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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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du vergisst da eine Kleinigkeit. Ich habe auch zu June nie wirklich Kontakt gehabt. Selbst wenn sie also eine tolle Frau war – und ja, auch ich habe davon gehört – , selbst dann muss das nicht bedeuten, dass ihre Enkelkinder alle automatisch genauso tolle Menschen sind.«
    »Du bist echt ein Optimist«, antwortete Lena grinsend. »Ich bewundere deine unbekümmerte, positive Sicht auf das Leben und die Menschheit im Allgemeinen.« Dann wurde sie plötzlich wieder ganz ernst und lehnte sich seufzend zurück. »Außerdem läuft da ohnehin nichts. Wir … ähm, haben tatsächlich vor ein paar Wochen zusammen zu Abend gegessen. Daraufhin wollte er mich eigentlich anrufen, hat dann aber seine Meinung geändert. Wir sind Freunde.«
    Er bemerkte den Sarkasmus in ihrer belegten Stimme, konnte jedoch auch eine gewisse Enttäuschung heraushören.
    »Verdammt, Lena, wenn dieser Kerl mit dir befreundet sein will, bin ich ein Funkenmariechen.«
    »Echt? Rasierst du dir auch die Beine?« Widerwillig musste er dann doch lächeln. »Hör zu, wir sind wirklich bloß Kumpels. Ich hatte erst gedacht, da wäre mehr, aber wir haben das geklärt, und sind nun einfach nur befreundet.«
    Das konnte doch nicht wahr sein! Wahrscheinlich wäre es weniger schmerzhaft gewesen, wenn Law seinen Schädel gegen eine Backsteinmauer geschlagen hätte, bis er bewusstlos wurde oder anfing zu bluten … oder beides. »Tja, vielleicht will er ja mit dir befreundet sein, aber da ist irgendwas.«
    »Du magst ihn nicht.«
    Law konnte gerade so ein Fluchen unterdrücken und verkniff sich auch ein Knurren, dabei hätte er am liebsten gegen den Laternenpfahl neben sich getreten. Stattdessen vergrub er nun die Hände in den Hosentaschen. »Ich kenne ihn ja kaum – also kann ich dir auch nicht sagen, ob ich ihn mag oder nicht.«
    Sie ließ die Schultern hängen.
    Law spürte einen Stich im Herzen, und er atmete hörbar aus. Mit geschlossenen Augen brummelte er vor sich hin: »Ich werde das so was von bereuen.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Ich habe nur mit mir selbst geredet.« Er rieb sich den Nacken und lehnte sich neben ihr ans Auto, sodass ihre Schultern sich fast berührten.
    In diesem Augenblick fiel ihm ein dicker Regentropfen auf die Nasenspitze, kurz darauf gefolgt von einem zweiten. Der Feigling in ihm wollte sich drücken – sie könnten ins Auto steigen, wo es warm und trocken war, und dieses Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt führen. Oder auch gar nicht mehr, was eine ebenso verlockende Alternative darstellte.
    »Was soll das denn heißen, dass er nur mit dir befreundet sein will? Du kannst vielleicht nicht sehen, was er dir für Blicke zuwirft, aber ich schon, Lena. Und glaub mir, Süße, so schaut man seine Freunde nicht an.« Er holte tief Luft und stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Wenn er sich zurückzieht, dann braucht er vielleicht einfach nur ein bisschen Zeit, oder vielleicht ist er auch einfach nicht ganz bei Trost, keine Ahnung. Aber der ist nicht bloß auf der Suche nach einem neuen Kumpel, um angeln zu gehen, so viel steht fest.«
    Lena runzelte die Stirn. »Also … wie jetzt, glaubst du, ich sollte mich noch einmal mit ihm verabreden? Oder besser gar nichts unternehmen?«
    »Ich weiß es nicht. Sieh mal, ich kenne den Typen nicht. Aber er scheint ein ganz patenter Kerl zu sein. Wenn es das ist, was du die ganze Zeit über wissen willst.«
    Sie lehnte sich gegen seinen Arm. »Patent, ja? Hast du die Rechte an dieser Aussage?«
    »Haha.« Law zog an einer Strähne ihres dicken, glänzenden Haars. »Jedenfalls darfst du sie weiterverwenden, wenn es sein muss.«
    Da war es wieder, dieses Lächeln.
    Ihm wurde ein wenig leichter ums Herz. Wahrscheinlich war es das wert. Schließlich hatte er sich ohnehin schon fast damit abgefunden, dass sie ihn niemals mit anderen Augen sehen würde.
    »Du glaubst also, dass er ganz in Ordnung ist?«
    »Jepp.« Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. »Aber so weit warst du wohl selbst auch schon, sonst wärst du gar nicht an ihm interessiert. Warum nimmst du mich hier also ins Kreuzverhör? Was spielt meine Meinung noch für eine Rolle?«
    Sie verzog das Gesicht. »Sagen wir mal so, zurzeit zweifle ich ein wenig an mir selbst. Zuerst sagt er, er werde mich anrufen, tut es dann aber doch nicht. Dann sagt er, er wolle mit mir befreundet sein, aber unterschwellig empfange ich eine ganz andere Botschaft von ihm … Und, na ja, wenn ich mit ihm rede, ist Freundschaft

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