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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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sie alle Kinder ins Bett geschickt haben. Ich hatte Angst um Finn, dachte daran, dass er ganz allein da draußen war. Aaron hat immer wieder gesagt, unsere positive Energie würde ihn nach Hause bringen.«
    »Die Eltern waren dumm, aber ihr größtes Verbrechen war es, auf alles zu hören, was Aaron gesagt hat.«
    »Er ist sehr überzeugend und manipulativ. Darum mache mir solche Sorgen, was in diesem Zentrum heute vor sich geht und dass es noch mehr Opfer geben könnte.«
    »Fällen von sexuellem Missbrauch nachzugehen ist nicht leicht, vor allem bei jemand so Bekanntem wie ihm. Dieses Zentrum ist jetzt richtig groß im Geschäft. Bringt eine Menge Geld ein, und er hat viele Unterstützer.«
    »Das ist mir klar.«
    Er sah mir in die Augen, als wollte er meine Entschlossenheit testen. Ich wandte den Blick nicht ab, aber er hatte recht. Erneut fragte ich mich, wie weit ich gehen wollte.
    »Ich habe die Gruppe im Auge behalten, nachdem sie weggezogen sind«, fuhr er fort. »In den Neunzigern gaben zwei junge Mädchen, Schwestern, an, Aaron hätte sie zu sexuellen Handlungen genötigt. Einer meiner Kumpel hat den Fall bearbeitet.«
    Ich war also nicht die Einzige. Mir stockte der Atem, als ich mir andere junge Mädchen zusammen mit Aaron vorstellte. Ich wusste nur zu gut, was er von ihnen verlangt hatte, alles im Namen der spirituellen Erkenntnis. »Wie ging es weiter?«
    »Die Sache sah ziemlich gut aus, vielleicht hätten wir Aaron deswegen sogar drankriegen können. Aber dann bekamen die Mädchen Angst und zogen ihre Aussage zurück. Jetzt ist die Akte geschlossen, aber die Geschichte hat Mark auf Teufel komm raus keine Ruhe gelassen – er hatte ein ganz schlechtes Gefühl bei diesem Aaron. Vielleicht könnte ich die Namen der Mädchen herausbekommen.«
    »Glauben Sie, die beiden werden mit mir reden?«
    »Schwer zu sagen, aber mein Kumpel könnte sie fragen. Sie sind jetzt älter. Manchmal ändert man seine Meinung, wenn man andere Opfer kennenlernt. Zu mehreren fühlt man sich sicherer.«
    Ich nickte. »Einen Versuch ist es wert.« Ich wollte mir nicht zu große Hoffnungen machen, aber wenn die Schwestern begriffen, dass es weitere Opfer gab, fühlten sie sich vielleicht ermutigt, ihren Fall wiederaufzurollen. Dann wäre die Polizei vielleicht endlich in der Lage, Aaron festzunageln.
    Ich war mir nicht sicher, wie viel ich Steve über Willow erzählen sollte, denn ich wollte den Boden, den ich bereits gewonnen hatte, nicht dadurch aufs Spiel setzen, dass er mich für paranoid hielt. So ungezwungen wie möglich sagte ich: »Es gab da ein Mädchen, Willow, das die Kommune ziemlich überraschend verlassen hat. Die Polizei hat nichts herausgefunden, wo sie sich aufhalten könnte.« Ich erzählte ihm den Rest. Ich äußerte keine Meinung, was mit ihr passiert sein könnte, sondern ließ ihn seine eigenen Schlüsse ziehen. Und das tat er.
    »Sie glauben also, dass sie die Gegend möglicherweise gar nicht verlassen hat?« Er zupfte an seinem Schnurrbart. »Dass ihr etwas zugestoßen ist?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber ich mache mir Sorgen.«
    »Ohne einen Hinweis auf ein vermisstes Mädchen kann ich nicht viel machen. Die RCMP wird ohne weitere Erkenntnisse keine Suchaktion starten.«
    »Das verstehe ich, aber ich wüsste gerne, was Sie davon halten.«
    Er seufzte. »Ich werde sehen, ob ich Ihnen diese Namen beschaffen kann. In der Zwischenzeit höre ich mich ein wenig um, mal sehen, ob ich irgendwas herausfinde.«
    »Das wäre klasse.«
    Er legte die Arme auf die Armlehnen seines Stuhls. »Das mit Ihrer Mutter tut mir leid. Kate war eine interessante Frau.«
    Seine Worte trafen mich unvorbereitet, ebenso wie der schmerzhafte Stich, den mir ihr seit Jahren zum ersten Mal laut ausgesprochener Name versetzte. Ich brauchte einen Moment, um mich zu fassen. »Sie kannten sie?«
    »Mein Kumpel hat eines ihrer Pferde gekauft.« Jetzt fiel es mir wieder ein. Als wir aus der Kommune zurückkamen, hatte Mom unsere beiden Pferde verkauft. Später hatte sie irgendwann wieder mehrere Tiere, aber es schien, als könne sie es nicht ertragen, irgendetwas anzusehen, das sie an die Kommune erinnerte – einschließlich mich. Nur Robbie war offenbar in der Lage, sie in ihrem Panzer zu erreichen.
    Mit ernster Miene strich Steve sich über den Schnurrbart. »Ich war als einer der Ersten am Unfallort.«
    Mein Kopf füllte sich mit Schreckensbildern. Blinkende Polizeilichter, ein jüngerer Steve, der in das zerschmetterte Wrack späht.

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