Blind Date mit Folgen - Roman
Pommes, den
Hamburger) genehmigen wir uns unbedingt! :-)
Wir lesen uns noch vorher.
Lieber Gruß und ein schönes Wochenende,
Maira
42
»Wie bitte? Das hat er auch erfunden? Warum?« Sven schien zu überrascht, um den Kellner neben sich wahrzunehmen. Auf ihr Zeichen hin stellte dieser die Getränke auf den Tisch und verflüchtigte sich. Sie waren wieder unter sich. Sven nahm seinen Drink und prostete ihr wortlos zu. Deborah tat es ihm gleich.
Sie hatte diesen Mann eben erst kennengelernt, empfand seine Gegenwart aber als sehr angenehm. Natürlich fühlte sie sich unbehaglich, von ihren persönlichen Problemen zu sprechen, aber noch unerträglicher war es, die Wahrheit nicht zu kennen, und da nur er ihr weiterhelfen konnte, blieb ihr keine andere Wahl. Wie genau er mit seinen Gefühlen zu Maira stand, wusste sie zwar nicht, sie ahnte aber, dass Sven sie lieber hatte, als er es sich vielleicht selbst eingestand. Sie fragte sich, warum die beiden kein Paar waren. Vielleicht hatten sie es einmal versucht und waren gescheitert? An Chancen beim weiblichen Geschlecht mangelte es ihm wohl kaum, versprühte er doch einen gewissen Charme mit seinen süßen Grübchen und dem geschliffenen Benehmen. Auf jeden Fall war Sven ganz sicher nicht der Typ Arzt, vor dem sie ungeschminkt im Patientennachthemd auf der Bahre liegen und unter dessen Blicken sie dann im OP aufgeschnitten werden wollte.
Er sah sie an und sie hatte das Gefühl, er würde in ihren Gedanken lesen. So zurückhaltend er sich mit seinen Äußerungen verhielt, so beharrlich fixierten sie seine Augen. Ein leises Unbehagen beschlich sie.
»Deborah, ich verstehe, dass das eine sehr persönliche Angelegenheit zwischen Ihnen und Alexander ist und ich entschuldige mich für die indiskrete Frage. Es war reine Neugier.«
»Nein, ist schon gut«, fiel sie ihm ins Wort, »es ist ein ziemlich abstruses Konstrukt und nicht so leicht durchschaubar.« Was soll’s. Sie war hier, um reinen Tisch zu machen, und wenn Alex nicht so ein verlogener Mistkerl wäre, säße sie Sven jetzt gar nicht gegenüber.
Und so weihte sie ihn auch noch in das letzte Geheimnis, den Identitätswechsel, ein. Sie versuchte, sich so kurz wie möglich zu fassen und trotzdem kein Detail auszulassen. Nachdem sie geendet hatte, war ihr trotz dem klimatisierten Raum warm geworden, und Deborah streifte ihre Jacke ab. Dabei fiel ihr erstmals auf, dass sich kaum Leute in der Lounge aufhielten.
»Ich frage mich«, wandte Sven ein, »wie haben die beiden über einen längeren Zeitraum chatten können, ohne den anderen an seinem Schreibstil oder dem Inhalt wiederzuerkennen?«
»Das habe ich alles auch überlegt. Alex ist natürlich nicht mehr jener Yaron Sadit, mit dem Maira einmal verlobt war. Die Veränderung war ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hingezogen hatte. Nicht nur äußerlich, auch innerlich ist er ein ganz anderer Mensch geworden. Wissen Sie, wenn Alex sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er nicht mehr zu bremsen, bis er sein Ziel erreicht hat. Und er kann dafür sehr weit gehen. Die ganze Mühe mit den Sprachkursen und dem jahrelangen Akzenttraining, das hat sich ausbezahlt, er hat sein altes Ich komplett abgelegt.« Ohne dass sie es wollte, war sie stolz auf ihren Mann. »Nur wenn Sie ganz genau hinhören, können Sie einen feinen Akzent heraushören. Mit Hebräisch würden Sie seine Sprache aber nie in Verbindung bringen, eher würden Sie Alex für einen Franzosen halten.«
»Das klingt plausibel.«
»Der Verlust ihres Lebenspartners war gewiss schlimm gewesen für Maira, aber man kann Alex gar nicht böse sein, denn er hat es zu ihrem Schutz getan.« Svens Gesicht nahm einen Ausdruck an, den sie nicht deuten konnte.
»Ich kann es immer noch kaum fassen«, flüsterte sie. »Ausgerechnet die beiden lernen sich im Chat neu kennen. Das gibt es doch gar nicht. Kein Wunder, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. Es ist ja nicht das erste Mal.« Die aufkeimenden Tränen verschleierten ihren Blick und damit er es nicht mitbekam, entschuldigte sie sich und lief eilig in Richtung Toilette.
43
Maira ging durch das Wohnzimmer und zündete Kerzen und ein Opium-Räucherstäbchen an. Dann legte sie eine CD von Muse ein. Sie war aufs Äusserste angespannt und musste ihre innere Ruhe wiederfinden, bevor sie den Schritt tat. Ihr Herz schlug heftig. Am liebsten würde sie der ganzen Sache den Rücken zuwenden und einfach alles so belassen, wie es war. Ungeklärt, aber
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