Blicke windwärts
wenn etwas geschehen könnte, dann repräsentiert das nicht die Ewigkeit. Unser Leben basiert auf Entwicklung, Mutation und der Möglichkeit von Veränderungen; das ist beinahe eine Definition des Lebens schlechthin: Veränderung.«
»Haben Sie schon immer so gedacht?«
»Wenn man der Entwicklung entgegenwirkt, wenn man die Zeit anhält, wenn man Veränderung im Allgemeinen und die der Lebensumstände eines Einzelwesens im Besonderen verhindert – und das muss die Möglichkeit einschließen, dass sie sich zum Schlechteren verändern –, dann hat man nicht ein Leben nach dem Tod, man hat einfach nur den Tod.«
»Es gibt Leute, die glauben, dass die Seele nach dem Tod in ein anderes Wesen übergeht.«
»Das ist konservativ und ein wenig dumm, gewiss, aber nicht eigentlich idiotisch.«
»Und es gibt Leute, die glauben, dass im Falle des Todes der Seele gestattet wird, ihr eigenes Universum zu schaffen.«
»Monomanisch und lächerlich wie auch nachweislich falsch.«
»Dann gibt es Leute, die glauben, dass die Seele…«
»Nun, die Leute glauben viele unterschiedliche Dinge. Mich interessieren jedoch jene, die sich der Vorstellung von einem Himmel verschrieben haben. Das ist die Idiotie, die mich ärgert, die die anderen nicht sehen können.«
»Es könnte natürlich sein, dass Sie sich schlichtweg irren.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich.«
»Wie auch immer, selbst wenn der Himmel ursprünglich nicht existiert hat, haben die Leute ihn erschaffen. Es gibt ihn. Genauer gesagt, gibt es viele verschiedene Himmel.«
»Pah! Technik. Diese so genannten Himmel sind nicht dauerhaft. Es wird ein Krieg in oder zwischen ihnen stattfinden.«
»Und was ist mit den Erhabenen?«
»Endlich; etwas jenseits des Himmels. Und leider deshalb nutzlos. Aber ein Anfang. Oder vielmehr ein Ende. Oder doch wieder ein Anfang einer neuen Art von Leben, was meine Ansicht bestätigt.«
»Ich kann Ihnen nicht mehr folgen.«
»Wir alle können nicht mehr folgen. Wir sind Tote.«
»… Sind Sie wirklich Professor der Göttlichkeit?«
»Natürlich bin ich das. Wollen Sie etwa sagen, das merkt man nicht gleich?«
»Mr. Ziller! Haben Sie den anderen Chelgrianer bereits kennen gelernt?«
»Tut mir Leid, sind wir uns schon mal begegnet?«
»Eben, genau das wollte ich ja wissen.«
»Nein, ich meine, sind wir beide, Sie und ich, uns schon mal begegnet?«
»Trelsen Scofford. Wir haben uns bei den Gidhoutans kennen gelernt.«
»Ach ja?«
»Sie haben gesagt, ich hätte mich ›einzigartig wortgewandt‹ und ›unvergleichlich spitzfindig‹ über Ihr Werk geäußert.«
»Ich glaube, diese Worte könnten gut aus meinem Mund stammen.«
»Hervorragend! Also, haben Sie diesen Typen schon kennen gelernt?«
»Nein.«
»Nein? Aber er ist doch schon seit zehn Tagen hier. Jemand hat gesagt, er lebt nur…«
»Sind Sie wirklich so unwissend, wie Sie sich stellen, Trelsen, oder ist das irgendein launisches Spiel, das vielleicht auch noch komisch sein soll?«
»Tut mir Leid, ich…«
»Es sollte Ihnen auch Leid tun. Wenn Sie sich etwas eingehender als nur oberflächlich interessiert hätten für…«
»Mir ist lediglich zu Ohren gekommen, dass es da einen anderen Chelgrianer gibt…«
»… die Geschehnisse, dann wüssten Sie, dass der ›andere Chelgrianer‹ ein feudaler Grobian ist, ein professionelles Raubein, das mit der Absicht hier aufgetaucht ist, mich zur gemeinsamen Rückkehr mit ihm in eine Gesellschaft zu überreden, die ich verachte. Ich habe nicht die geringste Neigung, diesen Kerl kennen zu lernen.«
»Oh. Das ist mir neu.«
»Dann sind Sie einfach nur unwissend und nicht unbedingt bösartig. Herzlichen Glückwunsch.«
»Dann werden Sie ihn also überhaupt nicht treffen?«
»Stimmt. Überhaupt nicht. Mein Plan ist, dass ich ihn ein paar Jahre lang warten lasse, bis er entweder die Schnauze voll hat und sich nach Hause trollt, wo er sich einem Bestrafungsritual unterziehen muss, oder er verfällt allmählich den Verlockungen von Masaq’ – seinen vielen Attraktionen im Besonderen und der Kultur und all ihrer wundervollen Manifestationen im Allgemeinen –, sodass er sich hier einbürgert. Dann bin ich vielleicht bereit, ihn zu treffen. Eine brillante Strategie, finden Sie nicht?«
»Meinen Sie das im Ernst?«
»Ich meine immer alles im Ernst, und erst recht dann, wenn ich schnodderig daherrede.«
»Glauben Sie, das wird funktionieren?«
»Weder weiß ich es, noch schert es mich. Es ist nur eine lustige
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