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Blind ist der, der nicht lieben will

Blind ist der, der nicht lieben will

Titel: Blind ist der, der nicht lieben will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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während er Adrian einfach nur betrachtete, der das ruhig über sich ergehen ließ. Was sagte das über seine Beziehung zu Adrian, vor allem aber über ihn aus? Nichts Gutes, gab Nick sich selbst die Antwort und wurde rot, er spürte es ganz deutlich.
    „Tut mir leid“, entschuldigte er sich leise, aber ehrlich.
    Adrian nickte. „Entschuldigung angenommen. Würdest du mir jetzt endlich mal erzählen, was hier los ist? Du hast in deinem Leben ja schon einigen Mist veranstaltet, aber das übertrifft fast alles.“
    Nick seufzte, warf einen kurzen Blick auf Adrians Hände, bevor er ihn bittend anzusehen, worauf Adrian von ihm abließ. „Danke“, murmelte er und deutete auf den Waldweg. „Im Gehen redet es sich leichter.“
    „Dann muss es übel sein“, warf Adrian ein, was ihn irritiert die Stirn runzeln ließ. „Üblicherweise sitzt du, wenn wir beide etwas zu besprechen haben. Die wenigen Ausnahmen, während derer du beim reden unbedingt in Bewegung bleiben wolltest, haben mich im Nachhinein Unmengen an Nerven gekostet.“
    „Das stimmt doch gar nicht“, empörte sich Nick beleidigt, obwohl er es eigentlich gar nicht wusste. „Oder?“
    Adrian warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ich darf dich an den Autounfall erinnern, bei dem du fast draufgegangen bist, und der nach einem heftigen Streit zwischen uns passierte, bei dem du ja unbedingt stehen wolltest. Oder diese klitzekleine Debatte, als es um dein Studium ging, bei der du danach in eine Schlägerei geraten bist und ich dich aus den Knast holen durfte. Ganz zu schweigen von den Nächten, in denen du blutend und grün und blau geschlagen auf meiner Türschwelle standest, und ich bis heute nicht wirklich weiß, woher diese Verletzungen stammten, denn von einer Prügelei mit Sven und Mark, wie du behauptet hast, waren sie ganz sicher nicht. Soll ich weitermachen?“
    „Nein“, antwortete Nick tonlos und räusperte sich, was ihm einen fragenden Blick einbrachte, den er ignorierte. „So schlimm ist es nicht.“
    „Im Gegensatz wozu?“
    Verdammter Mist. Adrian ließ sich nicht ins Boxhorn jagen. „Ich will nicht darüber reden“, blockte Nick störrisch ab.
    „Ich habe dich damals nicht dazu gedrängt, mir die Wahrheit über diese Verletzungen zu sagen und ich werde es auch heute nicht tun, aber ich hoffe, dass du eines Tages den Mut hast und Anzeige gegen die Person erstattest, die dir das angetan hat. Du kennst unsere Strafen für Kindesmisshandlung.“
    Nick wurde übel. „Hör' endlich auf, Adrian.“
    „Gut“, ging der umgehend darauf ein und Nick war froh darüber, weil er Adrian sonst vermutlich auf die teuren Lederschuhe gekotzt hätte. „Themenwechsel. Erzähl mir, warum du hier bist.“
    Nick tat es. Er redete und redete und kam trotzdem nicht von den Erinnerungen an jene Nacht los, die ihn dazu gebracht hatten, mit seinen Eltern zu brechen, und wegen der er dann gegen Mitternacht vor Adrians Tür gestanden hatte, verprügelt von seinem besoffenen Vater und ignoriert von seiner geistig total abwesenden Mutter. Er würde nie diesen glasigen Blick vergessen, mit dem sie ihn zuletzt angesehen hatte.
    Wie alt war er damals eigentlich gewesen? Neunzehn? Genau wusste Nick es nicht mehr, vermutlich hatte er es verdrängt, wie auch so vieles Andere in den letzten Jahren. Er lebte einfach besser, wenn er gewisse Ereignisse in seinem Leben rigoros als 'nicht existent' einstufte. Psychologisch gesehen wusste er natürlich, dass das der falscheste Weg überhaupt war, aber Nick hatte schon genug andere Dinge im Kopf, um die er sich kümmern musste. Allen voran Tristan. Für eine Therapie, die er eigentlich schon vor Jahren hätte machen müssen, war da keine Zeit.
    „Nick!“
    Nick blinzelte und stellte verdutzt fest, dass er am Wegrand auf einem gefällten Baumstamm saß, während Adrian vor ihm stand, beide Hände in den Hosentaschen seines teuren Anzugs vergraben, und ihn ansah. Wann hatte er sich denn hier hingesetzt? Und überhaupt, wie lange starrte Adrian ihn schon so merkwürdig an?
    „Schöne Gegend“, meinte der im nächsten Moment zusammenhanglos, was ihn nun komplett verwirrte.
    „Hä?“
    „Ich kann verstehen, dass du diese kleine Stadt, aber vor allem einen der Bewohner, Baltimore vorziehst.“
    „Adrian, wovon redest du überhaupt?“
    „Tut nichts zu Sache“, wehrte Adrian mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Mir ist nur gerade etwas klargeworden. Und was deinen Freund Tristan angeht, empfehle ich dir, dich einfach auf

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