Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
mal mit der Staatsanwältin reden und ihr erklären, dass Sie uns bei einer wichtigen Ermittlung behilflich sind. Es wäre dann an ihr, zu entscheiden, ob wir Anklage erheben oder nicht.«
    Rory wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und sagte: »Gut, ich mach’s.«
    Noch ehe es vier Uhr schlug, hatte Logan ganz brauchbare E-Fit-Phantombilder der Männer, die Simon McLeod geblendet und DI Steel eine Gehirnerschütterung verpasst hatten. Er hatte gerade Rory in den Zellentrakt zurückgebracht, als DS Pirie aufkreuzte. »Der Chef will dich sprechen.«
    Das traf sich ja gut – Logan wollte ihn auch sprechen.
    Detective Chief Inspector Finnie hatte eines der größeren Büros im vierten Stock, mit Blick auf den Parkplatz hinter dem Präsidium und auf die Rückseite einer Reihe von Granitbauten. DS Pirie lehnte an der Fensterbank und blätterte in einem Bericht der Spurensicherung, ein süffisantes Lächeln auf den Lippen. Ein paar Drucke des schottischen Malers Eric Auld zierten die Wand hinter Finnies Schreibtisch, und mit ihren fröhlichen Sommerfarben bildeten sie einen harschen Kontrast zur Miene des DCI, als er den Telefonhörer auflegte und Logan finster anstarrte.
    »Wie oft müssen wir dieses Gespräch noch führen, Sergeant?«
    »Sir?«
    »Habe ich mir das nur eingebildet, oder habe ich Ihnen gesagt, dass Sie alles vorher mit mir absprechen sollen?«
    »Aber Sie haben gesagt –«
    »Und nun stellen Sie sich meine Enttäuschung vor, als ich feststellen musste, dass Sie den einzigen Zeugen, den wir für die Ödipus-Überfälle haben, vernommen haben, ohne mich auch nur von seiner Existenz in Kenntnis zu setzen.«
    »Wir haben ihn dabei erwischt, wie er versuchte, kleine Kinder –«
    »Ich habe sechs Opfer mit ausgestochenen Augen, Sergeant McRae: sechs. Und Sie haben nicht nur auf der ganzen Linie versagt bei dem Versuch, den Täter dingfest zu machen – unterbrechen Sie mich nicht –, nein, Sie haben auch noch einen Zeugen unterschlagen!« Er klatschte ironisch Beifall. »Bravo. Gut gemacht. Sie müssen ja so stolz sein. Es ist mir ein Rätsel, warum man Sie noch nicht zum DI befördert hat.«
    Er streckte die Hand aus, und Logan hatte plötzlich große Lust, darauf zu spucken.
    »Na los«, sagte Finnie, »zeigen Sie mal die Phantombilder her.«
    Logan reichte ihm die Ausdrucke, und der DCI betrachtete die am Computer erstellten Porträts. Der eine Mann war vielleicht Mitte dreißig: dichte Augenbrauen, grobe Züge, gebrochene Nase und kleine Schweinsäuglein. Der andere sah aus wie ein alternder Filmstar – einer von denen, die immer noch in Actionfilmen den Helden spielen: graues Haar, stählerner Blick.
    »Und wir sollen glauben, dass die Typen tatsächlich so aussehen?«
    »Simpson hat schon mal in Peterhead gesessen, er weiß, was ihn erwartet, wenn er wieder hinter Gitter kommt.«
    »Sie haben einen Deal mit ihm gemacht?«
    »Das glaubt er jedenfalls.«
    »Verstehe …« Finnie lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen zusammen, während er eine Weile die Decke anstarrte. »Pirie?«
    Sein Adlatus warf nur einen flüchtigen Blick auf die Ausdrucke. »Gefällt mir nicht. Laut Profil suchen wir nach einem männlichen Einzeltäter von Mitte zwanzig.«
    »Tja, dann stimmt eben das Profil nicht«, meinte Logan.
    Pirie hielt das E-Fit des älteren Mannes hoch. »Bist du sicher , dass er so ausgesehen hat?«
    Logan machte den Mund auf – und wieder zu. Er hustete. »Genau genommen habe ich keinen der beiden richtig gesehen  – na ja, irgendwie schon, aber es war dunkel, und ich hatte die Augen voller Pfefferspray. Aber Rory Simpson –«
    »Ist ein Pädophiler, der mit einer deftigen Haftstrafe rechnen muss, weil er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hat. Ich würde ihm nicht eine Sekunde über den Weg trauen. Er erzählt dir genau das, was du hören willst.« Pirie grinste herablassend. Blöder Sack. »Das Profil sagt ganz klar, dass unser Täter von hier ist und allein arbeitet. Deswegen ist das hier –«
    »Reden Sie keinen Unsinn, Pirie.« Finnie schürzte die wulstigen Lippen und drehte seinen Stuhl ein paarmal hin und her. »Wir ignorieren doch keine Beweise, nur weil sie nicht zum Profil passen. Mailen Sie diese Porträts Dr. Goulding, und schreiben Sie ihm, dass ich so schnell wie möglich ein überarbeitetes Profil von ihm brauche. Und lassen Sie Plakate drucken – ich will, dass die Dinger bis Dienstschluss in ganz Aberdeen hängen. ›Haben Sie

Weitere Kostenlose Bücher