Blinde Zeugen: Thriller
Der Constable sackte ein wenig in sich zusammen. »Aber es ist die Einsatzbesprechung.«
»Ist mir egal.« Logan zog lange an seiner Zigarette. Diesmal hustete er sich wenigstens nicht die Lunge aus dem Leib. »Ich hab einen Termin beim großen Zampano – beim großmächtigen Zampano der Internen Beschissenen Dienstaufsicht.«
»Aber ich hab da ein tolles Ding …«
»Glückwunsch.«
»Nein, im Ernst – ich hab den Sperminator geschnappt. Du weißt schon, der Typ, der seine Soße an sämtliche Geländer geschmiert hat. Hab ihn gestern Abend festgenommen. Musste mich durch sieben Fantastilliarden Stunden Überwachungsvideos kämpfen, aber am Ende hab ich ihn erwischt, wie er auf dem Parkplatz vom Bon Accord Centre in ein Auto gestiegen ist. Ich gleich den Computer mit dem Kennzeichen gefüttert, und schon hatte ich ihn am Schniedel!« Er machte eine Kunstpause, die Arme ausgebreitet – offensichtlich in Erwartung von Beifall.
»Ich bin ehrlich beeindruckt.« Logan klopfte die erste kleine Aschelawine von seiner Zigarette ab. »Sieht dir gar nicht ähnlich, so viel Eigeninitiative.«
»Tja nun, jetzt, wo sie Beattie zum DI befördert haben, müssen sie ja wohl irgendeinen anderen zum Detective Sergeant machen, oder? Emma meint, ich kann –«
»Emma sagt, Emma meint. Du hörst dich an wie eine kaputte Schallplatte.« Er steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und formte seine Hände zu zwei nackten Bauchrednerpuppen. »Bla, bla, bla, bla.«
Rennie zog einen Flunsch. »Du bist bald genauso schlimm wie Steel, weißt du das?«
Logan blies eine Rauchfahne gen Himmel. »Du kannst mich mal.«
Schweigen.
»Also … kommst du jetzt mit zur Einsatzbesprechung?«
»Bist du taub?« Er drückte seine Zigarette an der Wand aus und wandte sich zum Hintereingang um. Dann hielt er inne. »Und mach dir mal keine Gedanken wegen dieser DS-Stelle – spätestens heute Mittag ist wieder eine frei.«
»Du siehst scheiße aus.« DI Steel ließ sich auf den unbequemen Stuhl neben Logan plumpsen. Es war Punkt sieben Uhr morgens, und sie saßen vor der Höhle des Löwen – dem Büro von Superintendent Napier.
Logan zog eine Braue hoch. »Das sagt die Richtige.« Sie trug einen grauen Hosenanzug, der einer Vogelscheuche gut zu Gesicht gestanden hätte. Gleiches galt für ihre Frisur. »Extravaganter Grunge-Look« wäre noch ein Kompliment gewesen. Für die Säcke unter ihren Augen hätte sie im Flugzeug extra bezahlen müssen.
Sie knuffte ihn ins Bein. »Ich hab schließlich kein Auge zugetan, okay? Susan weigert sich, nach Hause zu kommen, nennt mich einen ›rücksichtslosen Trampel‹. Sie sagt, erst will ich ihr kein Kind machen, und jetzt mache ich auch noch aus unserem Haus eine Pension für Perverse.« Sie holte eine Schachtel Nikotinkaugummis hervor, drückte zwei Stück aus der Blisterpackung, steckte sie in den Mund und kaute, als wären es lebende Wespen. Dann bot sie Logan welche an.
Er zuckte mit den Achseln, nahm sich zwei und fand schnell heraus, warum sie so ein Gesicht zog. »Uargh – woraus ist das Zeug denn gemacht?«
»Mein Haus sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, ich kann meiner Frau kein Kind machen, und meine Karriere ist im Arsch.«
Logan sackte auf seinem Stuhl zusammen. »Es tut mir leid, okay? Ehrlich. Das war alles nicht … Es tut mir einfach leid.«
»Was ist denn eigentlich das Problem?« Sie stierte vor sich hin. »Denkst du, dass ich deinem Spross kein gutes Elternteil wäre? Ist es das?«
»Nein … ich …« Er rieb sich das Gesicht und zuckte zusammen, als er die frische Prellung berührte, wo die Faust von Krawtschenkos Handlanger Grigor ihn getroffen hatte. »Ich weiß nicht.«
»Ja, ja, was juckt das dich, hm? Ist ja auch nicht deine Beziehung, die den Bach runtergeht, wie? Ist ja nicht dein Leben, das gerade bis zur Unkenntlichkeit versaut wird!«
Logan sah sie an. Und begann laut zu lachen.
»Was findest du denn so furchtbar witzig?«
Aber jetzt, wo er einmal angefangen hatte, kriegte er sich einfach nicht mehr ein.
Steel starrte ihn böse an. »Was ist denn los mit dir, Mensch? Ich bitte dich, mir zu helfen! Die lassen uns kein Kind adoptieren, die Kasse bezahlt uns keine künstliche Befruchtung, und privat können wir es uns nicht leisten. Sie wird mich verlassen, da bin ich mir verdammt sicher.«
Die Tränen strömten über Logans Wangen.
»Du bist echt ein Arschloch !« Steel schlug ihn noch einmal. »Das ist kein Witz, okay? Wir reden hier
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