Blind Date mit einem Cowboy
ist kein Spiel“, entgegnete Wes mit der dröhnenden Stimme, die ebenso sein Markenzeichen war wie sein breitkrempiger Hut. „Das ist ein todsicherer Deal.“
Stacie richtete sich auf der Couch auf. Auch wenn es sich nicht gehörte, andere Menschen zu belauschen, blieb ihr keine Wahl, weil Wes’ Stimme so durchdringend war. Hin und wieder verstand sie sogar Bruchstücke von Joshs Bemerkungen.
„Misty hat dich gestern beim Tanzen beobachtet“, hörte sie Wes sagen, „und ihr hat gefallen, was sie gesehen hat. Okay, ich weiß ja, dass du und Stacie was am Laufen habt, aber sag bloß nicht, dass dir die Kleine nicht aufgefallen ist.“
Die Antwort drang leider unverständlich ins Wohnzimmer hinüber.
„Ja, genau. Die heiße Blondine mit den großen Titten.“
Ein leises Murmeln von Josh folgte; beide Männer lachten lauthals.
Stacie ballte die Hände zu Fäusten.
„Ihre Freundin Sasha ist heiß auf mich“, fuhr Wes fort. „Sie arbeiten beide den Sommer über auf Millstead .“
Millstead . Irgendwo hatte sie den Namen schon einmal gehört. Nach einer Sekunde fiel es ihr wieder ein. So hieß die Touristenranch südlich von Sweet River. Dort arbeitete hauptsächlich Personal aus der Umgebung, aber gelegentlich wurden auch Saisonarbeiter von auswärts eingestellt.
„Das Beste daran ist, dass die beiden nur den Sommer über hier sind“, erklärte Wes. „Wir können uns an sie ranmachen, ein bisschen Spaß haben und im September einfach adios sagen, wenn wir sie leid sind.“
Was fällt dem Kerl eigentlich ein? dachte Stacie empört. Hat er vergessen, dass ich Josh schon als Partnerin zugeteilt worden bin?
Sie ignorierte die kleine Stimme im Hinterkopf, die zu bedenken gab, dass Josh ein freier Mensch war. Dass er nur auf Seths Drängen mit ihr tanzen gegangen war und ihren Picknickkorb nur ersteigert hatte, weil niemand sonst Interesse gezeigt hatte.
Sie verdrängte all diese Gedanken und konzentrierte sich auf das Männergespräch. Obwohl sie sich absolut still verhielt, hörte sie nur Gemurmel von Josh. Sie verfluchte den Eisbeutel auf ihrem Fuß. Einige Schritte näher bei der Tür hätte sie jedes Wort verstehen können.
„Also, ich fahre jetzt rüber“, verkündete Wes. „Kommst du mit?“
Erneut war dir Antwort nicht zu verstehen.
Insgeheim atmete Stacie erleichtert auf, als Josh kurz darauf allein ins Wohnzimmer zurückkehrte und fragte: „Wie fühlst du dich? Brauchst du mehr Eis?“
Sie schüttelte den Kopf. „Wer war da an der Tür?“
„Wes. Er wollte mit mir abhängen.“
„Und du hast abgelehnt?“, fragte sie betont beiläufig.
„Natürlich.“ Er grinste sie an. „Ich bleibe lieber hier und kümmere mich um dich.“
Das heißt noch lange nicht, dass er seinen großen Freund nicht beim nächsten Mal begleitet. Sie forschte in seinen Augen, fand aber in den blauen Tiefen keine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage, sondern nur Besorgnis – um sie.
Wärme stieg in ihr auf. Er war ein guter Mensch. Fürsorglich, klug und äußerst attraktiv. Alles in ihr sträubte sich gegen die Vorstellung von ihm in den Armen einer anderen Frau.
„Stacie? Geht’s dir nicht gut?“
Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie blinzelte.
Er hockte sich neben das Sofa und legte ihr eine Hand auf das Bein. „Du hast so einen komischen Ausdruck auf dem Gesicht. Ist dein Fuß schlimmer geworden?“
Sie starrte ihn an. Eines Tages wird eine glückliche Frau dieses Gesicht lieben, dachte sie. Wie leicht könnte ich mich in ihn verlieben …
Eine kluge Frau hätte es begrüßt, wenn er sich mit Misty von der Touristenranch einließ. Eine kluge Frau hätte erkannt, dass dadurch am Ende des Sommers jemandes Herz brechen könnte, aber zumindest nicht ihr eigenes. Eine kluge Frau hätte nicht mal im Traum daran gedacht, den schockierenden Vorschlag auszusprechen, der ihr auf der Zunge lag.
Doch Stacie stand im Begriff, einen weit gefährlicheren Weg einzuschlagen als den Pfad, der ihr den Schlangenbiss eingebracht hatte. „Ich habe gehört, was Wes von dir wollte.“
Überraschung zeigte sich auf seinem Gesicht. „Ich hoffe, du weißt, dass …“
Hastig, bevor sie den Mut verlor, warf sie ein: „Ich habe einen anderen Vorschlag für dich.“
Er neigte den Kopf zur Seite.
„Wenn dir nach einer Affäre zumute ist, dann lass dich mit mir ein.“
Ein einziges Mal war Josh von einem Bullen abgeworfen worden, und dabei war ihm die Luft weggeblieben. Genauso fühlte er sich nun.
Weitere Kostenlose Bücher