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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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die Nase hoch. »Du hast dich total beschissen benommen gestern Abend.«
    Er setzte sich auf den Besucherstuhl. »Wenn du keinen Hunger hast, kann ich es auch jemand anderem geben.«
    Sie schnappte nach dem Sandwich. »Das hab ich nicht gesagt, oder?«
    Er sah zu, wie sie die Zähne in ihr Sandwich schlug und wie die Tomatensauce aus ihren Mundwinkeln zu entkommen suchte, ehe er seine eigene Vormittags-Cholesterinbombe auswickelte. Ein Imbiss wie eine Sprengfalle: Zwei Spiegeleier in einem Butterbrötchen – da musste man jederzeit mit einer verheerenden Dotter-Explosion rechnen.
    Sie aßen eine Weile schweigend, dann holte Logan sein Notizbuch hervor und blätterte mit mehligen Fingern, bis er die richtige Seite gefunden hatte. »Die Buckie Ballad. Ein Fischtrawler, registriert in Peterhead; gehört einem gewissen Gerry McKee. Ist seit letzten Dienstag auf See und wird am frühen Freitagmorgen zurückerwartet.«
    Steel spülte einen Mundvoll Sandwich mit einem Schluck Kaffee hinunter. »Ist ja ’n Ding. Wir sind hier in Aberdeen, Mann – hier legen ständig Fischtrawler an und ab.«
    »Aber nicht mit einem Laderaum voller Waffen aus Beständen der Sowjetarmee.«
    Sie hielt mitten im Zubeißen inne. »Im Ernst?«
    »Im Ernst.« Er legte einen transparenten Beweismittelbeutel auf ihren Schreibtisch – Zytkas Brief. »Ich habe vorhin mit dem Hafenmeister gesprochen – die Buckie Ballad läuft immer ein, wenn sonst niemand in der Nähe ist. Ich habe ihn gebeten, die Überwachungsvideos von ihrem letzten Besuch durchzugehen, und er sagt, da sind Typen zu sehen, die mitten in der Nacht Fischkisten ausladen und sie direkt in einem Transit ohne Aufschrift verschwinden lassen.«
    Steel griff nach dem Brief und starrte ihn an. »Ein Schiff voller Waffen? Verdammte, gottverfluchte, beschissene …« Sie runzelte die Stirn, schlang den Rest ihres Sandwichs hinunter und lutschte eine Weile an ihren Zähnen. »Das Kennzeichen von dem Transporter?«
    »Das Bild ist zu unscharf.«
    »Du tropfst mir Eigelb auf den Schreibtisch.« Sie schwenkte ihren Stuhl hin und her, während Logan die runzligen gelben Tropfen mit dem Daumen wegwischte. »Na schön – wer weiß noch von der Sache?«
    »Nur du und ich. Und du schuldest der Fluchkasse zwei Pfund.«
    »Oh … verdammte Scheiße!« Ihre Miene verfinsterte sich wieder. »Gestern hab ich den ganzen Tag geflucht, wieso hast du da nicht gemeckert?«
    »Da war ich nicht im Dienst. Und jetzt sind es zwei fünfzig – das zweite ›verdammt‹ lass ich dir durchgehen.«
    Die nächsten zwanzig Minuten brachten sie damit zu, die »Operation Schleppnetz« an der Weißwandtafel auszuarbeiten. Anschließend überließ Steel es Logan, alles abzutippen und die Spuren zu beseitigen, während sie zur Toilette ging. Er wischte gerade die Tafel sauber, als sie zurückkam. Alles andere war schon erledigt: Anforderungsformulare, Risikoabschätzung, Notfallplan und Anträge auf Durchsuchungsbeschlüsse und Vollmachten. Sie sah alles durch und machte sich dann auf die Suche nach dem Leiter des CID.
    Logan sagte ihr nicht, dass ihr ein rund dreißig Zentimeter langes Stück Toilettenpapier hinten aus der Hose hing.
    Um nicht untätig im Büro herumzusitzen und auf sie zu warten, schlenderte er hinaus, um eine zu rauchen. Auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude standen ein paar Uniformierte herum, tranken Tee und lachten, also ging Logan zum Vorderausgang hinaus und spazierte die Queen Street hinunter, begleitet vom Dröhnen des Verkehrs und dem Kreischen der Möwen.
    Er zog seine Zigaretten aus der Tasche, aber seine Finger zitterten so, dass die verdammten Dinger kreuz und quer durch die Gegend flogen. Die halbe Schachtel lag vor seinen Füßen auf der Straße. Die würde er ganz bestimmt nicht mehr rauchen.
    War sowieso eine saublöde Angewohnheit. Es machte ihm ja noch nicht mal Spaß.
    Vorsichtig fummelte er die letzte verbliebene Zigarette aus der Schachtel und steckte sie sich zwischen die Lippen. Dann griff er in die Jackentasche und holte das Feuerzeug hervor. Er drehte am Rädchen, doch nichts passierte. Er versuchte es noch einmal. Schüttelte das Feuerzeug. Diesmal flogen Funken aus der Öffnung, winzige Explosionen, grell und schmerzhaft, und dann schlug eine Flamme heraus.
    Logan schauderte.
    Schloss die Augen.
    Lauschte auf das Pumpen und Rauschen des Bluts in seinen Adern.
    Und rümpfte die Nase, als es plötzlich neben ihm nach Urin roch.
    »Brauchste die nich’ mehr?«
    Logan

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