Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Wut

Blinde Wut

Titel: Blinde Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scheibler
Vom Netzwerk:
sagte er mit der Attitüde desjenigen, der den großen Überblick hat.
    »Ach ja, stimmt«, meinte Lutz, der Wagner den kleinen Wissensvorsprung nicht zugestehen wollte.
    »Darf sie Herrn Däubler besuchen?« erkundigte sich der Arzt. »Ich meine, nicht jetzt, das geht selbstverständlich nicht, aber später, wenn es ihm wieder besser geht?«
    Lutz dachte kurz nach und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Wenn es ihm wieder besser geht, wird er höchstwahrscheinlich in die Krankenabteilung des Untersuchungsgefängnisses verlegt. Aber das wird der Haftrichter entscheiden. Grundsätzlich würde ich sagen: keine Besuche.«
    »Gut«, meinte Kröll, »dann weiß ich Bescheid.«
    Sie gingen weiter, und als sie die Frau erreichten, wurden sie von ihr aufgehalten. »Entschuldigen Sie bitte«, wandte sie sich an Lutz.
    »Sie wollen zu Herrn Däubler, hat mir der Herr Doktor gesagt«, kam Lutz ihrer Frage zuvor.
    Die Frau nickte.
    »Das läßt sich leider nicht machen«, beschied Lutz ihr. Dann fiel ihm ein, daß die Frau ja nicht wissen konnte, wer er war. »Kommissar Lutz von der Kriminalpolizei«, stellte er sich vor.
    »Ach so«, brachte die Frau hervor.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Ich bin seine geschiedene Frau«, gab sie sich zu erkennen, »Hildegard Däubler-Korth.«
    Lutz verbeugte sich knapp. »Tut mir leid, Frau Däubler-Korth, aber mit Besuchen werden Sie noch eine Weile warten müssen.«
    Frau Däubler-Korth war offensichtlich enttäuscht, aber sie nickte.
    »Ich gehe jetzt zu Ihrem Mann«, sagte Lutz und korrigierte sich sofort: »Ex-Mann, natürlich. Danach würde ich mich ganz gern mit Ihnen unterhalten.«
    Frau Däubler-Korth sah unruhig auf ihre Uhr. »Wird das lange dauern?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Ich habe nämlich noch einen Termin, den ich unbedingt einhalten muß.«
    Lutz dachte kurz nach. »Wissen Sie was? Sie geben meinem Assistenten Ihre Adresse, und dann werden wir uns wegen eines Termins bei Ihnen melden. Einverstanden?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    Lutz wandte sich an Wagner. »Sie warten hier auf mich!«
    »Ja, soll ich nicht mit?« fragte Wagner enttäuscht.
    »Es ist besser«, mischte Doktor Kröll sich ein, »wenn erst mal einer zu ihm geht.«
    Wagner war sauer, und er machte keinen Hehl daraus. In einem Ton, mit dem er einer so attraktiven Frau normalerweise nie begegnet wäre, herrschte er Hildegard Däubler-Korth an: »Also, wo wohnen Sie?«
    Er zückte sein Notizbuch und trat des besseren Lichts wegen an das Fenster. Frau Däubler-Korth mußte ihm folgen. Und diese Tatsache gab ihm das Gefühl, nicht ganz so bedeutungslos zu sein, wie er gerade eben noch gedacht hatte.
     
     
    Doktor Kröll führte Lutz unterdessen in das Krankenzimmer von Bernhard Däubler. Däubler lag in seinem Bett und drehte den auf skurrile Weise bandagierten Kopf hin und her. Die Augen hatte er geschlossen, aber sie wirkten, als er sie jetzt aufschlug, merkwürdig blicklos.
    Doktor Kröll war am Bettende stehengeblieben, während Lutz sich an der Seite des Bettes weiter vorwagte, bis er Blickkontakt mit Däubler aufnehmen konnte. Lutz wußte nicht so recht, wie er beginnen sollte.
    »Mein Name ist Lutz«, sagte er dann in einem sanften Tonfall. »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Obwohl nicht erkennbar war, ob Däubler diese Worte überhaupt wahrgenommen hatte, fuhr Lutz nach kurzem Zögern fort: »Sie heißen Bernhard Däubler?«
    Gespannt warteten Lutz und der Arzt auf eine Reaktion, und die erfolgte tatsächlich: Däubler nickte kaum merklich, aber immerhin, er nickte. Das ermutigte Lutz zu einer weiteren Frage: »Und Sie sind am 28. Juni geboren?«
    Däubler räusperte sich und sagte mit schwacher Stimme: »Ja, in Tübingen.«
    »Und von Beruf sind Sie Diplomingenieur?« hakte Lutz nach.
    Däubler nickte abermals.
    »Sind Sie verheiratet?« fragte Lutz. Däubler reagierte nicht, und Lutz sah, unsicher geworden, zu Doktor Kröll hinüber. Mit einem Nicken gab der Arzt dem Kommissar seine Zustimmung weiterzumachen. Lutz wollte seine Frage wiederholen, als Däubler sich unverhofft vernehmen ließ: »Wo ist Marion?«
    Lutz war ratlos und wußte nicht, wie er darauf reagieren sollte.
    »Warum besucht meine Frau mich nicht?« wollte Däubler wissen. Seine Stimme wurde immer kräftiger und seine Fragen bohrender: »Und Christian? Wo ist Christian?«
    »Herr Däubler…« versuchte Lutz ihn zu beruhigen, aber Däubler fuhr ihn nur an: »Wer sind Sie überhaupt?«
    Lutz sah hilflos zu

Weitere Kostenlose Bücher