dankbar dafür, dass sie nicht denselben Effekt auf mich hatten wie Noahs. Meine Beine wackelten ohnehin schon bei jedem Schritt und ich verfluchte meine Schuhe wohl zum hundertsten Mal an diesem noch so jungen Abend.
„Hier ist das Gäste -WC“, erklärte Adrian und riss mich damit aus meinen Gedanken. Er deutete auf eine Tür neben einem breit gerahmten, goldenen Wandspiegel.
Wir standen in einem hellen Flur, der mit seiner enormen Größe eigentlich eher den Charakter einer Empfangshalle hatte. Ein riesiger Kristallkronleuchter hing von der hohen Decke herab und es gab sogar eine vollständige Leder-Sitzgarnitur mit Tisch. Im Flur! „Danke“, sagte ich und wandte mich ab.
„Sehr gerne. Dann bis gleich“, erwiderte er höflich und machte wieder dieses angedeutete Verbeugungs -Ding mit seinem Kopf. Es war mir wirklich ein Rätsel, wie aufrichtig derartige Floskeln aus Adrians Mund klangen, wie natürlich die höflichsten Gesten bei ihm wirkten.
Nachdem ich die Tür hinter mir verriegelt hatte, schlüpfte ich aus meinen Schuhen und ließ mir – in Ermangelung sonstiger Beschäftigung, denn schließlich war mein Toilettengang ja nur eine Ausrede gewesen – kühles Wasser über die Handgelenke laufen. Ich hegte wohl die Hoffnung, dadurch vor allem meinen Kopf etwas abzukühlen, denn in mir tobten die gigantischen Eindrücke der vergangenen Minuten. Vorherrschend pochte jedoch ein Gedanke durch meinem Kopf :
Wo ist Noah?
Kathy hatte vorhergesagt, dass ich ihn wahr scheinlich nicht zu Gesicht bekommen würde. Natürlich hoffte ich inständig, sie würde sich irren und stützte mich dabei auf den Trotz, den ich während seines Gesprächs mit Lucy in seiner Stimme vernommen hatte.
„Verdammt
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