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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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gedauert, bis wir sämtliche Fitzelchen eingesammelt hatten.«
    Schließlich fand Logan die Socken unter dem Bett, wo sie sich vor dem Dreck und der Farbe versteckt hatten. Vier Paar wanderten in den kleinen Koffer, gefolgt von gerade so vielen Klamotten, wie er für den Kurzaufenthalt brauchte. »’tschuldigung.« Er schob sich an Samantha vorbei, ging ins Bad und begann seinen Toilettenbeutel zu packen.
    »Nun mach mal hin«, sagte sie und sah zu, wie er im Schrank nach einer Tube Zahnpasta kramte. »Es ist schon halb sieben. Was wollen wir zu Abend essen?«
    »Holen wir uns was vom Inder?«
    »Wir könnten doch auch weggehen. Ein bisschen einen draufmachen?«
    Der Toilettenbeutel wanderte in den kleinen Koffer. »Wär besser, wenn’s heute nicht so furchtbar spät würde – ich hab morgen früh um sieben Einsatzbesprechung.«
    »Oh.«
    »Tut mir leid.« Er zog den Reißverschluss des Koffers zu und wuchtete ihn vom Bett herunter. Dann machte er sich auf die Suche nach seinem Pass.
    Samantha zupfte am Saum des behelfsmäßigen Abdecktuchs herum, das über den Schrank drapiert war. »Es gibt schon wieder Gerüchte, dass das Labor geschlossen werden soll. Angeblich wollen sie alles nach Dundee verlagern, in dieses neue Gebäude.«
    Logan unterbrach die Jagd nach der Zahnpasta. »Welcher Idiot ist denn auf die glorreiche Idee gekommen? Wie sollen wir denn ohne Labor zurechtkommen?«
    »Ein paar Kriminaltechniker werden sie hier behalten müssen, für die Tatortarbeit und so, aber wir wären bloß bessere Aushilfen. Den Kram einsammeln, einpacken und nach Dundee schicken – fertig.«
    »Und was wird aus dir?«
    Schulterzucken. »Keine Ahnung. Von Stellenstreichungen war bis jetzt noch nicht die Rede.«
    Logan gab die Suche auf, um sie in den Arm zu nehmen und zu küssen.
    Später. Trunkene Gesänge wehten von der Straße herauf und zum offenen Schlafzimmerfenster herein. Sie lagen im Bett, Logan auf dem Rücken, die zerwühlte Bettdecke über den Knien, Samantha neben ihm auf der Seite. Sie hatte den Kopf auf seine Brust gelegt und fuhr mit dem Finger das Muster der Narben auf seinem Bauch nach.
    Logan starrte mit gerunzelter Stirn an die Decke, als sie sich vorbeugte, um eine der Narben zu küssen. »Sam?«
    »Mmmh?« Noch ein Kuss.
    »Warum machst du … Ich meine … das mit meinen Narben. Ich finde das irgendwie beunruhigend.«
    Sie erstarrte. »Was?«
    »Ist das irgend so ein Goth-Ding?«
    Sie setzte sich auf. Keine Küsse mehr. »Ich kann nicht glauben, dass du das gerade gesagt hast.«
    Er sah zu ihr auf. Ihre Silhouette zeichnete sich vor dem Fenster ab, und im schwachen Licht schimmerte ihr rotes Haar golden, als stünde es in Flammen. »Also … ist es so?«
    »Ich bin ein Freak – ist es das, was du sagen willst?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber du denkst es.«
    Logan zog sich die Decke bis über die Brust. »Immer, wenn wir nackt sind, spielst du damit. Ich mach mir nun mal allmählich Gedanken deswegen, okay?«
    »Du bist so ein Arschloch, McRae.« Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht und stieg aus dem Bett. »Ich fass es echt nicht.«
    Er knipste die Nachttischlampe an. Sie kämpfte gerade mit ihrer Unterhose. »Ich muss jetzt los.«
    »Sam, nun sei doch nicht so, ich –«
    »Wo ist mein Scheiß-BH?«
    »Ach, Mensch. Es tut mir leid, okay?«
    »Wie konnte ich nur ernsthaft glauben, du wärst anders?« Sie raffte ihr T-Shirt vom Boden auf und zog es sich über den Kopf. Dann packte sie ihre Lederhose und die Stiefel, stürmte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Logan ließ sich aufs Bett zurückfallen, hielt sich die Hände vors Gesicht und machte »AAAAAAAAAAAAAAAAHH!« War ja wohl zu viel verlangt, dass er sich mal jemand Nettes und Normales anlachte, oder? Nein, er musste sich immer zielsicher die aussuchen, die ihn todunglücklich machten.
    Die Schlafzimmertür flog auf, und sie war wieder da.
    »Willst du’s wirklich wissen? Ja?« Samantha warf ihre Lederhose auf den Boden und stapfte aufs Bett zu. Sie packte seine Hand und klatschte sie auf das gezackte Ethno-Tattoo, das sich von der Innenseite ihres linken Oberschenkels bis zu ihrem Bauch hinaufschlängelte. »Da, fühl mal. Na los, mach schon! Genau hier.«
    »Was meinst du? Ich fühle n–«
    »Nicht da, du Idiot, hier !«
    Eine Ansammlung kleiner Wülste, zehn bis fünfzehn Zentimeter lang. Kurven, gerade und gezackte Linien. Narbengewebe, verborgen unter der schwarzen Tinte der Tätowierung. Die Wülste, die

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