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Blinde Wut

Blinde Wut

Titel: Blinde Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scheibler
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diesmal das Bedürfnis, seine Gefühle mit Marion zu teilen. Er wollte die Musik unbedingt mit ihr zusammen anhören, und das möglichst jetzt, sofort, und er hatte sie angerufen, um ein Treffen zu vereinbaren.
    Marion, sonst immer offen für seine Ideen und Anregungen, hatte sich ungewohnt gleichgültig gezeigt. Sie wirkte zerstreut und, wie Lorenz es empfand, ausweichend und abweisend. Und als sie ein Treffen rundweg ablehnte, vorgebend, sie habe Termine in der Stadt und eine Verabredung mit einer Freundin, fühlte er sich ausgegrenzt und war in tiefster Seele gekränkt.
    Von dem einmal getroffenen Entschluß, zu Marion zu gehen, konnte und wollte er nicht ablassen, auch wenn er Marion nicht antreffen würde. Er besaß einen Schlüssel zu ihrer Wohnung und würde die Platte, damit sie sie später abspielen und anhören konnte, irgendwo ablegen. Bei der Gelegenheit würde er sich auch wieder einmal in der Wohnung umsehen und in Dingen kramen können, die ihn, gerade weil sie ihn nichts angingen, um so mehr interessierten, konnten sie ihm doch Hinweise geben auf Intimes, über das Marion nicht mit ihm reden wollte. Eine Störung mußte er nicht befürchten. Marion war, wie sie ihm am Telefon gesagt hatte, in der Stadt, Bernhard an seinem Arbeitsplatz und Christian in der Schule.
    Trotzdem verhielt er sich vorsichtig und war darauf bedacht, von Nachbarn möglichst nicht gesehen zu werden, als er sich unauffällig der Wohnungstür näherte, den Schlüssel geräuschlos ins Schloß steckte, langsam umdrehte und die Tür behutsam aufdrückte. Wie gut er daran getan hatte, wurde ihm sofort bewußt. Aus dem hinteren Teil der Wohnung drangen nämlich leise Stimmen zu ihm, eine männliche und eine weibliche, deren Tonfall nicht vermuten ließ, daß es um die aktuellen amtlichen Börsenkurse ging. Die weibliche Stimme war die von Marion, aber die männliche nicht die von Bernhard, das hatte Lorenz gleich erkannt.
    Sein erster Gedanke war, so leise wieder zu verschwinden, wie er gekommen war. Aber dann siegte die Neugierde, und der Wunsch herauszufinden, wem zuliebe Marion ihn belogen und zurückgesetzt hatte, wurde fast zwanghaft. Ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen, schlich Lorenz über den Flur hin zum Schlafzimmer, aus dem die Stimmen und die unterdrückten Laute kamen.
    Die Tür stand ein wenig offen, Lorenz konnte in das Zimmer schauen, ohne befürchten zu müssen, daß man ihn bemerkte. Er hatte seine Schwester in der Vergangenheit schon oft nackt gesehen. Marion war nicht prüde, und wenn es einen natürlichen Anlaß für ihre Nacktheit gab, hatte sie es nie für nötig gehalten, sich schamhaft zu verhüllen. Auf Lorenz hatte ihre Nacktheit immer statuenhaft gewirkt und kein bißchen erotisch, und irgendwelche verbotenen Gedanken mußte er schon deshalb nicht unterdrücken, weil sie ihm schlicht und einfach nicht in den Sinn kamen.
    Als er Marion jetzt aber nackt auf dem Bett liegen sah, mit ihrem hingebungsvoll ausgestreckten Körper, ihrer matt gebräunten, seidig schimmernden Haut, ihren festen Brüsten, ihrem flachen Bauch und dem dunklen Dreieck zwischen ihren leicht geöffneten Schenkeln, ihrem zurückgebogenen Kopf mit den offenen Lippen und halb geschlossenen Augen und ihren weit ausgebreiteten Armen, die nur darauf warteten, den Geliebten zu umfassen, überkamen ihn plötzlich Empfindungen, die er in Verbindung mit ihr nie für möglich gehalten hätte, und es waren durchaus widerstrebende Gefühle, die ihn bewegten.
    Zuerst stellten sich Ekel, Abscheu und Verachtung ein. Dann aber, als der Mann, der seitlich neben Marion auf seinen Hacken gekniet und Lorenz den Rücken zugewendet hatte, sich über Marion beugte und anfing, ihren Körper mit den Händen, dem Mund und der Zunge zu liebkosen, und Marion sich wohlig dehnte und streckte und genußvoll zu seufzen begann, wichen diese Gefühle und machten einer sonderbaren Faszination Platz, die Lorenz regungslos verharren ließ und ihn daran hinderte, seinen Blick abzuwenden.
    Was dann geschah, erlebte Lorenz wie in Trance. Marion, die unter den Berührungen ihres Liebhabers immer begehrlicher und fordernder geworden war, half seinem Glied jetzt, den richtigen Weg zu finden und war erst zufrieden, als sie es tief in sich spürte. Die beiden gerieten in eine hemmungslose Ekstase, und als sie schließlich über- und ineinander zusammensanken, spürte Lorenz, daß er, ohne es gewollt oder auch nur das geringste dafür getan zu haben, einen Erguß

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