Blinde Zeugen: Thriller
auf dem Absatz kehrt und schlenderte davon, eine fröhliche Melodie auf den Lippen.
Kaum war Finnie verschwunden, stellte der Terrier das Bellen ein.
Pirie gab Logan einen Klaps auf den Rücken. »Sie gehört dir, Kumpel«, sagte er und eilte dem DCI nach.
Unbehagliches Schweigen machte sich breit.
»Ich muss mich entschuldigen«, sagte Logan. »Chief Inspector Finnie ist manchmal ein wenig –«
»Er ist ein widerlicher Kotzbrocken.«
Der kleine Terrier kläffte, und Logan bückte sich, um ihm das wuschelige Fell zwischen den Ohren zu kraulen. »Wie geht es Simon?«
»Was glauben Sie denn? Er ist blind!« Sie raffte den Hund auf und drückte ihn an ihre Brust. »Und ihr Haufen von nutzlosen Versagern solltet die Schweine jagen, die ihm das angetan haben, anstatt seine Mutter einzusperren!« Ihre Stimme wurde immer lauter und lauter. Der Terrier begann wieder zu bellen.
Logan hob die Hände. »Hören Sie, es tut mir leid, aber wir –«
»Ihr solltet lieber … diese Schweine jagen …« Sie kämpfte gegen die Tränen an, doch in ihren grünen Augen glitzerte es schon feucht. Sie atmete tief durch, und ihre Schultern bebten. »Hinter denen solltet ihr her sein.«
»Dann sagen Sie mir, wer Simon sein Revier streitig zu machen versucht.«
»Ich hab es Ihnen doch schon mal gesagt, er ist ein seriöser –«
»Wie sollen wir die Kerle schnappen, wenn Sie nicht mit uns kooperieren?«
Sie bleckte die Zähne. »Ach, jetzt ist es also meine Schuld? Das ist ja wieder mal typisch. Den Opfern die Schuld in die Schuhe schieben!«
»War es Wee Hamish Mowat?«
Hilary stand da und starrte ihn an. »Sie sind ein Idiot. Kein Wunder, dass ihr es nicht schafft, die Typen zu fangen, die meinen Simon überfallen haben. Ihr schimpft euch Polizisten? Ihr Versager könntet ja nicht mal eine Schnecke mit Gipsbein fangen!«
»… und PC Buchan sagt: ›Hör mal zu, Alte, du lässt jetzt schön das Messer fallen, sonst …‹« Finnie unterbrach seine Anekdote, als Logan eintrat. Der DCI hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und die Hände im Nacken verschränkt. »Ah, McRae – pünktlich wie die Maurer. Hat Ms. Brander Ihnen noch Schwierigkeiten gemacht?«
»Nein, nur die Ohren vollgelabert.«
»Oh … na ja, was soll’s, man kann nicht alles haben. Ein tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten, das wäre noch das i-Tüpfelchen auf dem Tag gewesen.« Er bedeutete Logan, auf einem der Besucherstühle Platz zu nehmen. »Ich habe Pirie gerade von der Schlacht um Mrs. McLeods Wohnzimmer erzählt.«
Es klopfte an der Tür.
»Herein.«
PC Karim erschien und hielt eine Plastiktüte mit dem Logo einer Wein- und Spirituosenhandlung hoch. »Eine Flasche Champagner aus der Kühlvitrine …« Er stellte sie auf den Schreibtisch des Inspectors. Dann kramte er in seiner Hosentasche und förderte ein paar Pfundmünzen und etwas Silber zutage. »Und Ihr Wechselgeld.«
Finnie nahm die Flasche aus der Tüte. »Heidsieck Monopole, Jahrgangs-Champagner. Gute Wahl.«
»Danke, Sir.« Karim blieb vor dem Schreibtisch stehen und sah erwartungsvoll zu, wie DS Pirie drei Kristallgläser aus der untersten Schublade hervorholte und den Staub wegblies.
Finnie riss die Goldfolie vom Korken ab. Plötzlich hielt er inne und starrte den Constable an. »War noch irgendetwas?«
Karim wurde rot. »Nein, Sir.« Er stapfte zur Tür hinaus, und Logan schnappte gerade noch auf, wie der Constable irgendetwas über diese verdammten Geizkragen vom CID in seinen Bart brummte.
Finnie ließ den Korken knallen und schenkte schwungvoll ein. Der Schaum schoss in den Gläsern hoch, der edle Champagner lief über und tränkte den Ballistikbericht, der als Untersetzer diente.
Der DCI erhob sich. »Meine Herren, ein Toast: auf den McLeod-Clan. Mögen sie im Knast verrotten!«
»Mögen sie im Knast verrotten«, wiederholten sie im Chor, dann tranken sie.
Pirie schmatzte genüsslich mit den Lippen. »Gar nicht mal so übel.«
Finnie schenkte allen nach, setzte sich und schwang die Füße wieder auf den Schreibtisch. »Wissen Sie was, ich hätte heute Abend mal Lust auf ein Curry. Kommt jemand mit? Geht auf meine Rechnung.«
Logan nahm noch einen Schluck Champagner und unterdrückte ein Rülpsen. »Wollen Sie nicht Mrs. McLeod vernehmen?«
»Nee. Die alte Schreckschraube soll ruhig bis morgen früh in ihrem eigenen Saft schmoren. Sie ist schon unter Anklage gestellt, also hat es keine Eile. Bis Montag kommt sie hier nicht mehr raus. Ein Wochenende im
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