Blicke windwärts
Überlegung, mehr nicht.«
»Um warum wollen die, dass Sie zurückkehren?«
»Anscheinend bin ich der wahre Kaiser. Ich war ein Findling, der gleich nach seiner Geburt von einer eifersüchtigen Patin mit meinem lange verloren geglaubten bösen Zwillingsbruder, Fimmit, vertauscht wurde.«
»Wie bitte? Wirklich?«
»Nein, natürlich nicht wirklich. Er ist gekommen, um eine Vorladung wegen einer kleineren Verkehrssünde zu überbringen.«
»Sie scherzen!«
»Verflixt, Sie haben richtig geraten! Nein, Tatsache ist, ich habe dieses Sekret, das aus meinen früheren Drüsen kommt; jeder chelgrianische Stamm hat ein oder zwei männliche Wesen in jeder Generation, die diese Substanz absondern. Ohne diese können die Männer meines Stammes keine festen Stoffe verdauen. Wenn sie nicht mindestens einmal pro Gezeitenperiode an der entsprechenden Stelle lecken, entfahren ihnen schreckliche Winde. Unseligerweise zog sich mein Vetter Kehenahanaha junior der Dritte neulich bei einem bemerkenswerten Reitunfall eine Verletzung zu, aufgrund derer er dieses lebenswichtige Sekret nicht mehr produzieren kann, deshalb brauchen sie mich unbedingt dort, sonst platzen die männlichen Mitglieder meiner Familie an angestauter Scheiße. Es gibt natürlich eine chirurgische Alternative, doch leider liegen die medizinischen Patentrechte bei einem Stamm, den wir seit drei Jahrhunderten nicht anerkennen. Meinungsverschiedenheiten wegen eines Gebots zur falschen Zeit, verursacht durch ein versehentliches Rülpsen während einer Brautwerbung oder -auktion, so weit ich weiß. Wir sprechen nicht gern darüber.«
»Das… das ist nicht Ihr Ernst?«
»Bei Ihnen komme ich wohl mit gar nichts durch, wie? Nein, in Wirklichkeit geht es um ein nicht zurückgegebenes Buch aus der Bücherei.«
»Jetzt veralbern Sie mich aber, oder?«
»Schon wieder haben Sie mich durchschaut. Es ist beinahe so, dass ich gar nicht hier zu sein brauchte.«
»Dann wissen Sie also wirklich nicht, warum man unbedingt Ihre Rückkehr wünscht?«
»Nun, welchen Grund könnte es dafür geben?«
»Fragen Sie nicht mich!«
»Das habe ich mir auch gedacht.«
»He, warum erkundigen Sie sich nicht einfach?«
»Besser wäre, da Sie anscheinend derjenige sind, den es so sehr interessiert, wenn Sie denjenigen, den sie so charmant als den ›anderen Chelgrianer‹ bezeichnen, einfach bitten würden, Ihnen zu erklären, warum man mich so dringend wieder haben will.«
»Nein, ich meinte Nabe.«
»Nun ja, Nabe weiß schließlich alles. Sehen Sie, da drüben ist Nabes Avatar.«
»He, stimmt! Lassen Sie uns… Oh. Ach, also dann, bis später… Oh! Sie müssen der Homomdaner sein.«
»Gut erkannt.«
»Also, was macht diese Frau nun eigentlich?«
»Sie hört mir zu.«
»Sie hört zu? Ist das alles?«
»Ja. Ich spreche, und sie hört, was ich sage.«
»Und? Ich meine, ich höre Ihnen jetzt auch zu. Was macht diese Frau so Besonderes?«
»Na ja, sie hört zu, ohne diese Art von Fragen zu stellen, wie Sie es gerade getan haben, wenn ich offen sein darf.«
»Wie meinen Sie das? Ich habe doch nur gefragt…«
»Ja, aber begreifen Sie denn nicht? Sie werden gleich aggressiv, Sie haben beschlossen, dass jemand, der jemand anderem einfach nur zuhört…«
»Und sonst macht sie nichts?«
»Eigentlich nicht. Aber es ist sehr hilfreich.«
»Haben Sie keine Freunde?«
»Natürlich habe ich Freunde.«
»Nun, hat man die denn nicht dafür?«
»Nein, nicht immer, nicht für alles, über das ich reden möchte.«
»Ihr Haus?«
»Früher habe ich mich mit meinem Haus über alles Mögliche unterhalten, aber irgendwann wurde mir klar, dass ich nur mit einer Maschine redete, die nicht einmal die anderen Maschinen für gefühlsbegabt halten.«
»Was ist mit Ihrer Familie?«
»Ich bin in besonderem Maße dagegen, alles mit meiner Familie zu teilen. Sie spielen eine wesentliche Rolle in dem, worüber ich sprechen möchte.«
»Ach, ja? Das ist schrecklich. Sie armes Ding! Dann ist Nabe der Richtige. Er ist ein guter Zuhörer.«
»Aha, ich verstehe. Aber einige von uns finden, dass er sich nur den Anschein gibt, als würde ihn etwas interessieren.«
»Wie bitte? Aber er ist so konstruiert, dass er sich interessiert.«
»Nein, er ist so konstruiert, dass er sich den Anschein gibt, als würde er sich interessieren. Am besten ist es mit jemandem, bei dem man das Gefühl hat, dass man auf Tierebene kommuniziert.«
»Auf Tierebene?«
»Ja.«
»Und das soll gut sein?«
»Ja. Es ist ein
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