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Blinde Verführung (German Edition)

Blinde Verführung (German Edition)

Titel: Blinde Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Grimm
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nur an der gerade erst verheilenden Narbe auf seiner Wange, sondern vor allem an dem zynischen Zug, der sein ansonsten attraktives Gesicht irgendwie finster wirken ließ. Dazu kamen das nachlässig gestylte, kurze dunkle Haar und graue Augen, die offenbar schon einiges gesehen hatten.
    „Ah“, sagte sie daher nur, ratlos, worüber sie sich mit einem Mann wie ihm unterhalten könnte.
    „Du siehst aus, als könntest du einen Drink vertragen“, bemerkte er. „Interesse?“
    Marlene sah sich kurz um und dann auf ihre Uhr, was seinen rechten Mundwinkel zucken ließ. „Ach, zum Teufel. Wieso nicht?“
    „Großartig“, sagte er leidenschaftslos und reichte ihr die Hand. „Komm mit.“
    Marlene hatte sich noch nie in ihrem Leben so zwiegespalten gefühlt wie in der Viertelstunde allein mit Thomas. Einerseits war er wirklich nicht sehr freundlich, andererseits aber auf seine sarkastische Art unglaublich erheiternd. Ob gewollt oder nicht, er schaffte es mit seinen unglaublichen Anekdoten spielend, dass sie ihr eigenes Unglück für ein paar Minuten vergaß.
    Als Patrick sie schließlich an der Bar fand, war sie schon leicht angetrunken und von Thomas ziemlich angetan.
    „Ich hätte wissen müssen, dass du dich mit dem schlimmsten meiner Freunde als erstes anfreundest“, bemerkte er grinsend und mit einem pointierten Kopfnicken in die ungefähre Richtung der geöffneten Flasche zwischen ihnen. „Hat er sehr genervt?“
    Thomas rollte mit den Augen. „Du hörst dich schon wie Andy an, Pat .“
    „Nein, gar nicht“, protestierte Marlene. Das wattige Gefühl in ihrem Kopf lichtete sich nach einem tiefen Atemzug etwas. „Uff, ich hätte das letzte Glas nicht mehr trinken sollen.“ Patrick half ihr aus dem Clubsessel und zog sie kommentarlos an seine kräftige, warme Brust. Marlene lehnte sich für eine Sekunde gegen ihn, da der Schwindel in ihrem Kopf schlimmer als erwartet war. „Wow, was habe ich da eigentlich getrunken? Puh …“
    „Reden wir lieber nicht davon, sonst bekommt Sean einen Anfall. Lass uns nach oben gehen. Es ist viel zu schön, um drinnen zu versauern“, sagte er. „Außerdem brennt Marcos Frau schon darauf, dich kennen zu lernen. Kommst du auch, Tom?“
    „Wenn es sein muss.“
    An Deck wurden die drei Nachzügler vom versammelten Rest der Gruppe begrüßt und mit Wasser und Saft versorgt. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Marlene auch endlich, wieso die meisten von ihnen ausländische Namen hatten.
    „Das kommt davon, wenn man Elternteile aus aller Welt hat“, seufzte Kelly. Sie war groß, brünett und hatte wunderschöne, blaugraue Augen, die eine Puppe neidisch gemacht hätten. „Meine sind Amerikaner.“
    „Oder im Ausland geboren wurde“, fügte Sean hinzu und deutete auf sich.
    „Oder beides“, sagten Dante und Marco gleichzeitig.
    „Phil und Thomas sind die einzigen mit wirklich deutschen Wurzeln. Ethan ist Brite, aber das hast du dir bestimmt schon gedacht.“ Patrick hob sein Glas zum Toast und sie alle stießen auf ihre neue Bekanntschaft an. „Schön, dass ihr hier seid.“
    „Cheers!“, riefen die anderen.
    Zwischen Heidi und Patrick sitzend fühlte Marlene sich wohl, zumal jeder einzelne von Patricks Freunden sehr nett zu sein schien. Sean und Dante machten nur wenig später die Leinen los, und dann ging es im gemächlichen Tempo den kleinen Fluss entlang, zum See hinaus.
    Das Wetter war traumhaft. Es war sehr warm, durch das Wasser beinahe schwül, und doch bot der leichte Fahrtwind genau das richtige Maß an Abkühlung. Kelly, Marcos Frau, versorgte sie alle unermüdlich mit Getränken und Eiscreme und zeigte Marlene und Heidi bereitwillig die Sehenswürdigkeiten am vorbeiziehenden Ufer. Es war eine gute Idee gewesen, das Handy abzuschalten und die Nachrichten und Anrufe ihrer besorgten Freunde für eine Weile zu ignorieren.
    Es war so friedvoll auf dem Boot, dass Marlene am späten Nachmittag nach ihrem Telefonat mit ihrem Vater sogar für ein paar Stunden in ihrem Liegestuhl einschlief. Als sie wieder aufwachte, war es beinahe sieben und die anderen bereiteten lachend und plaudernd einen Grill und jede Menge Lebensmittel vor.
    „Hey, genug geschlafen?“, fragte Heidi fröhlich, sobald sie Marlenes Blick auf sich bemerkte. „Wir machen Gemüsespieße, was willst du auf deine?“
    „Egal“, erwiderte Marlene träge. „Wo ist Patrick?“
    „Er sitzt mit Marco und Phil hinten an der Rückseite–“
    „Es heißt Heck, ragazza !“, rief Dante über den

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