Blinde Zeugen: Thriller
die Metropolitan Police und das Sonderdezernat Organisierte Kriminalität flippen schier aus – die versuchen seit drei Jahren vergeblich, diese Nachschubkette zu sprengen. Finnie kommt sich so toll vor, dass es nicht mehr auszuhalten ist!«
Steel packte Logan und zog ihn Richtung Tür. »So, die Sitzung des Froschgesicht-Fanclubs ist beendet. Wir haben zu tun.«
»Und Sie sind sich Ihrer Sache ganz sicher?« Detective Chief Superintendent Bain lehnte sich an die Fensterbank in seinem Büro und verschränkte die Arme.
Logan nickte und legte die Phantombilder nebeneinander auf den Schreibtisch des DCS. »Ganz sicher.« Er tippte auf das Bild des Typen mit der Vokuhila-Frisur. »Das ist der Mann, der in Torry auf uns geschossen hat.«
»Und der andere?«
»Ich kann es nicht mit absoluter Sicherheit sagen, aber ich glaube, dass das der Mann ist, vor dem wir in Polen gewarnt wurden. Kurz vor der … Also …« Er hustete. Versuchte ruhig zu bleiben. Ein Bein fing an zu zittern. »Der … äh … Das einzige Foto, das ich gesehen habe, war vierzig Jahre alt. Aber …« Achselzucken. »Er könnte es sein. Die Augen passen.«
»Name?«
»Wadim Michailowitsch Krawtschenko. Hat unter den Kommunisten für die Geheimpolizei in Krakau und Nowa Huta gearbeitet und Dissidenten gefoltert. Angeblich erledigt er heute Auftragsarbeiten für Warschauer Gangster.«
»Hmm …« Bain fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den glänzenden Schädel. »Inspector?«
»Klingt plausibel. Wir hören seit Jahren Gerüchte, wonach Osteuropäer auf den hiesigen Markt drängen. Simon McLeod will nicht klein beigeben, also stechen sie ihm die Augen aus und versengen die Höhlen. Der gleiche Mist, den sie bei sich zu Hause schon seit den Siebzigerjahren abziehen. Das ist keine Rache, das ist eine Warnung an alle anderen.«
»Okay.« Der DCS griff nach seinem Telefon und begann zu wählen. »Holen wir Finnie her und –«
Logan legte rasch den Finger auf die Gabel, um die Verbindung zu trennen. »Verzeihung, Sir – aber ich denke, es wäre besser, diese Sache nicht an die große Glocke zu hängen.«
Bain starrte ihn an. »Sergeant McRae, mir ist ja bewusst, dass Sie in letzter Zeit so manches durchgemacht haben, aber wir müssen DCI Finnie hinzuziehen.«
»Sie können nicht –«
»Erstens: Er leitet die Ödipus-Ermittlungen. Und zweitens: Solange DI McPherson noch krankgeschrieben ist, ist Finnie auch für den Waffenfund in dem Wohnwagen zuständig.«
»Das hat nichts damit zu –«
»Die Untersuchung der Fingerabdrücke auf sämtlichen Waffen aus diesem Lager ist abgeschlossen. Der Abdruck, der von der Geschosshülse in der Gemischtwarenhandlung Kraków genommen wurde, stimmt mit latenten Abdrücken von den Waffen und dem Wohnwagen überein. Wenn Sie einen Verdächtigen identifiziert haben, muss Finnie darüber informiert werden.« Bain sah auf das Telefon hinunter und fixierte dann Logan. »Und jetzt nehmen Sie den Finger weg.«
»Wir …« Logan fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich glaube, dass Finnie korrupt ist.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich –«
»Ich habe gesehen, wie einer von Wee Hamishs Schlägern ihm einen braunen Umschlag zugesteckt hat. Der Typ ist um die zwanzig, grüne Haare, Pickel im Gesicht.«
Steel stieß einen Pfiff aus. »Johnny Urquhart? Ich dachte, der sitzt noch im Jugendknast?«
Bain legte den Hörer auf. »Beschuldigen Sie ernsthaft Detective Chief Inspector Finnie, von Hamish Mowat Bestechungsgelder anzunehmen?«
Schweigen.
»Ich weiß, was ich gesehen habe.«
»Finnie hat die höchste Erfolgsrate bei Drogenrazzien in der gesamten Truppe; er ist der reinste Spürhund. Erst letzte Woche – Heroin im Wert von einer Dreiviertelmillion bei diesem Wohnmobil-Fall. Wenn er sich schmieren lässt, wieso verhaftet er dann so viele Leute?«
»Ich weiß nicht … vielleicht ein Fall von Überkompensa tion.«
»Ach ja?«, warf Steel ein, »und wie kommt es dann, dass er so einen schrottigen Mondeo fährt? Einen Kombi noch dazu!«
DCS Bain schüttelte den Kopf. »Ich kann mir das nicht vorstellen.«
»Aber … was ist mit Rory Simpson? Er sagte, er hätte gehört, wie Krawtschenko mit einem Polizisten redete, als sie seine Wohnung verwüsteten, und –«
»Sergeant McRae, ich bin nicht bereit, polnische Gangster in meiner Stadt Amok laufen zu lassen, nur weil ein gesuchter Pädophiler ein bisschen unter Verfolgungswahn leidet. Ich habe Ihnen alle Freiheiten gelassen,
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