Blind Date mit Folgen - Roman
einer Prepaidkarte eine SMS geschrieben und eine Antwort zurückerhalten. Die Nummern auszutauschen, war ein genialer Schachzug gewesen und hatte offensichtlich etwas von Yarons verlorenem Vertrauen zu SECRETS wiederhergestellt. Wenn es heute Nacht so weit war und er die Israeli-Frau dort hatte, wo er sie wollte, würde er ihm am Abend die Zimmernummer simsen. Exakt zwischen 21.30 und 21.45 Uhr musste er die Nachricht abschicken und der Israeli würde sie auf dem Weg ins Hotel erhalten. Heute hing alles vom perfekten Timing ab.
Sein Blick schweifte nach vorn zur Rezeption, wo eine brünette Concierge mit Dauerlächeln und zwei wasserstoffblonde Empfangsdamen die Gäste bedienten. Später war er wahrscheinlich auf eine kleine Unterstützung einer dieser Puppen angewiesen. Sven entschied sich für Smiley-Concierge. Das brachte ihn zurück zur Rothaarigen. Er hoffte auf schlanke Hüften und lange Beine. Aber er würde es auch durchziehen, wenn sie die Form eines Pottwals hatte. Sven lachte in sich hinein und genehmigte sich einen weiteren Schluck. Fünf Stunden blieben ihm für seinen Plan, das sollte reichen. Fünf Stunden, in denen er in Phase eins zuerst den Frauenversteher mimen, sie einlullen und ihr Zutrauen gewinnen musste, um dann später am Abend in Phase zwei die entscheidenden Rachegefühle in ihr zu wecken. Und Sven wusste, dass ihm dies gelingen würde, denn in diesem Punkt waren alle Frauen gleich: Sobald es mit ihrer Beziehung vorbei war, pfiffen sie auf Loyalität und wollten nur noch eins: zurückschlagen und sich an ihrem Verflossenen rächen. Bei ihr würde es nicht anders sein, er brauchte nur den richtigen Auslöser zu finden, der sie zur Rachsucht trieb, und wenn er dafür sein ganzes Arsenal an Charme, Überzeugungskraft und Fingerspitzengefühl aufbringen musste. Aber seine Zeit war begrenzt: Spätestens um halb zehn sollte er sie so weit haben.
»Sind Sie Sven?«
Gelassen schaute er auf. Groß, schlank, rothaarig, Porzellanhaut. Besser als Nicole Kidman. Der Israeli hatte Geschmack, das musste er ihm lassen.
»Der bin ich. Hallo, Deborah«, antwortete er und erhob sich. Mit den Absätzen war sie beinahe so groß wie er.
»Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Setzen Sie sich doch bitte.« Er wies auf das Sofa neben seinem Sessel, wartete, bis sie niedersass, bevor er wieder Platz nahm.
»Danke.«
Er spürte, wie sie ihn musterte. »Hatten Sie eine gute Reise?« erkundigte er sich.
»Ja, mit dem Flugzeug ist es ein Katzensprung. Haben Sie auch den Flieger genommen, oder sind sie mit dem Auto da?«
»Flugzeug.« Er ließ seine Grübchen spielen. »Gefällt Ihnen das Hotel?« Er wollte erst etwas 08/15-Konversation machen, damit sie sich entspannte und um ihr Zeit zu geben, sich ein gewisses Bild von ihm zu machen. Sie sah sich um und nickte.
»Ja, sehr. Ein Ort zum Wohlfühlen.« Dann blickte sie zur Kuppel empor und Svens Blick wanderte unbemerkt über ihren Körper. Ihre langen Beine steckten in Jeans, unter ihrem Jackett trug sie ein weißes Oberteil, unter dem sich ihre Brüste leicht abzeichneten.
»Wie hübsch das ist!«, meinte sie bewundernd. »Das muss ein Lichtkünstler gebaut haben. Die Lichtmenge der Sonneneinstrahlung ist genau dosiert und der Helligkeitskontrast steht in perfektem Einklang zur Restbeleuchtung.«
Was laberte sie da? Vielleicht sollte er den Small Talk sein lassen und gleich zur Sache kommen.
»Wissen Sie«, sagte Deborah und seine Augen kehrten blitzschnell von ihrem Oberkörper zum Gesicht zurück, »während meines Jurastudiums habe ich in einem Geschäft für Beleuchtungskörper gearbeitet, deshalb fasziniert es mich.«
»Ja, Sie haben es wunderbar ausgedrückt: Die Glaskuppel hat ihren eigenen Charme. Das Tageslicht setzt farbige Akzente im ganzen Raum und bildet mit den Möbeln und der hellen Wandfarbe ein harmonisches Ganzes.« Mit seiner Eloquenz konnte er natürlich auf jedem Gebiet mithalten. Befriedigt nahm er ihren leicht erstaunten Ausdruck wahr.
»Was möchten Sie gerne trinken?«, fragte er lächelnd und war sich seiner Grübchen nur zu bewusst. »Nehmen Sie auch einen Scotch?«
Mit Alkohol würde sie schneller locker werden. Er blies sich eine Stirnlocke aus dem Gesicht. Sie sah ihn an, eine Spur zu lange, fand Sven. Es lag eine gewisse Reserviertheit in ihrer Gestik, aber an ihrem Blick erkannte er, dass sie ihn attraktiv fand. Sie reagierte wie die meisten Frauen. Außer … eine. Der Gedanke an Maira und ihr Techtelmechtel mit
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