Blinde Zeugen: Thriller
Tiere.‹«
»Ich weiß …« Und dann: »Wie steht es mit Ihnen? Schlafen Sie inzwischen besser?«
»Hm? Was hat das denn –«
»Sie sehen müde aus.«
»War ein langer Tag gestern.«
Goulding drehte sich um und starrte ihn an. »Ich habe das vollkommen ernst gemeint: Eine Therapie könnte Ihnen wirklich helfen.«
»Könnten wir uns einfach auf Ricky Gilchrist konzentrieren? Bitte?«
»Es wäre absolut vertraulich. Sie könnten den Leuten erzählen, dass Sie mit mir an Täterprofilen arbeiten, wenn Ihnen das lieber ist?«
Die Tür ging auf, und Finnie kam mit finsterer Miene herein. »Okay – McRae, ich habe einen Job für Sie.«
Puh – Logan atmete insgeheim auf. »Guter Cop oder böser Cop?«
Der DCI hielt einen Moment inne. »Weder noch – ich möchte, dass Sie DS Pirie zur Hand gehen. Er kommt mit Harry Jordans Nutten einfach nicht weiter.«
»Was? Aber ich –«
»Hören Sie zu: Sie haben Gilchrist gefasst, und Sie haben ihn dazu gebracht, zu gestehen. Das ist ganz allein Ihr Verdienst. Was wir jetzt machen, sind lediglich die Aufräumarbeiten. Und seien wir doch ehrlich, Pirie hat in letzter Zeit nicht gerade mit Großtaten geglänzt, oder?« Finnie tätschelte Logans Schulter. »Ich brauche einen verlässlichen Mann, der Resultate erzielt.«
Harry Jordans schäbige Bordellwohnung war eine einzige Müllkippe. Nicht bloß verdreckt, sondern vollkommen ruiniert. Als hätte dort jemand mit einem Vorschlaghammer gewütet. Sämtliche Möbel waren zertrümmert: die grauen Sofas in Stücke geschlagen und zerrissen, die Füllung in großen Fetzen über die blanken Spanplatten des Bodens verteilt. Der Geruch nach extrastarker Bleiche trieb Logan die Tränen in die Augen, trotz der offenen Fenster.
Detective Sergeant Pirie versetzte einem zerfledderten Taschenbuch einen halbherzigen Tritt. »Ich brauch hier keinen, der mir die Hand hält.«
Logan lehnte sich ans Fensterbrett, das mit toten Schmeißfliegen übersät war. »Das war nicht meine Idee, okay? Beschwer dich bei Finnie.«
»Du bringst verdammt noch mal Unglück, weißt du das?«
»Vielen Dank, mir macht’s auch wahnsinnig viel Spaß, mit dir zu arbeiten.«
»Ach, leck mich doch –«
Die Wohnzimmertür ging auf, und Kylies Schwester Tracey schlurfte herein. Sie rieb sich die Armbeuge. »Das hatten wir doch schon geklärt«, sagte sie. Ihr Blick zuckte nervös im Zimmer umher, und sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie zitterte, und ihre Haut glänzte feucht. »Das war nicht Creepy, der Harry den Schädel eingeschlagen hat, okay? Das war so’n Schwarzer.«
Logan wies auf das Trümmerfeld. »Hatten Sie die Handwerker da, seit wir das letzte Mal hier waren?«
Sie zog die Nase hoch und starrte auf den Spanplattenboden. »Da waren welche von der Gesundheitsbehörde hier. Haben den ganzen Teppichboden rausgerissen wegen … na ja … wegen dem Blut halt.«
»Haben die auch die ganzen Möbel demoliert?«
»Wir hatten eine Party.«
»Na klar«, meinte Pirie. »Einladung zum fröhlichen Möbelzertrümmern. Brechstangen bitte selbst mitbringen.«
Sie streifte ihn mit einem Blick und starrte wieder auf den Boden. »Muss der unbedingt hier sein?«
»Natürlich muss ich hier sein, du blöde F–«
Logan fiel ihm ins Wort. »Vielleicht könnte DS Pirie uns allen ein schönes Tässchen Tee machen?«
Pirie grinste höhnisch. »Sonst noch was? Wenn hier je mand –«
»Und zwar am besten jetzt gleich .«
Pirie schien etwas sagen zu wollen, dann aber steckte er nur die Hände in die Hosentaschen und brummte beleidigt: »Na schön.« Er machte kehrt und stapfte hinaus.
»Ist ’n richtiges Arschloch, der da. Echt.«
Logan zuckte mit den Achseln. »Aber seine Frage war berechtigt. Entweder haben Sie hier schon sehr lange nicht mehr aufgeräumt, oder es hat jemand alles kurz und klein geschlagen.«
Sie wich seinem Blick aus. »Das war nicht … Wir …« Sie atmete tief durch. »Es war nicht Creepy, okay? Ich hab’s Ihnen doch gesagt, er war’s nicht.«
»Sind Sie sicher?« Er wartete, bis das Schweigen unangenehm wurde. »Ich habe das ernst gemeint, Tracey: Ich kann Ihnen helfen. Ich kann dafür sorgen, dass Sie von alldem wegkommen.« Seine Geste umfasste das ganze Elend, die ganze Verwüstung.
Sie rieb sich wieder den Arm. »Ich kann nicht …«
»Wenn Sie mir helfen, Colin McLeod hinter Gitter zu bringen, dann sorge ich dafür, dass Sie und Kylie Zeugenschutz bekommen. Sie könnten irgendwo anders noch einmal
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