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Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition)

Titel: Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Y. Schmidt
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lautet: «Bu yong, xie xie», das heißt: «Möchte ich nicht, danke!» Mit diesen drei Vokabeln werden Sie alle Trishaw-Fahrer, Fake-Rolex- und Yellow-DVD-Verkäufer viel schneller los, als wenn Sie es in Gebärdensprache versuchen. Noch wichtiger ist aber die zweite Wendung: «Ni hao. Wo gei nimen dai le hao dongxi.» Sie sollten diesen Satz sagen, wenn Sie in unserem Wohnzimmer stehen. Er bedeutet: «Guten Tag. Ich habe euch diese schönen Sachen mitgebracht.» Wir nehmen sehr gerne Haribo-Konfekt, Feodora-Zartbitterschokolade, echten Champagner und Fischerdübel. Diese Produkte gibt es zwar auch im Ausländersupermarkt um die Ecke, aber wir müssen Geld dafür bezahlen, was wir sehr ungern tun.
     
    Wenn Sie alle diese Punkte beherzigen, dann sind Sie bei uns ein gerngesehener Gast und dürfen zwei Tage bleiben. Sollten Sie dann aber wieder nach Hause verduften, nehmen Sie doch bitte auch Ihre Kampfstiefel (Größe 48) mit.

IV Oberstufe

26 Herr Zhao heißt nicht Fick
    Wer trotz längeren Aufenthalts in China immer noch nicht Chinesisch sprechen kann, der ist entweder sehr dumm oder in die falschen Kreise geraten. Oder aber er hat das Chinesischlernen immer wieder vor sich hergeschoben, weil er noch schnell ein paar Artikel, Kolumnen oder Bücher über China schreiben musste, so wie ich. An der chinesischen Sprache selbst kann es jedenfalls nicht liegen, denn die ist trotz aller hartnäckigen Gerüchte eigentlich nicht besonders schwer. Sie ist nicht mit unnötiger Sprachschlacke wie Artikeln belastet und verfügt über eine nur rudimentäre Grammatik. Man dekliniert hier weder, noch konjugiert man, und unterschiedliche Zeiten gibt es praktisch auch nicht.
    Nein, selbst die Aussprache ist keine unüberwindliche Klippe. Zwar ist es richtig, dass die Betonung und die Tonhöhe im Chinesischen eine wichtige Rolle spielen, allein weil es eine Vielzahl Homonyme gibt. Das wird in jedem Standard-Spiegel-online-Artikel am Ma-Beispiel demonstriert. Da liest man dann, dass «Ma ma ma ma ma?» so viel wie «Schimpft die pockennarbige Mutter das Pferd?» bedeutet. Die unterschiedlichen «Ma» werden dabei jeweils anders betont, damit das Pferd eben nicht die Mutter ist. Man könnte aber mit «Ma» noch viel mehr lustige Sätze bauen, denn dieses Wort hat allein zwanzig verschiedene Bedeutungen, darunter «Mammut», «Kröte», «Achat», «Ameise» und «Hanf». Nimmt man das Wort «Li», kann man sogar unter mehr als hundert verschiedenen Übersetzungen wählen, unter anderem «Witwe», «Schweinestall», «Pflug», «Brautschleier», «Aal» sowie die Abkürzung für «Libanon». Doch solche Homonymgewitter kommen im Chinesischen so häufig vor wie im Deutschen die Fischers-Fritze-Zungenbrecher.
     
    Ich zum Beispiel kann mir keine Betonungsregeln merken und rede einfach drauflos. Dabei versuche ich den Tonfall der Einheimischen nachzuahmen, und das geht manchmal gut. Wenn nicht, ist es auch keine Tragödie. Ist mein Gegenüber nicht auf den Kopf gefallen, wird er schon aufgrund des Kontextes verstehen, dass ich kein Mammut brauche, sondern Hanf bzw. «da ma», Marihuana. Ich habe jedenfalls in China bisher noch alles bekommen, was ich wollte. Gut, sagen wir mal, fast.
     
    Außerdem sind die insgesamt vier Töne, die es im Hochchinesischen gibt, keine große Herausforderung. Im Kantonesischen – das man in einigen Gegenden Südchinas und in Hongkong spricht – gibt es neun Töne, wobei es hier auch noch auf die Tonlänge ankommt. Die Hochchinesisch Sprechenden nennen denn auch diese Abart des Chinesischen «Vogelsprache», weil sie meinen, dass es mehr geflötet und gezwitschert wird. Ich finde allerdings, sie müsste Ziegen- oder Entensprache heißen, denn Kantonesisch wird gemeckert und gequäkt. Das Hochchinesische klingt dagegen sehr angenehm und melodisch. Es heißt übrigens auch nur in einigen europäischen Sprachen «Mandarin». Auf Hochchinesisch sagt man «Putonghua», Allgemeine oder Standardsprache, die weitgehend mit dem in Peking gesprochenen Dialekt identisch ist (siehe auch: «Der Mann, den sie Berg nannten», S.   50).
    Die zig verschiedenen chinesischen Dialekte sind ein weiterer Grund, weshalb man sich als Chinesischanfänger wegen der korrekten Betonung einzelner Silben keine grauen Haare wachsen lassen sollte. Schon ein paar Kilometer außerhalb von Peking spricht man ein solch schreckliches Chinesisch, dass mein geradebrechtes Putonghua in den Ohren alter Pekinger wie Musik klingt. Hochchinesisch

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