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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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eine Gutenachtgeschichte vor?«
    »Wir –«
    »Sicher versohlt sie Ihnen ordentlich den Hintern, wenn Sie nicht brav waren.«
    Und da wurde Rennie noch röter im Gesicht.
    »Sie tut’s!« Steel lachte schallend und versprühte dabei einen Schwall halb zerkauter Brot- und Schinkenspeckbröckchen. »Sie sind mir vielleicht ein Perverser!« Fünf Minuten später hatte sie es offenbar satt, den Sergeant zu triezen, denn sie rief quer durch den Raum: »Eh, Pirie, wo steckt Ihr Herr und Meister?
    DCI Finnies Adlatus warf einen Blick auf seine Uhr. »Müsste eigentlich schon hier sein.«
    »Ich weiß, wo er sein müsste  – was ich wissen will, ist, wo er im Moment ist!«
    »Ähm …«
    »Herrgott noch mal.« Steel marschierte nach vorn. »Okay, wir werden alle nicht jünger, also schießen wir los: Einsatzbesprechung. Alle aufstehen, die gerade an einem Fall arbeiten.«
    Totenstille.
    »Tante Roberta sagt: Hebt eure Ärsche, ihr faulen Säcke!«
    Widerstrebend folgten sie ihrem Befehl, und das Quietschen der gummierten Stuhlbeine auf dem grünen Terrazzoboden erfüllte den Raum.
    »Schon besser.« Steel verschränkte die Arme. »Okay, wenn Sie jemanden sehen können, der auch an Ihrem Fall arbeitet und einen höheren Dienstgrad hat, können Sie Ihren Hintern gleich wieder parken.«
    Übrig blieben ein halbes Dutzend Detective Constables und Detective Sergeants. Steel ließ sich von jedem einen kurzen Ermittlungsbericht geben: Hintergrund, gegenwärtiger Stand und mutmaßliche Chancen, die Sache nicht völlig zu verbocken. Der Letzte, der noch stand, war DS Pirie.
    Er fuhr sich mit der Hand durch sein drahtiges rotes Haar, strich die Anzugjacke über seinem spindeldürren Leib glatt und brachte die Truppe auf den neuesten Stand zur Operation Ödipus. Die Dias waren schon für den abwesenden DCI Finnie vorbereitet, und Pirie fing von vorn an. Das übel zugerichtete Gesicht es allerersten Opfers füllte die Leinwand aus. »Tolek Dobrowski, dreiundzwanzig, Elektriker, geboren in Gda n ´ sk.«
    Steel knüllte die Alufolie von ihrem Sandwich zusammen und warf damit nach dem Detective Sergeant. »Lassen Sie den Quatsch, das haben wir doch alles schon durchgekaut. Erzählen Sie uns lieber etwas, was wir noch nicht wissen.«
    Die hellen Stellen zwischen Piries Sommersprossen liefen rot an. »Na schön …« Er blätterte in seinen Notizen. »Das … Da haben wir’s: Das Einzige, was alle Opfer bis auf Simon McLeod gemeinsam haben, ist die polnische Staatsbürgerschaft. Und dass sie uns nicht erzählen wollen, was passiert ist oder warum.« Er drehte sich um und deutete auf die Leinwand. »Jemand tut einem das an, und man weigert sich, mit der Polizei zu reden?«
    Steel schnaubte. »Sie haben Schiss, Sie Idiot. Was glauben Sie, was unser Augenausstecher machen würde, wenn er dahinterkäme, dass sie gesungen haben – ihnen einen Kuchen backen? Los, weitermachen!«
    »Äh, ja, also …«
    Rennie reckte die Hand hoch. »Warum nennen wir ihn eigentlich Ödipus?«
    Pirie straffte die Schultern und fixierte den Störer mit einem bösen Blick. »Wenn Sie aufgepasst hätten, Constable , dann wüssten Sie, warum. Und jetzt –«
    »Ja, schon, aber Ödipus hat mit seiner Mutter geschlafen, seinen Vater umgebracht und sich dann selbst die Augen ausgestochen. Er hat niemand anderen geblendet.«
    Steel schnaubte erneut. »Und wenn jemand weiß, wie es ist, mit seiner Mutter zu schlafen, dann ist es Rennie.«
    Gelächter.
    Der Constable errötete. »Wenn wir einen passenden Namen suchen, dann sollten wir ihn Cornwall nennen – das ist der, der in König Lear den Grafen von Gloucester blendet. Bei Shakespeare, ja?«
    Pirie starrte ihn nur an. »Wenn Sie nichts Konstruktives beizutragen haben, Constable , dann halten Sie den Mund.«
    Rennie nahm die Hand herunter, und Finnies Adlatus nickte. »So, hat sonst noch jemand irgendwelche albernen Kommentare abzugeben …?« Schweigen. »Gut. Das Profil haben wir nach dem Angriff auf DS McRae und DI Steel letzten Freitag von Dr. Goulding aktualisieren lassen – bitte nehmen Sie sich jeder ein Exemplar und lesen Sie es auch. Dr. Goulding geht jetzt davon aus, dass wir nach zwei Männern suchen müssen.« Die E-Fits erschienen auf der Leinwand. »Sie haben diese Gesichter auf den Plakaten gesehen, die überall in der Stadt hängen, aber bedenken Sie, dass sie möglicherweise falsch sind. Ohne DS McRae zu nahe treten zu wollen – aber seine Quelle ist ausgesprochen fragwürdig. Die Plakate

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