Blinde Verführung (German Edition)
einfiel, dass er ja nicht sehen konnte, sagte sie: „Komm her.“ Er folgte ihrer Aufforderung ohne zu zögern und nahm ihre Hand. Ein warmes Kribbeln lief durch ihre Fingerspitzen. „Setz dich kurz, ja?“
„Ich habe eine bessere Idee. Rutsch rüber.“
Sie machten es sich bequem, Patrick flach auf dem Rücken und Marlene halb über seine Brust drapiert. Nach und nach fühlte sie die Anspannung von sich abfallen.
„Das ist wirklich besser“, stimmte sie schniefend zu. „Danke.“
„Wofür denn?“, fragte er düster. „Dafür, dass du in Gefahr bist, seit du mich kennst, oder vielleicht für das Unheil, dass Evelina seither gestiftet hat? Oder sogar für den Angriff heute?“ Er fuhr sich mit der freien Hand grob durchs Haar. „Das hätte nicht passieren dürfen, verdammt noch mal.“
Sie drückte einen Kuss auf seine leider von einem Hemd verdeckte Brust. „Es ist nicht deine Schuld.“
„Das sagen sie immer.“ Sein Griff um ihre Schulter wurde fester. „Und dann gehen sie.“
Marlene schloss die Augen. Eine Träne rollte über ihre Wange, doch sie weigerte sich, sie wegzuwischen. „Ich möchte nicht gehen“, flüsterte sie.
„Aber vielleicht solltest du das. Greg hat sie diesmal rechtzeitig erwischt, aber wer sagt, dass sein Vater sie überhaupt hinter Schloss und Riegel halten kann? Scheinbar hat seine Klinik lausige Sicherheitsbestimmungen!“ Ruppig fuhr er mit einer Hand in ihr Haar und drückte sie fest gegen sich. „Das hast du einfach nicht verdient.“
„Du aber auch nicht.“ Marlene befeuchtete mit der Zungenspitze ihre ausgetrockneten Lippen. Sie hatte großen Durst, aber um nichts in der Welt wollte sie jetzt aufstehen.
„Doch, irgendwie schon.“ Patrick küsste ihr Haar. „Man kann blind sein, obwohl man perfekt sieht.“
„Du wusstest vorher nicht, wie sie ist. Oder dass sie krank ist.“
„Hör auf mich zu verteidigen“, murmelte er, doch er klang eher amüsiert als verärgert. „Ich war jung und dumm, aber ich denke, ich habe meine Lektion inzwischen gelernt.“
„Das ist gut“, hauchte sie. Ihre Augenlider waren so schwer, viel schwerer noch als ihr Durst groß war.
Doch Patrick war noch nicht bereit, sie schlafen zu lassen. Er langte zum Nachttisch, wo Heidi in weiser Voraussicht ein Wasserglas platziert hatte, und reichte es an Marlene weiter. „Trink erst was“, bat er. „Und sag mir, ob du noch irgendetwas anderes brauchst. Hast du Hunger? Willst du noch eine Schmerztablette? Ich habe auch ein Gel, das gegen blaue Flecke hilft.“
Gierig trank Marlene das Glas leer. „Ich brauche nichts, danke.“ Besorgt blinzelte sie ihn an. „Tut mir sehr leid, dass du heute nicht an deinem Modell arbeiten konntest.“
Patrick schnaubte. „Das Modell ist mir gerade total egal. Die ganze bescheuerte Ausstellung ist mir egal.“
„Ist sie nicht“, widersprach sie kraftlos.
Patrick atmete tief durch. „Nein. Das heißt aber nicht, dass sie wichtiger ist als du. Wir machen weiter, wenn du dich danach fühlst. Ganz einfach.“
„Also morgen wieder.“ Marlene gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Hab ja jetzt viel Zeit.“
„Wirklich? Möchtest du dich nicht lieber einfach erholen? Oder in deine Wohnung zurückgehen? Da gibt es bestimmt viel zu tun.“
Marlene zwang sich dazu ruhig zu atmen. Patrick aus ihrer Umarmung zu entlassen war ihr eben schon unmöglich vorgekommen, aber jetzt wieder allein zu sein erschien ihr richtiggehend falsch. „Ja, schon, aber nicht sofort“, nuschelte sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. „Falls das in Ordnung ist.“
„Wenn Heidi dich entbehren kann, sehr gern.“
Sie konnte regelrecht sein Lächeln hören. „Du meinst wohl, wenn sie sich von Ethan los reißen kann.“
Der Ausdruck auf Patricks Gesicht wurde spekulativ. „Hmmm.“
Marlene gähnte erneut. „Wieso bin ich nur so müde? Tut mir leid. Ich finde dich ganz bestimmt nicht langweilig.“
„Na das hoffe ich doch“, erwiderte er grinsend. Seine Stimme wurde weich und er streichelte zärtlich ihre Seite entlang und über ihren Kopf. „Nach dem Schrecken hast du dir den Schlaf verdient. Möchtest du, dass ich bleibe, oder hättest du lieber deine Ruhe?“
Darüber musste sie nicht nachdenken. „Bitte bleib.“
„Okay. Ich gehe nur schnell alles ausmachen, dann bin ich da.“
Dankbar lächelte Marlene ihn an und küsste die Finger, die sich von ihrer Schläfe zu ihrer Wange verirrt hatten. „Danke, Patrick.“
„Nicht dafür, Miss
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