Blick in Den Abgrund -3-
schmeichelnden Unsinn auch immer er gerade vom Stapel ließ und sah Davy in die Augen. Er stand auf. »Entschuldigen Sie mich, meine Damen.« Er bedachte sie reihum mit einem Lächeln, das seine Grübchen voll zur Geltung brachte. »Es dauert nicht lang.«
Sie zogen sich an den Rand der Tanzfläche in der Nähe der Bühne zurück. Die Band stimmte sich gerade ein, sodass die Geräuschkulisse ihr Gespräch überdeckte.
»Du musst mir einen Gefallen tun«, erklärte Davy ohne Umschweife.
Nicks Miene war schicksalsergeben. »Schieß los!«
»Ich möchte, dass du für mich eine Halskette auf Fingerabdrücke überprüfst und sie mit der IAFIS-Datenbank abgleichst. Das muss so bald wie möglich passieren, am besten sofort. Und ich will nicht, dass jemand davon erfährt.«
Nicks Gesicht wurde ernst. »Herrgott, Davy! Wozu die Geheimniskrämerei?«
Davy sah ihm in die Augen. »Wenn du es nicht tun kannst, sag es einfach.«
Nick schaute zur Seite und stieß einen leisen Fluch aus. Er steckte in der Klemme, und er wusste es. Einige Monate zuvor hatte Connor einen Kampf auf Leben und Tod gegen den psychopathischen Multimillionär Kurt Novak geführt. Aufgrund widersprüchlicher Beweise hatte Nick ihm nicht geglaubt. Er hatte Connor im Stich gelassen. Seine Fehleinschätzung hätte Connor fast das Leben gekostet.
Nick fühlte sich mehr als beschissen wegen der Sache, was nur gerechtfertigt war. Connor hatte ihm vergeben, denn so war er nun mal. Davys Bruder konnte nicht lange einen Groll gegen jemanden hegen, selbst wenn sein Leben davon abhinge – erst recht nicht mehr, seit er verliebt war. Er wollte der ganzen verdammten Welt vergeben.
Selbst Sean brachte es fertig, Nick relativ herzlich zu begegnen. Seans Aufmerksamkeitsspanne reichte nicht aus, um irgendwem lange böse zu sein.
Aber Davy hatte überhaupt kein Problem damit, lange nachtragend zu sein. Er sah keinen Grund, Nick zu verzeihen, und er sah auch keinen Grund, die Situation nicht bis ins Letzte auszuschlachten, besonders da Connor das nicht tun würde.
Was er von Nick verlangte, war riskant und illegal. Pech für ihn. Je höher Nicks Arsch im Wind baumelte, desto mehr freute es Davy.
»Sag es einfach«, wiederholte er mitleidslos. »Ja oder nein. Eine einfache Entscheidung.«
Nick seufzte. »Gib sie mir! Ich werde versuchen, mich morgen darum zu kümmern.«
Davy öffnete Margots Handtasche und fischte den Plastikbeutel heraus. »Erwähn es Connor gegenüber nicht. Ich will nicht, dass er sich deswegen den Kopf zerbricht, bevor er in die Flitterwochen startet.«
Nick hielt den Beutel hoch und inspizierte die Kette durch das Plastik. »Es gibt nur eine einzige glatte Oberfläche auf dem Ding«, stellte er fest. »Es ist eine Weile in einer Handtasche herumgeschüttelt worden, deshalb wird nicht mehr viel drauf sein, das identifizierbar ist, selbst wenn dein mysteriöser Täter Fingerabdrücke hinterlassen hat. Und denk daran, dass der Experte für latente Fingerabdrücke in Quantico die Wahrheit erfahren wird. Dagegen kann ich nichts machen.«
Davy starrte Nick unverwandt ins Gesicht. »Dann bettle ihn an«, erwiderte er kühl. »Biete sexuelle Gefälligkeiten an. Sei kreativ. Tu, was nötig ist.«
Stummer Zorn pulsierte zwischen den beiden Männern.
Nick nickte kurz und marschierte aus dem Ballsaal.
Die Band stimmte eine langsame, sexy Nummer an, während Davy den Saal durchquerte. Erin und Connor bewegten sich in die Mitte der Tanzfläche und blickten sich tief in die Augen. Verloren in ihrer eigenen Welt.
Davys Kiefer verkrampfte sich zusammen mit seinem Magen. Er verstand seine Reaktion nicht. Er sollte sich für seinen kleinen Bruder freuen. Seit Ewigkeiten hoffte er darauf, irgendwann diesen Ausdruck in Connors Gesicht zu sehen. Er liebte den Jungen.
Davy war ein gottverdammter Zyniker, und mit jeder verstreichenden Minute wurde es schlimmer. Wenn das so weiterging, würde er Tamara noch den Titel für die negativste Einstellung streitig machen.
Da war Cindy, Erins jüngere Schwester, die mit einem Mann tanzte, den er als einen weiteren Kollegen von Connor aus dessen FBI-Undercover-Einheit identifizierte. Miles verfolgte das Geschehen vom Rand aus, einen nach Luft japsenden Mikey an sich drückend. Er ließ die Schultern hängen, und das Elend stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Davy biss die Zähne aufeinander und ging an ihm vorbei. Miles musste sich selbst am Schopf aus seinem Liebessumpf ziehen, trotzdem kotzte ihn Cindys
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